1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
GesellschaftAsien

Skandal um Filmstar Zheng Zhuang

Fabian Kretschmer
25. Januar 2021

Der Skandal um Leihmutterschaft beendet die kurze Karriere des chinesischen Filmstars Zheng Zhuang. Partei und breite Öffentlichkeit haben ihr Urteil gefällt.

China Schauspielerin Zheng Shuang
Bild: HPIC/dpa/picture alliance

Zheng Shuang zählte zu den beliebtesten TV- und Filmschauspielerinnen ihrer Generation. Die 29-jährige Chinesin hatte noch vor einer Woche einen Vertrag als Markenbotschafterin für das italienische Luxusunternehmen "Prada" abgeschlossen und ließ sich von Magazinen wie "Harper's Bazaar" beim Foto-Shooting ablichten. Mittlerweile jedoch gilt ihre Karriere als beendet: Zheng Shuang ist in ihrem Heimatland zur Persona non grata geworden.

Ihr Sturz wurde durch eine Audioaufnahme ihres chinesischen Ex-Partners Zhang Heng ausgelöst, die dieser vergangene Woche ins Netz gestellt hatte. Daraus geht hervor, dass das damalige Paar zwei Leihmütter in den USA engagiert hatte. Doch noch vor deren Niederkunft hatte Schauspielerin Zheng es sich offenbar anders überlegt und die künftige Familie im Stich gelassen. Die Frau in der Audio-Aufnahme – ob sie es ist oder nicht hat Zheng bislang offen gelassen – ärgert sich darüber, dass im siebten Monat Schwangerschaft eine Abtreibung keine Option mehr sei. Ihr Ex-Freund sitzt laut eigener Aussage seit über einem Jahr in den Vereinigten Staaten fest, um sich um die Babys zu kümmern.

Die Ein-Kind-Politik war jahrzehntelang Dogma in der VR China. Zwangsabtreibungen gehörten zu ihren dunklen Seiten. Bild: picture-alliance/Imaginechina/L. Jianshe

Emotionale Wogen schlugen hoch 

Der Fall bringt alle Zutaten für einen handfesten Skandal mit: Zum einen sind Leihmutterschaften in der Volksrepublik China offiziell verboten. Zudem sind Themen wie Familienplanung und Abtreibung wegen der vielen Tragödien im Zusammenhang mit der mittlerweile abgeschafften Ein-Kind-Politik sehr emotional besetzt. Und für die Kommunistische Partei wie auch für viele Normalbürger sind privilegierte Chinesen, die sich über dem Gesetz wähnen und im Ausland Schlupflöcher suchen, ein rotes Tuch.

In Chinas sozialen Medien löste dich Nachricht über Zheng Shuang eine hitzige Debatte aus, bei der der in Ungnade gefallenen Prominenten wenig Sympathie entgegenschlägt. "Das Wesen der Leihmutterschaft ist es, mit einem menschlichen Wesen zu handeln. Wie kann man ohne den natürlichen Prozess von neun Monaten Schwangerschaft tiefe Gefühle für sein Kind entwickeln?", fragt etwa ein Nutzer im Chat-Dienst Weibo. Ein weiterer Nutzer schreibt, dass Leihmutterschaften als Straftatbestand ins chinesische Gesetzesbuch aufgenommen werden müssten: "Wer ein Baby haben möchte, aber es biologisch nicht kann, sollte sein Schicksal akzeptieren. Wenn man wirklich Kinder liebt, kann man eine formale Adoption beantragen".

Zheng Zhuang bei einem Auftritt für die Pariser Modemarke Lanvin im Dezember 2019Bild: HPIC/dpa/picture alliance

Unklare rechtliche Lage

Auch die staatlichen Behörden mischten sich in die Debatte ein. Leihmutterschaften würden "die Gebärmutter von Frauen als Werkzeug verwenden und das Leben als kommerzielles Produkt verkaufen", schrieb die Zentrale Kommission für Politische und Rechtliche Angelegenheiten der KPCh auf ihrem Social Media-Account. Wer ins Ausland reise, um Schlupflöcher zu suchen, handele nicht "gesetzeskonform".

Doch die rechtliche Lage in China ist schwammig. Zwar gibt es einen Erlass des Gesundheitsministeriums, der Leihmutterschaften innerhalb der Landesgrenzen verbietet, doch einen entsprechenden Paragraphen im Strafgesetzbuch gibt es nicht. Eine typisch unklare Lösung, wie sie in China gang und gäbe ist. Zudem werden im Internet Leihmutterschaftsdienste nach wie vor offen beworben, auch wenn die Polizei mittlerweile härter gegen den Schwarzmarkt vorgeht.

Die KP als moralische Instanz

Zheng Shuang hat aufgrund der Kontroverse über Nacht praktisch alle Sponsorenverträge verloren und ihre Filmpreise aberkannt bekommen. Vor allem für Prada war es entscheidend, den Imageschaden bei potentiellen Käuferinnen seiner Hochpreisartikel möglichst gering zu halten. China ist vor dem Hintergrund der globalen Pandemie zum wichtigsten Markt im Luxussegment geworden.

Chinas Justiz: Moderne Verwaltungsgebäude, aber schwammige FormulierungenBild: picture-alliance/dpa/Xinhua/Photoshot

Die nationale Rundfunkbehörde hat unterdessen angekündigt, die 29-Jährige - sowie weitere "in Skandale verwickelte" Prominente - von den Fernsehbildschirmen und Radiowellen des Landes zu verbannen. Insofern demonstriert ihr Fall auch das Selbstverständnis der Kommunistischen Partei, die sich nicht bloß als Gesetzeshüter versteht, sondern darüber hinaus als moralische Instanz, die über richtig und falsch entscheidet.

Die Entscheidung wurde im Netz höchst kontrovers diskutiert. "Verbannt sie einfach vom Bildschirm, ich bin es leid, diese verrückte Frau sehen zu müssen", schreibt ein User. Und doch schlägt den Zensoren auch Kritik entgegen. Denn die Schauspielerin habe nicht wirklich Gesetze gebrochen, meint etwa Nutzerin Dongxiangya: "Das ist im besten Fall eine Frage der Moral. Gegen eine Staatsbürgerin derart hart vorzugehen ist nicht nur illegal, sondern auch ein schwerwiegender Verstoß gegen die Verfassung".

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen