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Snowdens Weihnachtsansprache

Friedel Taube25. Dezember 2013

Lange Zeit meldete sich US-Whistleblower Edward Snowden nur sporadisch aus seinem russischen Exil zu Wort. Jetzt tritt er überraschend gleich zweimal an die Öffentlichkeit: per Interview und einer Weihnachtsansprache.

Edward Snowden Porträt (Foto: AP Photo/The Guardian, Glenn Greenwald und Laura Poitras)
Bild: picture alliance/AP Photo

Was haben Papst Franziskus, Bundespräsident Joachim Gauck und US-Whistleblower Edward Snowden gemeinsam? Sie alle halten dieses Jahr eine Weihnachtsansprache, in der sie sich über ihr eigenes Tun und das ihrer Mitmenschen Gedanken machen. Papst Franziskus tat es in der Christmette, Joachim Gauck im deutschen Fernsehen - Snowdens Forum ist der britische Sender "Channel 4". Seit 20 Jahren hat der eine "alternative" Weihnachtsansprache im Programm. Diese spezielle Rede halten Leute, von denen man nicht unbedingt eine Weihnachtsbotschaft erwarten würde, wie 2008 der damalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad.

Vergleich mit Orwells "1984"

Snowdens voraufgezeichnete Ansprache im Fernsehen ist sein erster Auftritt seit vielen Monaten. Seit Ziel: er will Zuschauern die Risiken der modernen Technik klarmachen. "Wenn heute ein Kind geboren wird, dann weiß es nicht mehr, was Privatsphäre überhaupt ist", so Snowden. "Es wird nicht mehr wissen, was es bedeutet, einen Gedanken zu haben, der weder aufgenommen wurde, noch analysiert." Die Welt habe dieses Jahr erfahren, dass Regierungen ein System der Massenüberwachung eingeführt hätten, das alles sieht, was wir machen.

Vor den Gefahren dieser Art von Informationen habe schon George Orwell in seinem Science-Fiction-Roman "1984" gewarnt. Wobei die Kameras von Orwells "Big Brother" nichts seien im Vergleich zu heute, so der Whistleblower. Bezug nehmend auf die weltweite Verbreitung von Smartphones mit GPS-Sensoren sagte Snowden: "Wir haben Detektoren in unseren Taschen, die uns folgen, wo immer wir hingehen."

Snowden wollte NSA "verbessern"

Bereits am Dienstag hatte sich Snowden zum ersten Mal in einem längeren Interview aus seinem russischen Asyl zu Wort gemeldet. Mit einem Journalisten der US-amerikanischen Zeitung "Washington Post" hatte er sich zwei Tage lang in Moskau getroffen und eine erste Bilanz des von ihm selbst öffentlich gemachten Überwachungsskandals gezogen. "Was meine persönlichen Bedürfnisse betrifft, so habe ich meine Ziele erreicht. Ich habe bereits gewonnen", sagte er und meinte damit die öffentliche Debatte, die er losgetreten hatte. Angst hätte er vorher weniger vor den persönlichen Konsequenzen gehabt, die ihm durch die Veröffentlichungen drohten, sondern viel mehr davor, dass die Enthüllungen die Bevölkerung nicht aufrütteln könnten.

Snowden warnt vor der Überwachung durch die NSABild: picture-alliance/dpa

Erst vor wenigen Tagen (20.12.2013) hatte US-Präsident Barack Obama bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus gesagt, Snowden hätte den USA"unnötigen Schaden" zugefügt. Dies wies Snowden im Interview indirekt von sich. "Ich arbeite immer noch für die NSA", so der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter. "Nur ist sie sind die einzige, die es nicht merkt". Er versuche nicht, die NSA kaputt zu machen, sondern sie zu verbessern.

Handy-Affäre Merkel: "Ganzes Land belogen"

Auch das Ansehen der USA im Ausland liegt dem Whistleblower offenbar am Herzen. Denn auf Deutschland ging er spezifisch ein. Dort hatte die Affäre besonders große Wellen geschlagen: Dass das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Abhörziel der US-Behörden wurde, wurde über alle Parteiengrenzen hinweg als Affront gesehen. Snowden macht klar: "Der Betrug der Regierung ist aufgedeckt worden. Die US-Regierung hat gesagt: ´In Deutschland richten wir uns nach deutschem Recht. Wir hören keine deutschen Staatsbürger ab´." Dann sei aber rausgekommen, dass sogar die Kanzlerin ausspioniert wurde. "Ihr habt ein ganzes Land belogen, und das vor dem US-Kongress", wendet sich Snowden in dem Interview direkt an die US-Regierung.

Auch Angela Merkels Handy wurde von den US-Behörden abgehörtBild: picture-alliance/dpa

Sich häufiger an die Regierung zu wenden - dazu ermuntert Snowden auch die Zuhörer zum Abschluss seiner Weihnachtsansprache: "Erinnern Sie Ihre Regierung daran: Wenn sie unbedingt wissen will, wie wir uns fühlen, soll sie uns einfach danach fragen. Das ist billiger als spionieren. Fröhliche Weihnachten!"

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