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Veränderte Gehirn-Chemie bei Smartphone-Sucht

30. November 2017

In den Gehirnen junger Menschen, die suchthaft Smartphones oder das Internet benutzen, kommt es zu chemischen Veränderungen im Gehirn. Sie ähneln denen, die Ärzte auch bei Angststörungen diagnostizieren können.

Afrikanischer Teenager mit Smartphone
Bild: picture-alliance/Bildagentur-online/Tetra-Images

Einem Forscherteam um den süd-koreanischen Radiologie-Professor Hyung Suk Seo ist es gelungen, Gehirnveränderungen bei Teenagern festzustellen, die regelmäßig das Internet oder Smartphones benutzen.

Die Wissenschaftler von der Korea Universität in Seoul hatten 19 männliche Probanden mit einem Durchschnittsalter von 15 Jahren und sechs Monaten untersucht. Alle litten unter einer Smartphone- oder Internet-Abhängigkeit. Hinzu kamen 19 gleichaltrige ohne diagnostizierte Abhängigkeit als Kontrollgruppe.

Die Forscher präsentierten ihre Ergebnisse am 30. November 2017 auf der Jahrestagung der Radiologischen Gesellschaft Nordamerikas (RSNA) in Chicago.

Smartphone-Sucht verändert das Gehirn

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Sucht messbar machen

Die Ärzte hatten die Schwere der Abhängigkeit mit einem standardisierten Suchttest bestimmt. Darin wurde insbesondere gefragt, wie stark die Nutzung von Internet und Smartphones tägliche Routinen störte und wie sie sich auf Produktivität, Sozialleben, Schlafgewohnheiten und Gefühle auswirkte.

Seo berichtete, dass die abhängigen Patienten signifikant häufiger an Depressionen, Angststörungen, Schlaflosigkeit und Impulsivität litten. Zwölf der Probanden nahmen auch an einer neunwöchigen Verhaltenstherapie teil. Sie wurden jeweils davor und danach untersucht.

Suche nach Neurotransmittern

Die Ärzte nahmen dreidimensionale Bilder der Gehirne der Probanden mit einem Magnet-Resonanz-Spektrometer (MRS) auf. Das ist im Prinzip ein Magnet-Resonanz-Tomograph - also ein dreidimensionales Röntgengerät. Ein MRS ist aber zusätzlich zur üblichen Bildgebung im MRT auch in der Lage, die chemische Zusammensetzung des Gewebes darzustellen.

Dabei suchten die Mediziner gezielt nach Gamma-Aminobuttersäure (GABA) - einem Neurotransmitter im Gehirn, der Nervensignale verlangsamt, sowie nach den Aminosäuren Glutamin und Glutamat, die in einer Wechselwirkung mit GABA stehen und unter anderem steuern, wie stark die Nervenzellen (Neuronen) auf elektrische Impulse ansprechen. GABA beeinflusst unter anderem die Sehfähigkeit ,aber auch motorische Fähigkeiten und verschiedene Gehirnfunktionen, etwa Müdigkeit oder Angst.

Der cingulare Kortex ist in diesem Modell der äußere rote Bereich. Ganz rechts sitzt der anteriore cinguläre Kortex. Bild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

Chemie kommt aus dem Gleichgewicht

Es stellte sich heraus, dass bei den Suchtpatienten der Anteil von GABA im Vergleich zu Glutamat und Glutamin in einem bestimmten Teil des vorderen inneren Gehirns - dem anterioren cingulären Kortex - erhöht war. Und die Mediziner stellten eine signifikante Korrelation zwischen den Messwerten der Neurotransmitter und der ermittelten Abhängigkeit, Depression und Angstzustände fest.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Das Verhältnis von GABA zu Glutamat und Glutamin normalisierte sich nach der neunwöchigen Verhaltenstherapie bei den zwölf Patienten.

Die Forscher interessiert nun, ob die erhöhten GABA-Werte und das gestörte Gleichgewicht zu Glutamat und Glutamin in dem Hirnabschnitt auch bei anderen Formen von Abhängigkeit auftreten. 

Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen
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