Jetzt ist es perfekt: Der Österreicher Marcel Hirscher, einer der besten Skirennläufer aller Zeiten, startet wieder im Ski-Weltcup. Er wird jedoch für das Geburtsland seiner Mutter fahren.
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Das erste Wochenende im alpinen Skiweltcup werde zum "historischen Ereignis", verkündet der niederländische Skiverband. "Marcel Hirscher wird sein Debüt unter niederländischer Flagge geben. Wir wünschen Marcel viel Glück!" Hirscher startet beim Weltcup-Auftakt in Sölden in seinem Heimatland Österreich am Sonntag im Riesenslalom.
"Ich habe mich entschieden und gesagt: Ich mach das!", sagte Hirscher in einem kurzen auf Instagram verbreiteten Video, in dem er über sein "großes Herzensprojekt" spricht. Er sei "zurück in dem Spiel, das wir lieben".
Der 35 Jahre alte Salzburger hatte seine Karriere eigentlich im Frühjahr 2019 beendet. Jetzt kehrt er auf die internationale Wintersport-Wettkampfbühne zurück. Hirscher fährt nun für die Niederlande, das Geburtsland seiner Mutter. Er profitiert von einer neuen Wildcard, die erst zu diesem Weltcup-Winter eingeführt wurde. Die Wildcard garantiert Rückkehrern wie Hirscher unter gewissen Voraussetzungen einen Start direkt hinter der Gruppe der 30 Spitzenfahrer. Deutschlands Slalom-Ass Linus Straßer findet die neue Regel nach eigenen Worten "ganz schwierig".
Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hatte im vergangenen Frühjahr dem Nationenwechsel seines einstigen Superstars zugestimmt, wenn auch schweren Herzens. "Natürlich bedauern wir seine Entscheidung. Aber schlussendlich haben wir diese auch mitgetragen", hatte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer damals gesagt.
Der frühere deutsche Skistar Felix Neureutherglaubt, dass Hirscher bei seinem Comeback konkurrenzfähig sein kann. "Wenn es einer packen kann, dann ist der Marcel der Einzige, dem man das zutrauen kann", sagte Neureuther, der einst selbst häufig gegen Hirscher gefahren war, im vergangenen April. Höhepunkt der anstehenden Saison ist die alpine Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm in Österreich (4. bis 16. Februar 2025).
Acht Weltcup-Gesamtsiege in Serie
Hirscher feierte in seiner Karriere 67 Weltcupsiege und stand 138-mal auf dem Podest. Von 2011 bis 2019 gewann er achtmal in Serie den Gesamtweltcup, so oft wie kein anderer. Mit sieben Weltmeistertiteln und vier Silbermedaillen ist der Österreicher auch der erfolgreichste WM-Teilnehmer der Geschichte. Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang in Südkorea gewann Hirscher zweimal Gold, außerdem einmal Silber bei den Spielen 2014 in Sotschi in Russland.
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Neben Hirschers Comeback gibt es eine zweite spektakuläre Rückkehr im alpinen Skisport. Der gebürtige Norweger Lucas Pinheiro Braathen startet ebenfalls wieder im Weltcup. Der Slalom-Spezialist, der 2022/23 die Weltcup-Saisonwertung in dieser Disziplin gewonnen hatte, fährt nun für Brasilien, das Heimatland seiner Mutter. Der 24-Jährige war im vergangenen Oktober im Streit mit dem norwegischen Verband zurückgetreten.
Die Meldung über Hirschers Comeback vom 24. April wurde aktualisiert.
Marcel Hirscher tritt ab - Ende einer Ski-Ära
Karriereende mit 30 Jahren: Mit dem österreichischen Superstar Marcel Hirscher verabschiedet sich der dominierende alpine Ski-Rennfahrer des vergangenen Jahrzehnts. Ein Servus in Bildern.
