Solarenergie ist inzwischen sehr günstig, boomt und kann fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl ersetzen.Was sind die Trends? Vier Fakten zur Entwicklung der Solarkraft.
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1. Solarstrom wird günstiger
Strom aus Solarkraft war einst sehr teuer. Vor zehn Jahren war die Technik noch neu und die Massenproduktion wurde erst aufgebaut. Strom aus großen Solaranlagen kostete 2009 rund 30 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh); Strom aus kleineren Anlagen auf dem Hausdach über 40 Cent pro kWh. Die Solaranlagen waren damals im Vergleich zu neuen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken, die Strom zwischen 5 und 12 Cent pro kWh erzeugen konnten, nur mit staatlicher Förderung rentabel.
Heute sieht die Lage weltweit ganz anders aus: Solarstrom ist an vielen Orten der Welt die günstigste Energie. In sonnenreichen Regionen kann er mit Großanlagen schon für 2 Eurocent pro kWh erzeugt werden; in Ländern wie Deutschland für vier bis fünf Cent pro kWh.
Auch die Preise für Speichertechnologien, um Strom auch nachts fließen zu lassen, sind kräftig gesunken.
Forscher des Fraunhofer ISE prognostizieren noch weiter fallende Preise in den nächsten Jahren. "Um 2040 werden wir Strom aus großen Photovoltaikanlagen in sonnenreichen Regionen der Welt schon für deutlich unter einen Cent pro Kilowattstunde sehen", sagt auch Solarökonom Prof. Christian Breyer von der Technischen Universität Lappenranta in Finnland (LUT) gegenüber der DW.
2. Solarausbau dominiert weltweit
Im letzten Jahr wurden laut dem Global Market Outlook-Bericht von SolarPower Europe Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 102 Gigawatt weltweit neu aufgestellt. Vorreiter beim Solarausbau war im vergangenen Jahr wieder China (44 GW), gefolgt von den USA (10 GW), Indien (8 GW), Japan (7 GW) und Australien (5 GW). Deutschland, einst Solarpionier, landet mit einem Zubau von knapp 3 GW auf Platz sechs.
Die Solarkraft hängt andere Technologien weltweit zunehmend ab. Zum Vergleich: 2018 wurden laut SolarPower Europe 49 GW Wind- und 21 GW Wasserkraft zugebaut sowie 50 GW Kohle-und 46 GW Gaskraft. Der Zubau von neuen Atomkraftwerken lag bei fünf GW.
SolarPower Europe geht davon aus, dass sich die globale Kapazität von Photovoltaikanlagen gegenüber heute innerhalb der nächsten fünf Jahre verdoppeln bis verdreifachen wird.
3. Solarenergie und Klimaschutz-Ziele
Derzeit liegt der Anteil von Solarkraft am globalen Strommix bei zwei Prozent. Um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu halten, müsste der Solarausbau deutlich beschleunigt werden, sagen Forscher übereinstimmend.
Laut einer aktuellen Studie von LUT und Energy Watch Group (EWG) wäre eine Kapazität von 40.000 bis 80.000 GW Solarkraft weltweit für ein klimaneutrales Energiesystem die günstigste Art der Energieversorgung. Im Vergleich zu heute wäre dann rund 100 Mal mehr Solarkraft installiert.
Rund 70 Prozent des weltweiten Energiebedarfs für Strom, Wärme und Verkehr ließen sich so mit Solarkraft decken.
Wichtig wird die Solarkraft auch aus industriepolitischer Sicht. Es werden immer mehr große Solarfabriken gebraucht, um den Bedarf an Zellen und Modulen günstig zu decken.
Vor wenigen Jahren war Europa führend in der Solartechnik. China schaffte es durch finanzielle Förderung, eine Branche im eigenen Land aufzubauen. Ein Großteil der europäischen Solarindustrie konnte dem Preisdruck nicht standhalten und ging in die Insolvenz. Solarmodule werden heute deshalb vor allem in China hergestellt.
Solarenergie ist günstig, klimafreundlich und eine Alternative zu Kohle, Öl und Gas. Wo lässt sich überall Solarkraft "ernten"?
