Herrlicher Kitsch, wenn auch umstritten - das ist "Sissi". Die Historienschnulze mit Romy Schneider in der Hauptrolle kam vor 65 Jahren ins Kino.
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Zum 40. Todestag von Romy Schneider: Ihre schönsten Filme
Am 29. Mai 1982 starb Romy Schneider. Ihr Leben war geprägt von Höhepunkten auf der Filmleinwand und Tiefschlägen im Privatleben. Ein Rückblick auf ein bewegtes Leben und ihre größten Kinoerfolge.
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"Sissi" machte sie zum Star
16 Jahre alt war Romy Schneider, als sie Regisseur Ernst Marischka für seinen Film "Sissi" verpflichtete. Es war nicht ihr erster Auftritt vor Filmkameras, aber der entscheidende, denn danach war sie ein Star. Der unglaubliche Erfolg zog einige Fortsetzungen nach sich, für Romy wurde die Popularität aber schnell zum Fluch. In Deutschland und Österreich wollte man sie nur noch als "Sissi" sehen.
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Leichte Unterhaltung in "Scampolo"
Ende der 1950er-Jahre beherrschten Heimatfilme und leichte Unterhaltung die deutsche Kinoszene. "Sissi" war eine der Säulen des populären deutschen Kinos jener Zeit. Auch mit ihren nächsten Filmen bewegte sich Romy Schneider in diesem Umfeld. "Scampolo" gehörte noch zu den besseren Filmen der Schneider in diesen Jahren. Dort spielte sie ein Waisenmädchen an der Seite von Paul Hubschmid auf Ischia.
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Mit "Der Prozeß" auf internationaler Bühne
International wurden aber damals schon zahlreiche renommierte Regisseure des Weltkinos auf die gebürtige Österreicherin aufmerksam. Das amerikanische Kinogenie Orson Welles verpflichtete die junge Mimin 1962 für seine Kafka-Verfilmung "Der Prozeß". An der Seite von Jeanne Moreau, Anthony Perkins und Welles selbst brillierte Romy Schneider in der Rolle der jungen Leni.
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Kultfilm "Der Swimmingpool"
Ende der 1960er-Jahre, Romy Schneider hatte schon einige Filme in Frankreich gedreht, wurde ihr Auftritt an der Seite ihres damaligen Freundes und Filmpartners Alain Delon in "Der Swimmingpool" zum Kassenerfolg. Das elegante, vor allem auf schöne Bilder setzende Melodrama brachte Romy Schneider Schlagzeilen - besonders in der Boulevardpresse.
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Lieblingsregisseur Claude Sautet
"Die Dinge des Lebens" von Regisseur Claude Sautet wurde für Romy Schneider 1970 dann zu einem besonderen Werk in ihrer Karriere. Mit Sautet hatte sie "ihren" Regisseur gefunden. Bei Sautet konnte sie - an der Seite von Filmpartnern wie Michel Piccoli - zeigen, was in ihr steckte. Sie streifte ihr "Sissi"-Image endgültig ab und wurde als Charakterschauspielerin wahrgenommen.
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Noch einmal Kaiserin Elisabeth
1972 sollte Romy Schneider noch einmal als Kaiserin Elisabeth zu sehen sein, allerdings in einem Film von ganz anderem künstlerischen Kaliber. Der große italienische Regisseur Luchino Visconti setzte die inzwischen anerkannte Schauspielerin in seinem grandiosen vierstündigen Film "Ludwig II." ein. An der Seite von Helmut Berger in der Titelrolle strahlte Romy Schneider Schönheit und Grandezza aus.
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Skandalerfolg I: "Trio Infernal"
Doch Romy Schneider kämpfte Mitte der 1970er-Jahre immer noch gegen in Deutschland gepflegte Vorurteile an, die die Boulevardpresse genüsslich ausbreitete. Der Schauspielerin wurde übel genommen, dass sie nicht mehr "Sissi" sein wollte und zudem lieber in Frankreich drehte. Skandalerfolge wie "Trio Infernal" (1974) sorgten dafür, dass sie hierzulande nicht unbedingt beliebter wurde.
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Skandalerfolg II: "Nachtblende"
Direkt nach "Trio Infernal" drehte Romy Schneider "Nachtblende", in dem sie eine erfolglose Schauspielerin spielt, die Softpornos macht, um Geld zu verdienen. Besonders in diesen beiden Filmen testete Romy Schneider Grenzen aus, zeigte viel nackte Haut und legte exzessive Auftritte hin. In Frankreich wurde sie dafür mit Preisen ausgezeichnet, in Deutschland war das Publikum noch nicht so weit.
Bild: picture-alliance/ dpa
Missglückte Rückkehr ins deutsche Kino
Romy Schneiders Versuche, auch in Deutschland wieder Fuß zu fassen, scheiterten. Das lag nicht an ihrem schauspielerischen Können. Die Heinrich-Böll-Verfilmung "Gruppenbild mit Dame" ging im Kino unter und war künstlerisch auch nicht vollkommen gelungen. Die Regisseure des "Neuen Deutschen Films" konnten mit dem "deutschen" Star aus dem Nachbarland Frankreich wenig anfangen.
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Abschied: "Spaziergängerin von Sans-Souci"
Ihre letzten Lebensjahre waren von wechselnden Partnerschaften gekennzeichnet und wurden vom tragischen Unfalltod ihres Sohnes überschattet. Die Spuren dieses privaten Leids konnte man ihren letzten Auftritten ansehen. "Die Spaziergängerin von Sans-Souci", der 1982 in die Kinos kam, war ihr letzter Film. Die deutsche Premiere im Herbst 1982 erlebte sie nicht mehr. Sie starb ein paar Monate vorher.
