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Politik

Solidaritätsmarsch für ermordeten Lehrer

18. Oktober 2020

Trotz Corona-Einschränkungen haben sich in ganz Frankreich Zehntausende Menschen zum Gedenken an den brutal getöteten 47-jährigen Pädagogen versammelt. Ihr Motto: "Je suis Samuel", in Anlehnung an "Je suis Charlie".

Frankreich Paris | Trauer um getöteten Lehrer Samuel Paty
Bild: Michel Euler/AP/picture-alliance

Die in der Hauptstadt Paris versammelte Menge klatschte in Erinnerung an den am Freitag von einem 18-Jährigen enthaupteten Lehrer Samuel Paty minutenlang auf der Place de la République im Osten der Innenstadt. Viele hielten Schilder, auf denen "Je suis Samuel" (Ich bin Samuel), "Je suis Prof" oder "Je suis enseignant" (Ich bin Lehrer) stand, in Anlehnung an das Schlagwort "Je suis Charlie", das die Zeit nach dem verheerenden Mordanschlag auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" 2015 prägte. Die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" hatte sich dem Demonstrations-Aufruf der Organisation SOS Racisme und von Lehrergewerkschaften angeschlossen.

Nicht nur in Paris, sondern auch in anderen Städten gab es Solidaritätsbekundungen, darunter Lyon, Lille und Nizza. Insgesamt beteiligten sich Zehntausende Menschen an Kundgebungen zum Gedenken an den Ermordeten und für Meinungsfreiheit.

"Je suis enseignant" (Ich bin Lehrer)Bild: Christophe Simon/AFP/Getty Images

Die Place de la République im Pariser Osten ist ein symbolischer Ort - bereits nach der Terrorserie im Januar 2015, zu der auch der Anschlag auf "Charlie Hebdo" zählte, gedachten dort Menschen aus ganz Frankreich der Opfer. Seitdem ist der Platz zu einem zentralen Ort der Anteilnahme nach Terroranschlägen geworden.

Premierminister Jean Castex, der sich gemeinsam mit der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo an dem Solidaritätsmarsch beteiligte, sagte der Zeitung "Journal du Dimanche", die Regierung arbeite an einer Strategie, um die Lehrer besser zu schützen. "Ich will, dass die Lehrer wissen, dass nach dieser gemeinen Tat das ganze Land hinter ihnen steht." Die Tragödie betreffe jeden in Frankreich, denn mit diesem Lehrer sei die Republik angegriffen worden.

Die Demonstranten wollen ein Zeichen setzen - gegen die BarbareiBild: Michel Euler/AP/picture-alliance

Noch an diesem Sonntag will der Verteidigungsrat unter Vorsitz von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zusammentreten, um über weitere Maßnahmen im Kampf gegen islamistische Radikalisierung zu beraten. Macron hatte die Tat als islamistisch motivierten Anschlag bezeichnet. Am Mittwoch will Frankreich mit einer nationalen Gedenkfeier an den getöteten Lehrer erinnern.

Der Lehrer war am Freitagnachmittag von einem 18-Jährigen tschetschenischer Herkunft in der Nähe seiner Schule im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine ermordet worden. Der Pädagoge hatte seinen Schülern im Staatsbürgerunterricht über Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen gezeigt. Für viele Muslime ist jede Abbildung ihres Propheten Gotteslästerung.

Trauer und Entsetzten auch bei einer Solidaritätskundgebung im nordfranzösischen LilleBild: Pascal Rossignol/Reuters

Die brutale Attacke trifft Frankreich mitten in der zweiten Corona-Welle. In Paris gilt die höchste Corona-Warnstufe, hier sind Versammlungen von mehr als 1000 Menschen eigentlich verboten. Die Pariser Polizeipräfektur erteilte eine Ausnahmegenehmigung.

qu/uh (dpa, afp, ap)

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