Sizarr – neuer Pop aus Deutschland
25. Juli 2013 Es war ihr drittes Konzert auf der c/o pop – dem wichtigsten Festival für Popmusik in Deutschland. "Für uns war es in Köln bisher immer sehr schön, da sind wir uns alle einig. Deshalb freuen wir uns total hier zu spielen, vor allem, weil es so eine schöne Location ist", sagte Philipp Hülsenbeck vor dem Auftritt seiner Band Sizarr im legendären Kölner Millowitsch-Theater. In den vierhundert roten Plüschsesseln sitzt normaler Weise ein anderes Publikum. Damen im Abendkleid und Herren im Anzug. Ein Publikum, das die humoristischen Bühnenstücke in Kölner Mundart mag, die in dem alten und ehrwürdigen Familientheater Millowitsch aufgeführt werden. An diesem vierten Tag des Musikfestivals sieht das Publikum etwas anders aus. Zerrissene Jeans, T-Shirts, Tätowierungen, Zungen-Piercing. Die meist jungen Besucher sind gekommen, um die Elektronik-Band Sizarr zu sehen.
Philipp ist der Mann an den Tasten bei der Dreier-Formation aus dem rheinland-pfälzischen Landau. Auf der Bühne nennt er sich P Monaee. Er und sein Kumpel, der Schlagzeuger Marc Übel, genannt Gora Sou, kamen schon als Teenager zusammen und machten Punkmusik. 2005 hatten sie ihren ersten Auftritt auf einem Weinfest in ihrer Heimatregion, die von Rebstöcken und Winzerhöfen geprägt ist. Sänger und Gitarrist Fabian Altstötter, alias Deaf Sty, stieß 2009 dazu und komplettiert seitdem das Trio.
Freundschaft ist uns wichtig
Die drei Freunde sind sich selbst genug. Für sie ist es genau diese Dreierformation, die das gewisse Etwas von Sizarr ausmacht, sagt Philipp Hülsenbeck: "Wir kennen uns schon ewig lang, wir sind alle im gleichen Dorf aufgewachsen und sind zur gleichen Grundschule gegangen. Und wir waren immer der Meinung, dass wir kein viertes Bandmitglied von außen aufnehmen können. Weil der- oder diejenige halt immer von außen kommen würde, weil wir alle den gleichen Hintergrund und den gleichen Ursprung haben. Und uns deshalb so gut verstehen". Sänger Fabian Altstötter pflichtet ihm bei: "Das ist ja auch sauwichtig, weil wir so extrem viel Zeit miteinander verbringen auf engstem Raum, bei den Autofahrten oder im Hotel oder zwei Wochen auf Tour zusammen sind. Und da ist es schon wichtig, dass man sich kennt und weiß, wie man den anderen einzuschätzen hat."
Erfolgsstory Made in Germany
Die Geschichte von Sizarr begann in Landau, einer Kleinstadt, die an der romantischen Südlichen Weinstraße liegt. Mit ein paar Demosongs, die die drei Musiker ins Internet gestellt hatten, ging es los für die Band. Ein erster großer Auftritt in Heidelberg machte den Anfang. Es folgten Konzerte beim "Melt!"-Festival in Sachsen-Anhalt, auf Hamburgs Dockville-Festival und auf dem Berlin-Festival. Die Besucher waren schnell begeistert vom frischen Sound der Band aus Landau. Aber nicht nur die. Eine große Schallplattenfirma wurde bald auf die Band aufmerksam und nahm "Sizarr" unter Vertrag.
2012 wurde das Debütalbum "Psycho Boy Happy" veröffentlicht. Eine interessante Mischung aus Afrobeats, Synthesizer-Klängen, Weltmusik und Technosound. Das Album schaffte es auf Anhieb in die deutschen Charts. Eine Erfolgsstory in Sachen "Synthie-Pop made in Germany", die sehr überraschend über die drei Provinzmusiker hereinbrach. "Ja, durchaus", meint Fabian, "das ging alles sehr schnell. Und dann ging es immer weiter und hat sich hochgeschaukelt".
Eine Chance für Newcomer
Das nächste Album von Sizarr ist schon in Arbeit, viele Konzerte stehen noch auf dem Terminplan der Band. Für die Musiker ist ein Auftritt bei der c/o pop in Köln aber unter all den anderen Terminen ein Höhepunkt und etwas ganz Besonderes, wie Sänger Fabian sagt: "Weil sehr viele Newcomer-Bands und noch nicht so Riesen-Acts dabei sind. Es gibt ja nie einen großen Headliner, wie bei einem Festival, der dann die Leute zieht, sondern es ist eher ein Festival, wo man viele Sachen entdecken kann. So, wie es bei uns auch war."