Bild: Getty Images/Agence Zoom/A. Boichard
Selbstbestimmter Abgang
"Ich bin sehr stolz auf das, was ich geschafft habe, ich würde alles noch einmal so machen", sagt Marcel Hirscher, als er seinen Rücktritt als Skirennläufer verkündet. Sein Körper sei nicht mehr so belastbar wie früher, so der 30-Jährige: "Es ist wie bei einem alten Handy, bei dem sich der Akku nicht mehr so schnell auflädt." Damit tritt der aktuell größte Sportstar Österreichs ab.
Bild: Getty Images/Agence Zoom/A. Boichard
Auf Papas Spuren
Das Skitalent ist Hirscher quasi in die Wiege gelegt. Vater Ferdinand (r.) ist (ebenso wie seine niederländische Mutter Sylvia) Skilehrer und nimmt den kleinen Marcel schon mit zwei Jahren mit auf die Piste - trotz Beinbruch: "Ich auf einem Bein, das andere in Gips, und er auf seinen kleinen Ski", erinnert sich Ferdinand Hirscher. Wenn immer möglich, begleitet der Vater auch später den Sohn.
Talent alleine reiche nicht, sagt Hirscher: "Ohne meinen eisernen Trainingswillen wäre ich gar nichts." Das Markenzeichen des Salzburgers ist seine extreme Schräglage bei den Schwüngen. Hirscher habe "das Skifahren auf ein neues Level gehoben", sagt sein langjähriger Dauerrivale in den technischen Disziplinen, Felix Neureuther, der seine Karriere schon vor dem Österreicher beendete.
Bild: picture-alliance/dpa/Jean-Christophe Bott
Schampus für den ersten großen Sieg
Seinen ersten Weltcupsieg feiert Hirscher im Dezember 2009. Als 20-Jähriger gewinnt er den Riesenslalom in Val d'Isere in Frankreich. Hinterher lässt er im Stile eines Formel-1-Siegers den Champagner spritzen. Am Ende seiner Karriere hat der Österreicher 67 Weltcup-Siege gesammelt.
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Fehlende Hand
Hirscher hat - wie hier nach dem Weltcupfinale im März 2019 - häufig nicht Hände genug, um die Kristallkugeln zu halten. Achtmal in Serie gewinnt er die große Kugel für den Gesamtweltcup - eine historische Marke. Dazu je sechsmal die kleinen Kugeln für den besten Slalom- und den besten Riesenslalomfahrer der Saison.
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Olympische Ladehemmung
Siebenmal Gold gewinnt Hirscher bei Weltmeisterschaften. Nur bei Olympischen Spielen tut er sich lange schwer. 2010 in Vancouver geht er leer aus, in Sotschi muss er sich 2014 - als Favorit angereist - mit Silber im Slalom begnügen. Vier Jahre später in Pyeongchang scheidet er in dieser Disziplin aus (Foto). Doch dieses Scheitern kann er gelassen nehmen...
Bild: Reuters/L. Foeger
Doppel-Gold in Pyeongchang
...denn zu diesem Zeitpunkt ist er bereits Doppel-Olympiasieger. Zunächst triumphiert er in der Kombination aus Abfahrtslauf und Slalom, dann auch im Riesenslalom. Immer wieder während seiner Karriere wird spekuliert, ob Hirscher nicht irgendwann auch dauerhaft in den Speed-Disziplinen starten wird. Doch diese Einsätze bleiben sporadisch. 2015 gewinnt Hirscher seinen einzigen Weltcup-Super-G.
Bild: Reuters/C. Hartmann
Kajak und Motocross
Auch abseits der Skipisten liebt es Hirscher gerne schnell und kurvig. Der Österreicher fühlt sich mit dem Kajak im Wildwasser ebenso wohl wie mit dem Motorrad auf der Motocross-Strecke.
Bild: picture-alliance/picturedesk.com/Neumayr
Heimat auf Tournee
Im Sommer 2018 heiratet der Superstar seine Freundin Laura Moisl. Sieben Jahre lang hat sie Hirscher zu den Skipisten in aller Welt begleitet: "Laura war in dieser irren Zeit für mich oft der letzte Rest an Normalität und Geborgenheit, meine stärkste Ressource, meine Heimat auf Tournee." Das Paar hat zwei Kinder, als es 2021 die Trennung bekanntgibt.