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Neue Romy-Schneider-Doku: "Femme libre"
Auch 40 Jahre nach ihrem Tod ist das Interesse an Romy Schneider ungebrochen. Mit ihrer neuen Doku "Romy, femme libre", die gerade in Cannes Premiere feierte, widersprechen Lucie Cariès und Clémentine Deroudille jedoch dem oft gezeigten Bild von Romy Schneider als zerbrechlichem Weltstar und Opfer ihres Schicksals. Stattdessen zeigen sie sie als mutige, entschlossene und freie Frau.
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Wieder mal ist Weihnachten, wieder mal Zeit für "Sissi": Die schöne, junge Wiener Kaiserin mit dem strahlenden Lächeln und den leuchtend blauen Augen bringt viele Deutsche noch heute in Festtagsstimmung. Der Österreicher Ernst Marischka hat die dreiteilige "Sissi"-Saga mit Romy Schneider in der Hauptrolle verfilmt. Die Kino-Premiere des ersten Teils am 21. Dezember 1955 versetzte das Wiener Publikum in Verzücken. Denn ″Sissi" war Balsam auf die Seele der mental ausgehungerten Nachkriegsgesellschaft.
Völlig unerheblich ist für Fans bis heute, wie sehr Marischka die historische Wirklichkeit verfälscht hat. Denn tatsächlich hätte die Liebesgeschichte zwischen Elisabeth (die "Sisi" genannt wurde) und Franz Joseph "nicht einmal für einen Kurzfilm" ausgereicht, wie das Wiesbadener Tagblatt 1957 ätzte, als Österreich den dritten "Sissi"-Film stolz zum Festival in Cannes einreichte. Doch die Kritiker sollten sich täuschen.
"Sissi" - ein Kassenschlager
Einen Tag nach der erfolgreichen Filmpremiere in Wien kommt ″Sissi" in München in die deutschen Kinos. Es folgen die Fortsetzungen ″Sissi - Die junge Kaiserin" (1956) und ″Sissi - Schicksalsjahre einer Kaiserin (1957). "Sissi" erweist sich als Kassenschlager: Bis zu 25 Millionen Kinozuschauer liegen dem Leinwandpaar Romy Schneider und Karlheinz Böhm zu Füßen, genaue Zahlen gibt es nicht.
"Sissi" erzählt von den frühen Jahren der Kaiserin Elisabeth. Die Filmgeschichte basiert auf dem gleichnamigen Roman von Marie Blank-Eismann, der 1952 im Stuttgarter Titania-Verlag in zwei Teilen erschienen war. Doch schon 1933 hatte Sissi in der Roman-Zeitschrift "Blütenregen" ein Vorleben als illustrierter Fortsetzungsroman.
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Viel Kitsch, viel Kritik
Kritiker werfen Regisseur Marischka vor, er habe reinsten Kitsch produziert, doch geht der Vorwurf ins Leere. Zwar liefert ″Sissi" kein getreues Abbild der K.-u.-k-Doppelmonarchie Österreich/Ungarn. Doch immerhin: Die Grundzüge der Filmstory stimmen - die schnelle Entfremdung der jungen Elisabeth vom Wiener Hof, ihre Ungarn-Begeisterung, ihre ständigen Fluchten ins Ausland. Und: "Ich will ja gar nicht Kaiserin werden! Ich will frei leben ohne Zwang!", sagt ″Sissi" im Film. Vor allem aber ist "Sissi" ein Kinofilm, der schon früh Hollywood-Methoden kultivierte, indem er mit schönen Bildern herzbewegende Geschichten erzählt und damit Kinogeschichte schrieb.
Romy Schneider war gar nicht glücklich mit der Rolle, die sie berühmt gemacht hat. "Das pappt mein Leben lang wie Grießbrei an mir", klagte sie in einem späteren Interview. Karlheinz Böhm beschwerte sich, die Inszenierung entführe die Zuschauer in eine "rosarote Marzipanschweinchen-Welt". Böhm brach mit seinem "Sissi"-Image, als er 1959 in der englischen Produktion "Augen der Angst" einen psychopathischen Frauenmörder spielte. Der Film bescherte Böhm einen Karriereknick. Doch der Popularität von "Sissi" konnte das nichts anhaben: Die Lizenzen für die Filme wurden in Länder rund um den Globus verkauft, darunter in die USA, nach Russland, Japan und in den Irak.
Geteilte Lager
Und der Mythos "Sisi" lebt weiter: Der Streamingdienst Netflix will das Leben der österreichischen Kaiserin jetzt mit der Jungschauspielerin Devrim Lingnau in der Hauptrolle verfilmen. Die Dreharbeiten sollen im Frühjahr 2021 beginnen; Arbeitstitel ist "The Empress" - "Die Kaiserin".
Einstweilen lässt sich die Höhe des Feiertages daran ablesen, ob "Sissi" und ihr kongenialer Partner Franz Joseph auf der Fernsehmattscheibe erscheinen. Die Wiederholungen bescheren den Sendern noch immer zweistellige Marktanteile: In vielen Familien Deutschlands und Österreichs verkürzt das Monarchenpaar die Zeit zwischen Weihnachtsbraten und Kaffeetrinken. Auch wenn es bisweilen auf einen Showdown hinausläuft - zwischen "Sissi"-Fans und "Sissi"-Verächtern.