Lokalmatador Marco Odermatt feiert beim Riesenslalom-Klassiker im Schweizer Adelboden einen enthusiastisch bejubelten Erfolg. Die Stimmung am Hang ist hervorragend - ganz anders als die Schneebedingungen.
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25.000 Zuschauer schrien sich die Seele aus dem Leib und feierten ihren Ski-Helden, als habe er mehr erreicht, als "nur" den Weltcup-Sieg beim traditionsreichen Riesenslalom von Adelboden. Am legendären Chuenisbärgli, dem Weltcup-Hang in Adelboden, hatte Marco Odermatt am Ende 0,73 Sekunden Vorsprung auf den Norweger Henrik Kristoffersen. Dritter wurde mit Loic Meillard ein weiterer Schweizer (+1,66 Sekunden).
Odermatt baute mit dem Sieg seinen Vorsprung im Gesamtweltcup weiter aus. Der Titelverteidiger hat bereits 400 Punkte Vorsprung auf den Norweger Aleksander Aamodt Kilde. Bester Deutscher am Samstag in Adelboden war Stefan Luitz auf Rang 20. Alexander Schmidt, Deutschlands bester Riesenslalomfahrer, musste kurzfristig verletzt passen.
Grüne Hänge, weißes Band
So gut die Stimmung auf den Rängen in Adelboden war, so grün leuchteten die Hänge rund um das schmale, weiße Schneeband der Weltcuppiste. Seit dem 31. Dezember hatte es in dem Skiort im Berner Oberland, der auf 1350 Metern Höhe liegt, nicht mehr geschneit.
Die Schneehöhe auf den Gipfeln war auf dem Internetportal "www.schneehoehen.de" am Morgen des Rennens mit 25 Zentimeter angegeben, im Tal dagegen mit 0 Zentimetern. Eine Talabfahrt ist für normale Skitouristen derzeit nicht möglich, auch Rodelbahn und Funpark sind geschlossen. Im gesamten Skigebiet Adelboden-Lenk sind gerade einmal 20 von 60 Skiliften geöffnet.
Am Sonntag fand in Adelboden noch ein Slalom statt, zeitweise fielen sogar ein paar Schneeflocken. Der Deutsche Linus Straßer fuhr auf den dritten Rang hinter den beiden Norwegern Lucas Braathen und Atle Lie McGrath. Etwas mehr Schnee soll laut aktueller Wetterlage erst wieder am Montag fallen - einen Tag zu spät für den Weltcup-Zirkus.
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Shiffrin stellt Weltcup-Rekord ein
Mehr Schnee rechts und links der Piste lag beim Riesenslalom-Rennen der Frauen in Kransjka Gora in Slowenien. Allerdings haben auch hier derzeit nur die Hälfte der Lifte auf. Das Rennen am Samstag gewann Valerie Grenier aus Kanada. Ausnahme-Rennläuferin Mikaela Shiffrin aus den USA kam nur auf Rang sechs und musste daher einen Tag länger auf die Einstellung des Sieg-Rekords im Weltcup warten. Mit ihrem Erfolg im Riesenslalom am Sonntag war es dann soweit: Shiffrin hat nun 82 Mal im Weltcup gewonnen, genauso oft wie ihre langjährige Teamkollegin Lindsey Vonn.
Winter 2022/23: Skiurlaub im Grünen
Schmalen Kunstschneepisten zeichnen bizarre Bilder in die Alpen: Milde Temperaturen machen Europas Skigebieten zu schaffen. Mancherorts hofft man noch, woanders hat man auf Sommerbetrieb gewechselt.
Bild: APA/dpa/picture alliance
Ein schmaler Streifen Glück
Während sich viele über eine Silvesterfeier im Pullover freuten, setzt das milde Wetter den Skiregionen zu. Besonders Skigebiete unter 1500 Metern kämpfen mit den ungünstigen Schneebedingungen. In diesem Skigebiet bei Lenggries in Bayern ist außer diesem Schlepplift nur die benachbarte Gondel in Betrieb. Beide führen zu der einzigen der 21 Pisten, die derzeit geöffnet sind.
Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance
Geschlossen wegen schlechter Witterung
Der Skilift am Rabenkopf in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen in Bayern ist Anfang 2023 gar nicht erst in Betrieb. Die mickrigen Schneereste lassen keine Abfahrt zu. Die schlechten Bedingungen in den niedrigen Lagen treiben die Touristen in die höher gelegenen Skigebiete, in denen es nun oftmals sehr voll ist.
Bild: Wolfgang Maria Weber/Imago
Spurhalten nicht nur am Lift!
Die engen Kunstschneepisten wie hier im österreichischen Seefeld beschränken den Abfahrtsspaß und verlangen den Skifahrern erhöhte Disziplin und Aufmerksamkeit ab. Österreich beklagt bereits zwölf Tote in dieser Saison, die sich auf die schneearmen Bedingungen zurückführen lassen. Wer von der ohnehin engen Piste abkommt, landet vielerorts im Schotter.
Bild: Zeitungsfoto.at/AFP
Zu warm für Schneekanonen
Selbst von Kunstschnee können die Wintersportler hier am Hochficht auf der Grenze zwischen Österreich und Tschechien nur träumen. Bei Temperaturen um zehn Grad lässt sich Schnee auch nicht mit Schneekanonen "herbeigezaubert". An der gesamten Alpennordseite verspricht der Wetterausblick vorerst keinen Schneefall unter 1500 Metern.
Bild: Rudolf Brandstätter/picturedesk/picture alliance
Abfahrt im Regen
Durch den Regen und über ausgedünnten Kunstschnee kämpft sich dieser Skifahrer von der Schweizer Riggialp gen Tal. In der Schweiz stehen laut dem Portal "Skiresort" 464 von 1283 Skiliften still. Im Skigebiet Sattel-Hochstuckli in der Zentralschweiz hat den Skibetrieb komplett eingestellt und die Sommerrodelbahn in Betrieb genommen.
Bild: Anthony Anex/Keystone/picture alliance
Aufstieg statt Abfahrt
Auch viele französische Skigebiete - in Alpen und Pyrenäen - kämpfen mit der warmen Witterung. Angesichts der schneeleeren Pisten im Gebiet Le Semnoz in den nördlichen französischen Alpen hat sich dieses Paar offenbar - jahreszeituntypisch - zu einer Bergwanderung entschlossen.
Bild: Jeff Pachioud/AFP
Nur eine Ausnahmesaison?
Ob dieser traurige Wintersportler auf bessere Zeiten hofft? Eine Studie des Deutschen Alpenvereins war bereits 2013 zu dem Ergebnis gekommen, dass langfristig nur drei Skigebiete in den deutschen Alpen überleben werden. Dabei waren die gestiegenen Energiekosten für die Kunstschneeproduktion noch gar nicht berücksichtigt.