Sommerglück: Die Deutschen und ihr Garten
Roselaine Wandscheer / suc17. August 2016
Der Deutsche und sein Garten
In Deutschland ist ein Garten nicht einfach nur ein Garten, da verstehen die Besitzer keinen Spaß. Wir zeigen Ihnen, was man gärtnerisch alles beachten muss: von der Ruhezeit bis zur Wahl des passenden Gartenzwergs.
Platz fürs Hobby-Gärtnern
Es muss nicht immer gleich ein Schrebergarten sein. Viele Familien, die in einer Stadtwohnung ohne Balkon leben, pachten sich bei Bauern ein kleines Stück Land - und wenn es nur ein paar bescheidene Quadratmeter sind. So lernen auch Stadtkinder den Umgang mit der Natur. Und das Pflanzen von Blumen und Gemüse kann ja auch richtig Spaß machen.
Gemütlich auch im kleinsten Blumenparadies
Vom ersten sonnigen Frühlingstag bis zum Altweibersommer im Herbst wird auch der Balkon ebenso liebevoll bepflanzt und dekoriert wie der Garten. Der Sommer ist in deutschen Landen meist viel zu kurz, deshalb werden die schönen Tage so oft wie möglich an der frischen Luft genossen. Und ein wahrer Hobbygärtner kennt natürlich alle Handgriffe, die einen Garten in ein blühendes Paradies verwandeln.
Touristenfrage: "Ist das ein Slum?"
Schrebergärten sind ein typisch deutsches Phänomen. Hier können sich Stadtbewohner im Grünen erholen und Gemüse anpflanzen. So mancher ausländische Besucher denkt beim Anblick der Holzhütten, er sei in einem Armenviertel gelandet. Dabei darf hier nach dem Bundeskleingartengesetz gar keiner wohnen. Nach dem II. Weltkrieg retteten die Gartenprodukte allerdings viele Städter vor dem Verhungern.
Rasenmähen in der Mittagszeit
Das brummende Geräusch des Rasenmähers hat schon so manchen Nachbarschaftsstreit vom Zaun gebrochen. Wer sich keinen Ärger einhandeln will, hält im Garten die Ruhezeit ein und mäht nur von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr. Auf keinen Fall an Sonn- und Feiertagen. Am besten kauft man sich einen Roboter, der leise und allein arbeitet. Dann kann man selbst entspannt die Füße hochlegen.
Grillen mit Hindernissen
Wer ein Fest im Garten plant, lädt die Nachbarn am besten mit ein. Nur so kann man verhindern, dass sie sich über die Rauchentwicklung des Grills aufregen oder gar die Polizei wegen Ruhestörung rufen. Wer sich absichern will, kontrolliert besser noch den Mietvertrag. Nicht immer ist Grillen erlaubt - und schon gar nicht nach 22 Uhr. Man darf nur feiern, solange sich niemand gestört fühlt.
Unbedingt Abstand halten
Bevor man einen Baum pflanzt, muss man sich nach dem vorgeschriebenen Mindestabstand zum Nachbargrundstück erkundigen. Damit soll verhindert werden, dass nach ein paar Jahren ausladende Äste die Terrasse des Nachbarn erobern oder sein Rasen im Dauerschatten liegt. Aber Achtung: Der Nachbar darf ohne die Erlaubnis des Baumbesitzers weder wuchernde Treibe abschneiden noch Früchte pfücken.
Einkaufsparadies für Gärtner
Wer möchte und das nötige Kleingeld hat, findet in Fachmärkten alles, was die Gärtnerseele begehrt: nicht nur einheimische und exotische Pflanzen, sondern auch die passende Erde, Dünger, spezielle Werkzeuge, Klettergerüste, Sichtschutzmatten und Gartenmöbel. Und natürlich Insektenvernichter aller Art - von der Chemiekeule bis zu Klebebändern gegen Ameisen und Blattläuse.
Regentonne und Müll-Recycling
Der Deutsche gibt sich im Garten gern auch umweltbewusst. Da wird Regenwasser gesammelt, um die Pflanzen zu gießen, und der organische Abfall kommt auf den Komposthaufen - oder zum Recyclen in die "Grüne Tonne". Da hinein dürfen nur abgemähtes Gras, Laub, Unkraut und Äste.
Blühende Anregungen
Nicht nur Fachzeitschriften und Gartenmärkte geben den stolzen Garten- und Balkonbesitzern Tipps, wie sie ihr grünes Paradies verschönern können. Auch zahlreiche regionale und nationale Gartenschauen regen die Fantasie an. Und wer noch mehr Inspiration sucht, kann ins nahegelegene Holland fahren, einer europäischen Hochburg in der Blumenproduktion.
Der gute alte Gartenzwerg
Für die einen ist er Kult, andere finden ihn einfach nur kitschig und oberspießig. Dabei hat sich der deutsche Gartenzwerg längst emanzipiert. Es gibt ihn nicht nur klassisch mit Schubkarre oder Laterne, sondern auch als Fußballfan, Exhibitionisten oder (wie im Foto) als Heavy Metal Fan.
Auch in Großstädten nimmt die neue Lust am Gärtnern zu. Immer mehr junge Familien, Naturfreaks, Städter und Hobbygärtner legen beim "Urban Gardening" ihre Klein-Gärten in einer Pflanzkiste an. Selbst gezimmert und liebevoll gepflegt., kann das sehr beglücken. In Städten wie Berlin, Bonn, Freiburg und Köln haben sich diese selbstverwalteten Gartenanlagen mittlerweile zu einem lebendigen sozialen Biotop entwickelt.