Der Bonner Solarkonzern Solarworld hat das Kapital seiner Aktionäre komplett verloren. Operative Verluste von mehr als 100 Millionen Euro und dreistellige Millionen-Abschreibungen auf Beteiligungen haben das Grundkapital verbraucht. Das Aushängeschild der deutschen Solarbranche verlor damit im vergangenen Jahr nach Steuern etwa 520 bis 550 Millionen Euro. Das Eigenkapital dürfte sich auf minus 20 bis minus 50 Millionen Euro belaufen, wie Solarworld am Mittwochabend einräumte. Mit einem negativen Eigenkapital ist das Unternehmen damit noch mehr als bisher von seinen Gläubigern abhängig.

Unmittelbare Konsequenzen hat der neue Paukenschlag vorerst nicht. Die Verhandlungen über die Rettung des Unternehmens werden weitergehen. Allerdings muss Solarworld umgehend eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Vorstandschef Frank Asbeck (Artikelbild) wird den Aktionären erklären müssen, wie er die Firma aus der Krise führen will. Solarworld-Aktien brachen am Vormittag um 37 Prozent auf 0,58 Euro ein und waren damit größter Verlierer an der Frankfurter Börse.

Gibt es noch Perspektiven?

Seit Monaten verhandelt Asbeck mit Banken und Anleihegläubigern über einen Ausweg aus der existenzbedrohenden Krise. Trotz aller Schwierigkeiten werden Solarworld noch Chancen auf eine Sanierung bescheinigt. Nach geltendem Recht kann ein Unternehmen auch bei einer Überschuldung um einen Insolvenzantrag herumkommen. Und diese Prognose gelte weiter, sagte Asbeck der Agentur Reuters. Er sprach von "konstruktiven Gesprächen mit unseren Gläubigern", die "ohne zeitliche Limitierung" geführt würden.

Die deutsche Solarindustrie steckt seit einiger Zeit in einer tiefen Krise. Seit Monaten häufen sich die Negativschlagzeilen. Zuletzt gab Bosch das Aus seiner Solarsparte bekannt.

rb/det (dpa, rtr)