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Solarkochen am See

Thomas Wagner23. August 2012

Saubere Seen, ökologische Campingplätze und umweltbewusste Fischer: Dafür setzt sich der Verbund "Living Lakes" weltweit ein. Erste Erfolge gibt es am Bodensee.

Die Insel Reichenau im Bodensee (Foto: Fotolia / Tom)
Bild: Fotolia/Tom

Wer hier zeltet, ist mitten in der Natur. Auf dem Campingplatz Klausenhorn am Bodensee hört man die Vögel zwitschern, das Wasser plätschern - und bisweilen ein leises Zischen. "Das ist unser Solarkocher", erklärt Manfred Engelmann, Betreiber des Öko-Campingplatzes bei Konstanz. "Wir verleihen ihn an unsere Gäste." Wenn die Sonne kräftig scheint, reichen 15 Minuten zum Kaffeekochen. 

Auch sonst geht es auf dem beschaulichen Fleckchen Erde in Bodensee-Nähe umweltgerecht zu: Das Spülwasser für die Toiletten kommt nicht aus der Trinkwasserleitung, sondern aus dem Bodensee. Die Duschköpfe im Waschhaus arbeiten verbrauchsarm. Und Camper, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, bekommen ordentlich Rabatt.

Exportschlager ökologisches Campen

Dass aus einem x-beliebigen Zeltplatz vor mehr als 20 Jahren ein derart umweltgerechtes Stückchen Erde wurde, ist der Verdienst des Konstanzer Vereins "Eco-Camping e.V.", initiiert von der Bodensee-Stiftung. Und dass ökologisches Campen zum Vorbild für ähnliche Projekte an Seen in aller Welt geworden ist, geht auf das Konto der Internationalen Stiftung für Umwelt und Natur "Global Nature Fund" im nahegelegenen Radolfzell. Die hat 1998 ein weltweit einzigartiges Projekt mit auf den Weg gebracht: den internationalen Seenverbund "Living Lakes".

Der Bodensee gehört zu den vier Gründungsmitgliedern des Seenverbunds "Living Lakes"Bild: picture alliance/Bildagentur Huber

Mit vier Seen auf vier Kontinenten fing es an. Mittlerweile umfasst "Living Lakes" 102 Binnengewässer weltweit. "Der internationale Erfahrungsaustausch ist da ein ganz wichtiges Element", erklärt der Geschäftsführer von "Global Nature Fund", Udo Gattenlöhner. Auf diese Weise wird das Konzept des Öko-Campings am Bodensee zum Exportschlager. Doch nicht nur das. Auch der Bau bestimmter Kläranlagen am Bodensee machte Schule. Gewässerexperten am japanischen Biwa-See kopierten das Konzept für sauberes Seewasser.

Experten vom Bodensee reisen in alle Welt

"Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist die Bildung", sagt Gattenlöhner. Daher reisen die Experten vom Bodensee auch in weniger entwickelte Seenregionen, zum Beispiel an den afrikanischen Viktoria-See. Dort versuchen sie Antworten auf Fragen zu finden, etwa wie sich mit einfachen Mitteln Öko-Tourismus in einer Seenregion umsetzen lässt, wie Solartechnologie funktioniert oder wie Fischer und Landwirte umweltgerecht und effizient arbeiten können.

Auch nachhaltige Landwirtschaft wird von "Living Lakes" gefördertBild: Udo Gattenlöhner

"Aber auch die Bildung von Kindern und ihre Sensibilisierung für ihre Umwelt spielt bei uns eine wichtige Rolle," betont Gattenlöhner. Kaum zu glauben, aber wahr: Ganz selten schaffen es Kinder aus Afrika, in die eher für Touristen vorbehaltenen Nationalparks zu kommen. "Daher haben viele afrikanische Kinder noch nie im Leben Giraffen, Elefanten oder Löwen gesehen." Auch hier schaffen spezielle "Living Lakes"-Projekte Abhilfe, indem sie den Kindern Ausflüge in die Nationalparks ermöglichen. 

Vom sauberen See zur Solarenergie

In Kenia engagiert sich der Seenverbund nicht nur in Wasser- oder Bildungsprojekten, sondern investiert auch in Solarenergie. Viele Menschen lebten dort noch ohne Strom und beleuchteten ihre Wohnungen mit Kerosinlampen, erzählt Gattenlöhner. Der Preis für fossile Brennstoffe steige wegen der hohen Nachfrage ständig. "Darunter leiden auch die Fischer, die ihre Boote mit Diesel betreiben."

Solarlampen erleichtern die Arbeit der Fischer am Victoria-SeeBild: Udo Gattenlöhner

In Zusammenarbeit mit dem Leuchtkörper-Hersteller Osram hat der Seenverbund deshalb spezielle Solarleuchten entwickelt. Kenias Bewohner können sie für ein geringes Entgelt ausleihen. Die Batterien werden an zentralen Solarmodulen geladen. Sind sie leer, werden sie gegen volle Akkus eingetauscht.

Ähnliche Projekte möchten Gattenlöhner und sein 15-köpfiges Team auch in Zukunft anpacken. 1,6 Millionen Euro pro Jahr stehen dem "Global Nature Fund" in Radolfzell zur Verfügung – Spendengelder, aber auch Fördergelder der  Europäischen Union. Damit würde Gattenlöhner gerne auch Projekte in den Seenregionen der ehemaligen Sowjetunion voranbringen. Leider sei dort die Sensibilisierung für Nachhaltigkeit und Umweltfragen noch nicht so hoch, bedauert der Geschäftsführer vom "Global Nature Fund". "Aber was nicht ist, kann ja noch werden."

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