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Politik

SIPRI: Rüstungsboom hält an

9. Dezember 2019

Die weltweite Waffenproduktion läuft weiter auf Hochtouren: Laut der neuen Studie des "Stockholm International Peace Research Institute" haben die 100 größten Rüstungsunternehmen 2018 ihre Umsätze erneut gesteigert.

Kampfjet  F-35
Lockheed Martins Verkaufsschlager F-15: Unangefochten an Platz einsBild: Getty Images/AFP/J. Guez

Die Verkäufe der 100 größten Rüstungsunternehmen und militärischen Dienstleister sind im Jahr 2018 weltweit noch einmal gestiegen. Insgesamt lag ihr Umsatz bei 420 Milliarden US-Dollar (ca. 379 Milliarden Euro) und damit rund 4,6 Prozent höher als 2017.

Im Vergleich zu den Umsätzen des Jahres 2002 liegen die weltweiten Rüstungsumsätze sogar um 47 Prozent höher. Das hat das "Stockholm International Peace Research Institute" (SIPRI) in seiner neuen Erhebung ermittelt, in der es um den Umsatz der 100 größten Rüstungsunternehmen weltweit geht. China wurde in der Studie nicht berücksichtigt. Es lagen keine vertrauenswürdigen Daten vor.

Die Umsatzsteigerung geht vor allem auf die fünf größten US-amerikanischen Unternehmen zurück. Auch europäische Unternehmen konnten ihren Umsatz steigern, wenngleich nur um 0,7 Prozent. Ihr Umsatz belief sich auf 102 Milliarden US-Dollar (gut 92 Milliarden Euro).

Der Umsatz russischer Unternehmen ging hingegen um 0,4 Prozent zurück. Insgesamt setzten sie im vergangenen Jahr 36,2 Milliarden US-Dollar um (32,5 Milliarden Euro).

Umsätze: USA vorn

Die zehn größten Rüstungsunternehmen weltweit steigerten ihren Anteil um 5,8 Prozent auf 210 Milliarden US-Dollar (190 Milliarden Euro). Erstmals seit 2002 besteht die Gruppe der fünf größten Rüstungsunternehmen erneut ausschließlich aus US-Firmen. Diese bestreiten 35 Prozent der Umsätze der größten 100 Rüstungsunternehmen weltweit (siehe Grafik).

Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin steht weiterhin unangefochten an Platz eins: Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz 2018 um 5,2 Prozent - und bestreitet damit elf Prozent der Umsätze der 100 größten Rüstungsunternehmen weltweit. Wesentlicher Grund für die Steigerung ist der Verkauf des F-35-Tarnkappen-Kampfjets an die USA und andere Länder.

Boeing, das zweitgrößte Rüstungsunternehmen der Welt, kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 29,2 Milliarden US-Dollar (26 Milliarden Euro). Der Zuwachs beruht - einem von SIPRI zitierten Papier der Trump-Administration zufolge - vor allem auf einem "zwischenstaatlichen strategischen Wettbewerb".

In dem Washingtoner Papier heiße es weiter, die USA stellten sich vor allem dem Kräftemessen mit ihren beiden größten Herausforderern, Russland und China. Demnach bekennt sich die US-Regierung zu ihrer 2017 erklärten Selbstverpflichtung, das militärische Waffenprogramm auszubauen.

Ein "Boxer" Radpanzer von Rheinmetall. Der deutsche Anteil am internationalen Rüstungsgeschäft sank im Vergleich zum Vorjahr.Bild: Rheinmetall AG

Zudem verschmolzen 2017 einige Rüstungsunternehmen, was sich ein Jahr später in gesteigerten Umsätzen niederschlug. "Die daraus resultierende Flut von Fusionen und Übernahmen zeigt, dass US-amerikanische Rüstungsunternehmen von einem technisch herausfordernden Programm ausgehen", heißt es in der SIPRI-Studie.

Großbritannien gut im Geschäft

Aus Europa kommen 27 der 100 weltweit größten Rüstungsunternehmen. Größter Waffenhersteller in Westeuropa bleibt Großbritannien gefolgt von Frankreich. Größter britischer Player ist der Mega-Konzern "BAE Systems" mit mehr als 83.000 Mitarbeitern. Britische Unternehmen erzielten 2018 einen Umsatz von 35,1 Milliarden US Dollar, (31,8 Milliarden Euro), französische 23,2 Milliarden US-Dollar (21,08 Milliarden Euro) und deutsche 8,4 Milliarden US-Dollar (7,63 Milliarden Euro). Der Anteil der deutschen Unternehmen am internationalen Rüstungsgeschäft ging damit um 3,8 Prozent zurück.

Die beiden trans-europäischen Unternehmen - Airbus und Matra BAe Dynamics Aérospatiale (MBDA) - erreichten zusammen einen Umsatz von 15,4 Milliarden US-Dollar (13,99 Milliarden Euro).

Russland holt auf

Die russischen Unternehmen erzielten einen Umsatz von 36,2 Milliarden US-Dollar (32,89 Euro) und kommen damit auf einen Anteil von 8,6 Prozent der weltweiten Waffenproduktion. Seit dem Jahr 2009 habe sich der Anteil der russischen Unternehmen an den Umsätzen weltweit kontinuierlich vergrößert, informiert SIPRI.

"Dieser Anstieg ist nicht nur auf die starke Inlandsnachfrage zurückzuführen", so SIPRI-Expertin Alexandra Kuimova, "sondern auch auf das anhaltende Umsatzwachstum im Ausland, insbesondere mit dem Flugabwehrsystem S-400."

Zur Liste der Top 100 gehören Rüstungsunternehmen aus acht weiteren Ländern: Israel, Indien, Süd-Korea, Türkei, Australien, Kanada und Singapur. Zusammen erzielten sie einen Umsatz von 36,2 Milliarden Dollar (32,89 Milliarden Euro).

Kersten Knipp Politikredakteur mit Schwerpunkt Naher Osten und Nordafrika