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Gesellschaft

Prinzessin Makos umstrittene Heirat

26. Oktober 2021

Nichts hat Japans Monarchisten in den letzten Jahren mehr aufgebracht als die Hochzeit von Prinzessin Mako. Am Dienstag hat sie ihre Studienliebe geheiratet und trat aus der Kaiserfamilie aus. Julian Ryall aus Tokio.

Prinzessin Mako und Kei Komuro stehen an einem Tisch und sehen sich an
Nach der Hochzeit traten die frisch Vermählten vor die PresseBild: Nicolas Datiche/Pool via REUTERS

Die japanische Prinzessin Mako hat Ja gesagt. Die royale Hochzeit mit dem Bräutigam Kei Komuro löst allerdings in Japan keine Aufregung aus wie in anderen Königshäusern. Im Gegenteil: Öffentlichkeit und einheimische Presse lassen bis zum Schluss nicht nach in ihrer geballten Ablehnung der Hochzeit einer Angehörigen des Kaiserhauses mit einem Bürgerlichen. Dementsprechend hat sich die Zeremonie ohne festliches Beiwerk auf das Nötigste beschränkt.

Mako auf dem Weg zur TrauungBild: Kyodo/REUTERS

Prinzessin Mako (30) unterschrieb am Dienstagmorgen (26.10.) die Urkunde für die Registrierung ihrer Eheschließung mit Komuro (30). Gleichzeitig unterschrieb sie damit gemäß japanischem Recht ihren Ausschluss aus der kaiserlichen Familie. Sie wird aus dem Kaiserpalast ausziehen und eine eigene Wohnung beziehen.

Öffentliche Freude schlug schnell um

Als Mako und Komuro- beide hatten sich beim Studium an der Tokioter International Christian University kennengelernt - im September 2017 ihre Verlobung bekanntgaben, war die öffentliche Resonanz freudig. Das hatte sich rasch verändert. Wenige Wochen vor der für November 2018 geplanten Hochzeit veröffentlichte eine Wochenzeitschrift Enthüllungen aus dem Privatleben von Komuros Mutter. Demnach hatte sich die Mutter nach dem Selbstmord ihres Ehemannes von ihrem damaligen Freund umgerechnet 30.000 Euro geliehen, um die Studiengebühren ihres Sohnes zu bezahlen. Nun stritten sich sie und ihr Ex-Partner darüber, ob das Geld Geschenk oder Darlehen war.

Gebet vor Eheschließung - Prinzessin Mako in einem Tokioter Shinto-SchreinBild: kyodo/dpa/picture alliance

Das Kaiserliche Hofamt verkündete daraufhin angesichts eines drohenden Skandals die Verschiebung des Hochzeitstermins. Die Presse verstärkte jedoch ihren Eifer bei der Veröffentlichung weiterer negativ besetzter Details aus dem Leben Komuros und seiner Familie. So soll er diverse Beziehungen zu Studentinnen während seiner Studienzeit an der Universität unterhalten haben, seine Familie von koreanischen Einwanderern abstammen, was in Japan einen leicht negativen Beigeschmack hat.

Flucht nach New York

Nicht zuletzt um der Aufmerksamkeit der Medien zu entgehen, siedelte Komuro 2018 in die USA über, wo er Jura an der katholischen Fordham University in New York studierte. Die Beziehung des Paares blieben davon unberührt. Im September 2021 kehrte Komuro nach Japan zurück, um Mako zu heiraten. Sogleich erhob sich in der Presse massiver Widerstand gegen die geplante Heirat:  Diese stelle die größte Bedrohung für die Stabilität der Kaiserfamilie seit 100 Jahren dar. Auch hieß es, dass Komuro nicht in der Lage sei, genug Geld zu verdienen, um die Lebenshaltung der früheren Prinzessin zu bestreiten. Und überhaupt hoffe seine Familie, von den finanziellen und gesellschaftlichen Vorteilen der Verbindung zu profitieren.

Am vergangenen Wochenende standen die Kosten der Eheschließung für die Steuerzahler im Fokus der Medien. Angeblich habe die Regierung der New Yorker Anwaltskanzlei, für die Komuro arbeitet, lukrative Aufträge in Aussicht gestellt, um die finanzielle Absicherung der Ex-Prinzessin zu gewährleisten. Auch die Kosten für den der 24-Stunden-Sicherheitsdienst, der die Wohnung von Komuros Mutter in einem Tokioter Vorort schützt, werden kritisiert.

Der bürgerliche Komuro ist Anwalt in einer Kanzlei in New YorkBild: Kazuhiro Nogi/AFP/Getty Images

Für und Wider in der Öffentlichkeit

Aber nicht nur die Medien lehnen die Hochzeit ab. In Tokio gingen konservative Bürger mit Plakaten auf die Straße, auf denen zu lesen ist: "Stoppt die verwünschte Hochzeit" und "Nein, Komuro". "Ich bin überhaupt nicht erfreut über die morgigen Ereignisse", sagt Akademiker Yoichi Shimada, ein überzeugter Monarchist.  "Für mich hat die Familie Komuro in keiner Weise den Eindruck verbreitet, dass er der richtige Partner für die Prinzessin wäre oder ein Teil der kaiserlichen Familie sein kann, auch wenn beide außerhalb der Monarchie stehen werden."

Shimada ist skeptisch, was auch Komuros wirtschaftliche Situation betrifft: "Die Arbeit in einer internationalen Kanzlei in New York ist herausfordernd und von Konkurrenzdruck bestimmt. Ich habe meine Zweifel, ob Komuro dem gewachsen ist." Er habe "von seinen Kontakten gehört", dass die japanische Regierung hinter den Kulissen für den Erfolg Komuros bei seiner Kanzlei sorgen wolle. Von einer solchen "Sonderbehandlung" hält Shimada gar nichts.

Das kaiserliche Familienfoto 2016- Mako in der zweiten Reihe 1. v. l. hinter ihrem Onkel, Tenno NaruhitoBild: Reuters/Imperial Household Agency of Japan

Trotz der scheinbar breiten Ablehnungsfront in der Gesellschaft gibt es auch solche, die dem Paar Glück wünschen. So die Hausfrau Yae Oono aus Tokio, die meint, dass die beiden "zu viel negative Presse" bekommen hätten. "Ich sehe hier zwei junge Leute, die sich ineinander verliebt haben und sich auch nach dreijähriger räumlicher Trennung immer noch lieben. Die Medien haben sie schlecht behandelt. Kein Wunder, dass sie nach der Hochzeit nach New York ziehen wollen. Ich nehme an, sie wollen einfach ein normales Paar in Amerika werden", meint Yae Oono.

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert und nach der Hochzeit aktualisiert.