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Slowakei in Euphorie wie im Herbst `89

14. Mai 2002

– Auch gute alte Gemeinsamkeit zwischen Tschechen und Slowaken durch Eishockey neu entdeckt

Köln, 14.5.2002, RADIO SLOWAKEI, LIDOVE NOVINY

RADIO SLOWAKEI, deutsch, 13.5.2002

Die Slowakei schwebt seit Samstag (11.5.) Nacht, als das slowakische Eishockeyteam sich im Endspiel der 66. Weltmeisterschaft in Schweden den ersten WM-Titel ihrer Geschichte geholt hat, im Goldrausch. Im Scandinavium in Göteborg gelang der Mannschaft um Kapitän Miroslav Satan ein 4:3-Sieg über Russland. Die Weltmeister haben die ganze Nation in Euphorie versetzt, die sich seit der Revolution im November 1989 zum ersten Mal wiederholte. (...)

Als die Slowakei nach dem 6:4 in der Zwischenrunde gegen Schweden das Finalduell gewann, wurde das Team von Fans, die mit acht Chartermaschinen und per Auto nach Göteborg gereist waren, frenetisch gefeiert. Eine große Feier erwartete die Spieler auch nach ihrer Rückkehr in Bratislava. (ykk)

LIDOVE NOVINY, tschechisch, 14.5.2002, Milan Lukes

Die Slowakei hat die Eishockey-Weltmeisterschaft gewonnen. Für die meisten Bewohner unseres Planeten ist das nichts Außergewöhnliches. Bei uns ist es jedoch anders. In Tschechien sowie in der Slowakei ist das Eishockey nicht nur eine Sportart. (...) In unseren kleinen Verhältnissen ist es ein Phänomen. Die Fans mutieren zu Patrioten und internationale Erfolge werden als nationale Großereignisse gefeiert. Bei solchen Feiern geht es schon längst nicht nur um Sport. Die Tschechen und die Slowaken feiern dabei auch Triumphe ihrer Völker.

Der diesjährige WM-Titel für die Slowakei hat bei vielen tschechischen Fans ein Gefühl hervorgerufen, das ohne Eishockey wohl kaum zu wecken wäre. Auf dem Eishockey-Thron löste jetzt die Slowakei Tschechien ab. Der WM-Pokal blieb somit für viele Tschechen fast zu Hause. (...) Und die Menschen sprechen plötzlich wieder über eine, inzwischen fast vergessene Frage: über die Teilung der Tschechoslowakei. (...)

Wie sind denn die tschechisch-slowakischen Beziehungen nach zehn Jahren? Ich glaube, sie sind gut und angenehm, vielleicht sogar so gut, wie nie zuvor. Zehn Jahre lang leben wir schon getrennt in eigenen Staaten, lösen unsere eigenen Probleme. Der Komplex zwischen dem "großen und dem kleinen Bruder" ist verschwunden, wir streiten nicht mehr um den Bindestrich in der Staatsbezeichnung Tschecho-Slowakei. Wir sind imstande, mehr miteinander zu reden, miteinander ohne Emotionen zu sprechen. Heute scheint es schon selbstverständlich, aber in den ersten Monaten und Jahren nach der Trennung war dem überhaupt nicht so. (...) Ein normales Gespräch kann man nur mit einem gleichwertigen Partner führen. Und gleichwertige Partner, das sind die Tschechen und die Slowaken heute allemal. Zumindest im Eishockey. (...) (ykk)