Sommerspiele ohne Bagger
28. Juni 2004Der griechische Nationaltanz Sirtaki fängt ganz langsam an und endet mit furioser Geschwindigkeit - und genauso scheint die Vorbereitung Athens auf die Olympischen Sommerspiele zu verlaufen. In den ersten drei Jahren tat sich fast nichts. Erst nachdem das Internationale Olympische Komitee im Jahre 2000 den Griechen drohte, ihnen das Austragungsrecht zu entziehen, begannen die konkreten Arbeiten.
Letzte Lösung Abrissbirne
Der deutsche Bauingenieur Maik Hundt, zuständig für Projektmanagement und Bauaufsicht, kennt den Grund für die Verzögerung: "Viele Aufgaben waren nicht nur vom Umfang her neu, sondern sogar als Aufgabe an sich gänzlich unbekannt." Zudem habe Griechenland festgestellt, dass bei vielen Anlagen nur noch Abriss und Neubau in Frage kam.
Als Glücksfall wird der Regierungswechsel im März 2004 betrachtet. Der neue Ministerpräsident Kostas Karamanlis hat die Spiele zur Chefsache erklärt. Seitdem wird vor allem auf dem olympischen Zentralgelände im nördlichen Athener Stadtteil Maroussi hektisch gebuddelt und gebaut. Maik Hundt erklärt, Griechen würden eben lieber improvisieren als planen - und zum Beispiel in Hallen sehr starkes Licht auf das Zentrum des Platzes richten. "Du kannst dann gar nicht sehen: Ist da nun Putz an den Wänden oder nicht?"
Fertige Bauten blieben unbemerkt
Tatsächlich wurde aber auch in der Berichterstattung vieles in ein falsches Licht gerückt. Die Arenen für Hockey, Baseball, Softball, Fechten, Basket- und Handball sowie der Wildwasserkanal für die Kanuten nahe dem alten Athener Flughafen - alles ist schon lange fertig. Genauso wie das Reitsportzentrum, das Schwimm- sowie das Radstadion auf dem olympischen Hauptgelände in Maroussi.
Doch standen diese Anlagen nicht so unter Beobachtung wie das große Olympiastadion. Die große Frage war: Wird das vom spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava konzipierte futuristische Dach nun fertig oder nicht? Heute steht fest: Es wird.
Langsam und sicher - das kostet
Die vielen Bauverzögerungen haben die Kosten für die Spiele in die Höhe getrieben: Schätzungen schwanken zwischen fünf und 10 Milliarden Euro. Allerdings: Darin sind auch die Kosten für die infrastrukturellen Verbesserungen im Großraum Athen einbezogen. So wurde ein neuer Flughafen gebaut, der über eine neue Autobahn und eine S-Bahn-Linie mit der Stadt verbunden wird. In Athen selber werden eine neue U-Bahn und neue Straßenbahnlinien für Entlastung sorgen.
Konkret kalkuliert seien immerhin die Kosten für die immensen Sicherheitsvorkehrungen. Sie betrügen eine Milliarde Euro, sagt Colonell Eleftherios Ikonomou vom Ministerium für Öffentliche Ordnung: "Das ist die größte Summe, die je ausgegeben worden ist für die Sicherheit Olympischer Spiele." 41.000 Sicherheitspersonen würden eingesetzt, auch der Informationsfluss zwischen den Geheimdiensten sei sehr intensiv, betont Ikonomou. "Dennoch wird das Erscheinungsbild Athens nicht von den Sicherheitsmaßnahmen geprägt werden."
Kein Zweifel am Erfolg
Um für Sicherheit während der Spiele zu sorgen, wurde ein spezielles Gremium gebildet, dem Spezialisten der Nato und Experten aus den USA, Spanien, Israel, Großbritannien, Australien und aus Deutschland angehören.
Daran, dass die Spiele trotz allem ein Erfolg werden, lässt die dafür verantwortliche Vize-Kultusministerin Fanni Palli-Petralia keinen Zweifel: "Ich bin mir sicher, dass Griechenland die Einheit der olympischen Idee ebenso wie sichere Spiele bieten wird. Wir werden die Vergangenheit mit der Zukunft verbinden."