"HK in die Freiheit", unter diesem Motto haben sich hunderte Demonstranten in der Ankunftshalle versammelt. Drei Tage lang wollen sie am Flughafen und an anderen Orten Hongkongs gegen die Führung in Peking protestieren.
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Hunderte, teils mit Helmen ausgestattete und maskierte Demokratie-Aktivisten haben mit einem Sitzstreik im Flughafen von Hongkong gegen den Einfluss Chinas demonstriert. Mit Sprechchören wie "Keine Randalierer, nur Tyrannei" drückten sie ihren Unmut über die Regierung in Peking aus. "Fragen Sie mich zu Hongkong" oder "Retten Sie Hongkong vor Tyrannei und Polizeigewalt" hieß es auf Schildern in verschiedenen Sprachen. "Wir wollen mehr Leute wissen lassen, was in Hongkong passiert," sagte eine Demonstrantin.
Proteste zum zweiten Mal am Flughafen
Angekündigt wurde die dreitägige Flughafenkundgebung in Online-Netzwerken mit einer nachgemachten Bordkarte, auf der "HK in die Freiheit" stand. Ankommende Passagiere schienen beim Anblick des Sitzstreiks irritiert, einige machten Fotos und ließen sich Flugblätter reichen. Die Französin Clara Boudehen zeigte sich "sehr beeindruckt" von den Protesten. "Unsere Demokratie ist nicht uneingeschränkt, wir müssen dafür kämpfen", fügte sie hinzu.
Die Proteste am Flughafen waren nicht genehmigt, aber eine ähnliche Aktion Ende Juli verlief friedlich und ohne Störung des Flugbetriebs. Für das Wochenende hat die Demokratiebewegung über die Stadt verteilt Märsche und Proteste angekündigt.
Lage auf beiden Seiten angespannt
Währenddessen lehnt Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam Zugeständnisse an die Demokratie-Aktivisten weiter ab. Sie warnte vor den wirtschaftlichen Folgen der Proteste, die die Stadt "wie ein Tsunami" träfen. "Mit anderen Worten, es wird sehr lange dauern, bis die Wirtschaft sich wieder erholt hat", ergänzte die pekingtreue Regierungschefin.
Im Laufe der vergangenen zwei Monate wurden bereits hunderte Demonstranten festgenommen und die chinesische Regierung schloss zuletzt eine Militärintervention nicht aus. "Wer mit dem Feuer spielt, kommt darin um", sagte Yang Guang, Sprecher des Büros des Staatsrats, das für die chinesische Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau zuständig ist am Dienstag. Die Demonstranten sollten die "enorme Stärke der Zentralregierung" nicht unterschätzen.
Ursprünglich waren die Proteste durch ein - später auf Eis gelegtes, aber nicht formell zurückgezogenes - Auslieferungsgesetz ausgelöst worden, das die Überstellung von Verdächtigen an Festland-China erlaubt hätte. Die Proteste weiteten sich danach zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in Hongkong aus.
Hongkong kommt nicht zur Ruhe
Chaos auf den Straßen der chinesischen Sonderverwaltungszone: Neben gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei kam es am Sonntag auch zu einem Angriff maskierter Männer auf Regierungsgegner.
Bild: Reuters/T. Siu
Massenprotest mit Zwischenfällen
Barrikaden, heulende Sirenen, Verletzte: Nach dem dritten großen Protestmarsch seit Juni ist es in Hongkong wieder zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Vor den Ausschreitungen am Sonntag waren nach Angaben der Organisatoren 430.000 Menschen gegen ein umstrittenes - derzeit auf Eis liegendes - Auslieferungsgesetz und Chinas wachsenden Einfluss auf die Straße gegangen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Lo Kwanho
Tränengas und Gummigeschosse
Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor. Die forderten neben dem offiziellen Widerruf des Auslieferungsgesetzes eine unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt bei früheren Protesten. Die Organisatoren kritisierten außerdem, dass die Polizei dieses Mal nur eine kürzere Marschroute erlaubt hatte, die in einem dicht bevölkerten Stadtteil endete.
Bild: Reuters/T. Siu
Peking im Visier
Erstmals richtete sich die Wut der Demonstranten nicht allein gegen die Hongkonger Regierung, sondern auch direkt gegen die chinesische Vertretung. Hunderte Menschen zogen nach dem Protestmarsch zum chinesischen Verbindungsbüro und bewarfen es mit Eiern und schwarzer Farbe. Die Reaktion kam prompt: Die Demonstranten seien "impulsive und rücksichtslose junge Leute", schrieb etwa die "China Daily".
Bild: AFP/P. Fong
Chinesische Schlägertrupps?
Nicht nur die Polizei ging mit Gewalt gegen die Demonstranten vor. An einem Bahnhof (nicht abgebildet) attackierten Männer in weißen T-Shirts Regierungskritiker mit Holzstöcken und Metallstangen. Kritiker werfen der Polizei vor, zu spät eingegriffen zu haben. Der bei dem Vorfall verletzte Abgeordnete Lam Cheuk Ting machte Mitglieder krimineller chinesischer Banden für den Angriff verantwortlich.
Bild: AFP/L. Chor
Symbol der Demokratiebewegung
Auch fünf Jahre nach den in den Medien als "Regenschirm-Revolution" bezeichneten Proteste bleibt der Regenschirm ein Symbol der Demokratiebewegung in Hongkong, wie dieses Bild von den Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften am Sonntagabend zeigt. Den Demonstranten dienen die Schirme als Schutz - vor Sonne, Regen, Pfefferspray oder Tränengas.
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Lo
Auch die Gegenseite zeigt Flagge
Neben den Verfechtern von mehr Demokratie gehen inzwischen auch die Unterstützer der umstrittenen Regierung unter Carrie Lam in Hongkong auf die Straße. Am Samstag hatten bei einer prochinesischen Kundgebung mehr als 100.000 Menschen unter anderem ihre Solidarität mit der Polizei demonstriert. Hongkong wird seit 1997 unter chinesischer Souveränität autonom in den eigenen Grenzen regiert.