Schauspielerin von Format gestorben
15. Mai 2009
Die Schauspielerei lag Monica Bleibtreu im Blut: Ihre Großtante Hedwig Bleibtreu war eine der großen Darstellerinnen in Tragödien am Wiener Burgtheater, Großmutter Maximiliane feierte in Dresden Erfolge und der Vater leitete ein Theater in der österreichischen Provinz. Am 4. Mai 1944 in Wien geboren, erhielt Monica Bleibtreu ihre Schauspielausbildung am dortigen Max-Reinhardt-Seminar. 1963 gab sie ihr Debüt in Bonn.
Vom Theater zum Film
Nur drei Jahre später übernahm die junge Schauspielerin eine erste kleine Rolle für eine Fernsehproduktion. 1969 spielte sie unter der Regie von Franz Peter Wirth in dem Film "Change" ihre erste Hauptrolle; wiederum drei Jahre später erfolgte ihr Kinodebüt in Hans Jürgen Syberbergs "Ludwig - Requiem für einen jungfräulichen König". Für ihre schauspielerischen Leistungen erhielt Monica Bleibtreu bereits 1972 eine "Goldene Kamera". In den folgenden Jahren wirkte sie in zahlreichen Fernsehproduktionen und Serien mit, beispielsweise in verschiedenen Folgen des "Tatort".
Zu ihren bedeutendsten Kinoerfolgen gehörte Tom Tykwers Erfolgsfilm "Lola rennt" von 1998; hier spielte Monica Bleibtreu neben ihrem Sohn Moritz und Franka Potente. Zwei Jahre später mimte sie in Jan Schüttes "Abschied - Brechts letzter Sommer" die Ehefrau des Dichters. Für ihre Darstellung einer 80-jährigen Klavierlehrerin in Chris Kraus' Gefängnisfilm "Vier Minuten" wurde Monica Bleibtreu 2007 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.
Bewegende Charakterdarstellerin
Trotz ihrer Erfolge in Fernsehen und Kino blieb die Schauspielerin immer dem Theater treu - auch wenn sie sich nach eigenen Aussagen erst mit Mitte Dreißig endgültig für diesen Beruf entschied. Seit 1972 war Monica Bleibtreu festes Ensemblemitglied am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, war aber auch an den anderen bedeutenden Bühnen im deutschsprachigen Raum zu erleben: in München, Zürich, Berlin und immer wieder auch am Wiener Burgtheater.
Obwohl sie längst zu einer der gefragtesten deutschen Charakterdarstellerinnen gehörte, stand Monica Bleibtreu dem Erfolg stets kritisch gegenüber. In einem Interview im März 2005 sagte die 61-jährige: "Ich hatte immer Angst vor dem Erfolg. Wenn es danach gerochen hat, war ich schon wieder weg." Im gleichen Jahr spielte sie in dem Fernsehfilm "Marias letzte Reise" eine krebskranke alte Bäuerin, die sich zum Sterben auf ihren Hof zurückzieht. Über ihre Darstellung, für die sie mit dem Grimme-Preis in Gold ausgezeichnet wurde, schrieb die "Süddeutsche Zeitung": "Die großartige Monica Bleibtreu lässt der Figur eine ergreifende Würde: Bis zuletzt wehrt sich die Sterbenskranke gegen Gefühlskitsch." Am 14. Mai, nur wenige Tage nach ihrem 65. Geburtstag, ist die Schauspielerin ihrem langjährigen Krebsleiden erlegen.
Autor: Klaus Gehrke
Redaktion: Conny Paul