Bild: picture-alliance/AP Images/Chinatopix
Doppelt ernten mit Agrophotovoltaik
Oben Solarstrom und unten Getreide oder Kartoffeln. Landwirte gewinnen hier doppelt: Zum einen produzieren sie günstig Strom. Und: Im letzten Hitzesommer war unter diesen Modulen in Süddeutschland die Kartoffelernte besser als auf dem freien Feld. Die Technik ist ideal für trockene Regionen.
Bild: Fraunhofer ISE
Hausdach als Kraftwerk
Mieter in diesen Berliner Häusern beziehen Strom auch vom Dach. Mit neuen Modulen ist Solarstrom vom Dach rund 60 Prozent günstiger als vom Energieversorger und kostet in Deutschland rund zehn Cent pro Kilowattstunde. Bislang wird jedoch nur ein kleiner Teil der Flächen genutzt. Hätten alle Häuser in Deutschland solche Dächer, könnte ein Viertel des gesamten deutschen Strombedarfs gedeckt werden.
Bild: STADT& LAND Berlin/D. Laubner
PKW produziert eigenen Strom
Elektroautos brauchen Ladestationen. Dieser PKW vom Startup Sono Motors hat Solarzellen in der Karosserie integriert. Damit produziert er Strom für eine Fahrt bis zu 30 Kilometer pro Tag. Der Sion könnte ab 2020 in Europa in Serie gehen. Andere Autos fahren mit Gas, das mithilfe von Solarstrom hergestellt wird. Auch Kerosin und Diesel lassen sich mit solchen Anlagen synthetisch herstellen.
Bild: Sono Motors 2019
Strom aus großen Solarparks
Dieser Solarpark in Mexiko ist einer der größten der Welt. Mit einer Leistung von 828 Megawatt produziert er so viel Strom wie ein mittelgroßes Kohlekraftwerk. Im Vergleich zum Strom aus Kohle kostet der Solarstrom aber nur etwa halb so viel. Der Kostenvorteil wird sich in den nächsten Jahren laut Prognosen weiter vergrößern.
Bild: Enel Group
Strom und Schatten
Im südspanischen Conil werden mit Solarstrom Klimaanlagen und Kühlgeräte eines Supermarkts betrieben. Zudem bietet das solare Parkdach den Autos Schatten. Mit Modulen auf Dächern und an Fassaden lässt sich ein Großteil des Strombedarfs vor Ort decken.
Bild: DW/G. Rueter
Sonnenenergie zu Wasser
Dieser Katamaran zeigt, was derzeit möglich ist: Mit Solarstrom wird der Motor angetrieben, Batterien für die Nacht geladen, Wasserstoff produziert und in Tanks gespeichert. Bei Bedarf wird aus Wasserstoff in einer Brennstoffzelle wieder Strom. Zusätzlich wird das Schiff von einem Lenkdrachen gezogen. Der Katamaran "Race for Water" wirbt weltweit für die Energiewende und gegen Plastikmüll.
Bild: Race for Water/Peter Charaf
Mit Solarkraft um die Welt
In mehreren Etappen flog dieses Solarflugzeug 2015 und 2016 um die Welt. Das Flugzeug ist sehr leicht, Solarzellen und Batterie versorgen die sparsamen Motoren. Schweizer Luftfahrtpioniere warben mit ihrer Weltumrundung für den Umstieg auf Solarenergie. Die Industrie arbeitet auch an größeren Elektroflugzeugen; wenn alles gut läuft, könnten Menschen schon in 10 Jahren damit fliegen.
Bild: Getty Images/J. Revillard
Andere Mobilität und bessere Luft
Dieses Fahrrad mit Solarmodul wurde von der Strathmore Universität Nairobi für den städtischen Transport entwickelt und soll so den Smog in Kenias Hauptstadt reduzieren, der durch PKW und Mopeds verursacht wird. Das Solarmodul kann den Strombedarf für die Fahrten am Tag decken und am Abend über den gespeicherten Strom in der Batterie sogar noch eine sparsame Lichtversorgung im Haus übernehmen.
Bild: DW/Sophie Mbugua
Erstmalig Strom zuhause
Über eine Milliarde Menschen leben ohne Stromanschluss. Durch günstig gewordene Solartechnik können sich immer mehr Menschen Strom leisten. Ein Solarmodul mit Akku liefert den Strom für sparsame LED-Lampen und zunehmend auch für Fernseher und Kühlschrank. Hier wird gerade eine neue Solarzelle auf einem Dach in Ruanda installiert.