Renault gesteht
16. September 2009Es ist der größte Skandal in der Geschichte der Formel 1. Der Rennstall Renault teilte mit, er werde die Anschuldigungen bezüglich des Grand Prixs in Singapur 2008 nicht bestreiten. Das ist ein indirektes Schuldeingeständnis. Teamchef Flavio Briatore und Chefingenieur Pat Symonds hätten Renault verlassen, hieß es weiter.
Unfallstelle ausgesucht
Der ehemalige Renault-Fahrer Nelson Piquet junior hatte in einem Brief an den Welt-Automobilverband FIA behauptet, er sei am 28. September 2008 in Singapur von der Teamleitung gedrängt worden, in der ersten Phase des Rennens einen Unfall zu verursachen, damit sein Teamkollege Fernando Alonso aus Spanien den Grand Prix gewinnen konnte. Chefingenieur Symonds, so Piquet, habe ihm sogar auf einer Streckenkarte genau gezeigt, wo er den Zusammenstoß provozieren solle.
Nach dem Unfall hatte es eine Safety-Car-Phase gegeben, d.h. ein Auto der Rennleitung war auf die Strecke gefahren, um bis zur Beseitigung der Unfalltrümmer das Tempo aus dem Rennen zu nehmen. Davon hatte alleine der spätere Sieger Alonso profitiert, da er von weit hinten gestartet war und so dicht zu den Konkurrenten auffahren konnte. Im Fahrerfeld wurde bereits früh gemunkelt, dass dabei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. "Das ganze Fahrerlager hat gerätselt, war das nun Absicht oder nicht?", erinnert sich BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld. "Es sah schon danach aus."
Rache eines "verzogenen Jungen"?
Der Brasilianer Piquet, Sohn des dreifachen Weltmeisters Nelson Piquet senior, hatte sich an die FIA gewandt, nachdem Renault ihn im August wegen Erfolglosigkeit entlassen hatte. Zunächst hatte der Rennstall die Vorwürfe seines Ex-Piloten vehement zurückgewiesen. Teamchef Flavio Briatore hatte Piquet als "verzogenen Jungen und labilen Charakter" bezeichnet. Der Fahrer wolle nur, dass seine Entlassung rückgängig gemacht werde. Die FIA ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern lud Renault für den 21. September zu einer Anhörung vor. Dem Team drohen jetzt der sofortige Ausschluss aus der Formel 1 und eine hohe Geldstrafe. Ob der Rücktritt der Teamführung strafmildernd wirkt, bleibt abzuwarten.
Lebemann und Playboy
Mit Flavio Briatore verlässt eine der schillerndsten Figuren die Formel 1. Der 59 Jahre alte Italiener führte Michael Schumacher (1994, 1995) und Fernando Alonso (2005,2006) zu jeweils zwei Weltmeistertiteln. Abseits der Rennstrecken genoss Briatore den Ruf eines Lebemannes und Playboys, der durch zahlreiche Affären mit Topmodels wie Heidi Klum und Naomi Campbell für Schlagzeilen sorgte. (sn/az/dpa/sid)