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Sommer, Sonne, Streit: Ferienzeiten in Deutschland

16. Juli 2025

Millionen deutscher Schüler freuen sich über die Sommerferien. Doch für wen beginnen sie wann? Das sorgt jedes Jahr wieder für Streit.

Ein Strand voller Strandkörbe, Zelte und Menschen
Wenig Platz fürs Sonnenbad: Im Juli wird es voll an den Stränden der Ostseeinsel RügenBild: Stefan Sauer/dpa/picture alliance

Warum haben nicht alle deutschen Schüler gleichzeitig Sommerferien?

Etwa 11,4 Millionen Kinder und Jugendliche besuchen in Deutschland Schulen. Würden sie und ihre Familien zur gleichen Zeit in den Urlaub fahren, dann wären noch mehr Staus auf den Autobahnen, überfüllte Züge und Hotels die Folge. 

Die 16 deutschen Bundesländer startet die Ferien deshalb zu unterschiedlichen Zeitpunkten. So beginnt die sechswöchige Ferienzeit für die Sachsen 2025 schon Ende Juni, für die Bayern dagegen erst Anfang August.

Diese länger gestreckte Sommer-Ferienzeit ist auch im Interesse der Tourismusbranche. Hotels, Strände und Freizeitparks bleiben so über mehrere Monate gleichmäßig besucht.

Wer entscheidet, wann welches Bundesland Ferien macht?

Bildung ist in Deutschland Sache der einzelnen Bundesländer, nicht der Bundesregierung in Berlin. Niedersachsen, Thüringen, Hessen und die anderen Länder können deshalb eigenständig über ihre Schulferien entscheiden. 

Ferienbeginn am Autobahndreieck Köln-HeumarBild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Die Bildungsminister der insgesamt 16 Bundesländer stimmen sich jedoch in der sogenannten Kultusministerkonferenz ab. Dort planen sie die Ferientermine gemeinsam mehrere Jahre im Voraus. Seit mehr als 50 Jahren versuchen sie so, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. 

Denn in allen Bundesländern sollten die Schulhalbjahre ungefähr gleich lang sein. Schulen brauchen außerdem genug Zeit für Prüfungen vor den großen Ferien - und für Ausflüge, Sporttage oder Projektwochen.

Warum gibt es trotzdem jedes Jahr Streit?

Weil jedes Bundesland gerne die besten Termine hätte. Also nicht nur genug Zeit für Prüfungen, sondern auch möglichst viel Sonne, günstige Flüge und Hotels. Die sind Mitte Juli schwerer zu kriegen als Ende August.

Besonders gefragt sind deshalb die späten Termine. Sie versprechen angenehmes Wetter und wegen der beginnenden Nebensaison Schnäppchen bei der Reisebuchung.

Streit gibt es aber vor allem wegen zwei Bundesländern: Bayern und Baden-Württemberg. Sie machen nicht mit beim Terminwechsel und beharren darauf, immer als letzte in die Sommerferien zu gehen.

Früher begründeten sie dies damit, dass die Schulkinder in den landwirtschaftlich geprägten Regionen bei der Ernte helfen müssten. Heute verweisen sie auf ihre späten Pfingstferien. 

Ist eine Lösung in Sicht?

Bislang nicht. Seit Jahren fordern Vertreter der anderen Länder Bayern und Baden-Württemberg zur Kooperation auf. So sagte Nordrhein-Westfalens (NRW) Bildungsministerin Dorothee Feller im Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung": "NRW hätte auch gerne mal einen späteren Ferienstart."

Doch Jahr um Jahr blocken die beiden südlichen Bundesländer solche Vorstöße ab. So wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder von der konservativen CSU. Er sagt: "Wir haben unseren Ferienrhythmus, der ist sozusagen fest in der DNA der Bayern drin."  

Der Durchschnittsdeutsche im Urlaub

04:35

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Selbst wenn Bayern und Baden-Württemberg einlenkten, wäre eine Änderung erst in fünf Jahren möglich - bis dahin sind nämlich alle Termine festgelegt.

Gibt es das Problem auch in anderen Ländern?

Deutschland ist nicht das einzige Land, in dem die Sommerferien regional gestaffelt beginnen und enden. In den Niederlanden etwa gibt es drei Landeszonen mit unterschiedlichen Sommerferien. Sie liegen allerdings höchstens zwei Wochen auseinander - und werden zentral vom Bildungsministerium festgelegt.

In einigen weiteren Ländern, zum Beispiel in England, wird ein rollierendes System seit langem diskutiert. Und wieder andere Länder, so zum Beispiel Frankreich, haben zwar einen gestaffelten Ferienbeginn - nicht jedoch für die besonders langen Ferien im Sommer. Der jährliche Streit um den Ferienbeginn zwischen Nord und Süd: bislang ein rein deutsches Sommerritual.