1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Soll der Balkan stabil werden, muss der Korruption und der organisierten Kriminalität ein Ende gesetzt werden"-

13. März 2003

DW-Gespräch mit dem Vertreter der International Crisis Group in Skopje Edward Joseph

Köln, den 13.3.2003, DW-radio /Mazedonisch, Aleksandar Comovski

Vertreter der International Crisis Group auf dem Balkan weisen nach dem Anschlag auf den serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic darauf hin, dass Anhänger des ex-jugoslawischen Präsidenten Milosevic noch immer wichtige Posten im Staat besitzen und in kriminelle Aktivitäten auf dem gesamten Balkan verwickelt sind. Unser Mitarbeiter in Skopje, Aleksandar Comovski, sprach mit Edward Joseph, dem Vertreter der Crisis Group in Skopje.

Frage:

Herr Joseph, der Balkan ist leider immer noch ein Schauplatz von Gewalt, das Attentat auf den serbischen Regierungschef Djindjic hat das deutlich gemacht. Kündigen sich nun neue Turbulenzen auf dem Balkan an?

Antwort:

Erstens: das ist ein großer Schock. Der Schock ist wirklich groß, wenn auf solche Art und Weise ein Premierminister ermordet wird; insbesondere auf dem Balkan, wo die Situation noch immer nicht sehr stabil ist. Zweitens: Ich habe mit dem Vertreter der International Crisis Group in Belgrad gesprochen; er ist der Meinung, das sei ein Zeichen dafür, dass die alten Anhänger des Milosevic-Regimes immer noch tätig seien. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie noch immer wichtige Schlüsselposten im Staat besitzen, die mit der organisierten Kriminalität und Korruption verbunden sind. Unter ihnen befinden sich auch Personen, die vor dem Gericht in Den Haag angeklagt sind. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Gefahr eines neuen Krieges noch nicht gebannt ist.

Frage:

Kriminelle Banden arbeiten auf dem Balkan grenzübergreifend Hand in Hand. Und ihr Einfluss reicht bis in die Politik hinein. Was kann dagegen unternommen werden?

Antwort:

Ich muss noch einmal betonen, es ist zu früh zu behaupten, wer Djindjic getötet hat. Wir sind der Meinung, dass die seitens der mazedonischen Regierung im Kampf gegen die Korruption eingeleiteten Schritte positiv sind. Dieser Prozess muss aber in der ganzen Region durchgeführt werden. Auch die internationale Gemeinschaft muss begreifen, dass die Gefahr von Korruption und organisierter Kriminalität größer ist als oftmals angenommen. Der Kampf dagegen verlangt viel Mühe. Wenn der Balkan stabil werden soll, muss man der organisierten Kriminalität und der Korruption ein Ende setzen. (md)