1973 wagte sich die deutsche Elf erstmals zusammen ins Tonstudio, um zur Weltmeisterschaft im eigenen Land einen Song aufzunehmen. Hier zu sehen: Bernd Franke, Jupp Heynckes, Gerd Müller, Jupp Kapellmann, Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer und Sepp Maier. Die Herren wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass dies der Soundtrack zum ersten deutschen Titel seit 20 Jahren sein würde.

Nach dem Titel von 1974 war die Nationalelf offenbar nicht mehr zu stoppen. Vier Jahre später ging sie wieder ins Studio - mit Superstar Udo Jürgens. Der Song zur WM in Argentinien wurde wieder ein Hit in Deutschland. Auf dem Platz klappte es weniger gut, die Deutschen flogen in der Zwischenrunde aus dem Turnier. Die Niederlage gegen Österreich ging als "Schmach von Cordoba" in die Geschichte ein.

Beim Song zur WM in Mexiko 1986 wurde die Mannschaft von Schlagerstar Peter Alexander begleitet. Diesmal kam Deutschland wieder bis ins Finale, verlor aber dann gegen Argentinien. Da war der Geist des damaligen argentinischen Mannschaftskapitäns Diego Maradona wohl stärker als der Song. Maradona hatte bereits im Viertelfinale gegen England bei einem Handspiel "göttliche Kräfte" freigesetzt...

2006: WM im eigenen Land. Der Song zum "Sommermärchen" war kein offizieller WM-Song, sondern ein Zufallstreffer. In den Spielerkabinen war Stürmer Gerald Asamoah für die Musik zuständig. Vor jedem Spiel legte er für sein Team die Ballade von Xavier Naidoo auf. Das klappte gut - bis zum Halbfinale gegen Italien. Trotz des Ausscheidens waren die Deutschen die "Weltmeister der Herzen".

Auch dieser Song war nicht als Fußball-Song gedacht. Andreas Bouranis Mutmach-Hymne wurde erst durch den Fernsehsender ARD zum deutschen WM-Song: Die Zeilen "Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben" wurden so oft in die Köpfe der Zuschauer gehämmert, dass er ein Ohrwurm wurde. Und der besungene "Tag Unendlichkeit" war schließlich der 13.7.2014: Deutschland gewann das WM-Finale gegen Argentinien.

Netter Versuch: It-Girl Melanie Müller war Pornostar, Bachelor-Kandidatin und Dschungelkönigin. Inzwischen weiß sie sich gut zu vermarkten und ist ein gern gesehener Gast bei Ballermann-Parties. Und so lieferte sie zur WM 2014 auch das richtige Lied für die zuweilen etwas dumpfen Gemüter bierseliger Fußballfans. Stimmung - ja, Hymne - nein.

Schlagerkomponist Ralph Siegel (unten, 4.v.r.) hat kürzlich ein altes Projekt wiederbelebt. Seine alte Erfolgstruppe Dschinghis Khan hat den Superhit "Moskau" von 1979 neu aufgenommen. Und zwar direkt in mehreren Sprachen: Auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Russisch. Damit möchte Siegel bei der WM 2018 in Russland die ganze Welt erreichen.

Während Dschinghis Khan noch auf den großen Chartserfolg warten muss, haben es die Fantastischen Vier und Clueso schon längst nach oben geschafft. Wieder gepusht von der ARD, ist das Lied schon nach kurzer Zeit zum Ohrwurm geworden - locker, tanzbar, positiv und nach dem deutschen Vorrundensieg gegen Schweden auch mit Wortspielpotenzial: Aus "zusammen groß" wurde kurzerhand "zusammen Kroos".