Sommerzeit gefährdet die Gesundheit
24. Oktober 2015Seit 1980 geht das so: Immer am letzten Sonntag im März werden die Uhren eine Stunde vorgestellt - die Sommerzeit beginnt. Sie geht immer am letzten Oktober-Sonntag zu Ende - die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt. In der kommenden Nacht ist es wieder soweit. Aus 03.00 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) wird 02.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit.
Verbunden mit der Einführung der Sommerzeit war nach der Ölkrise 1973 die Hoffnung, Energie zu sparen, durch eine bessere Nutzung des Tageslichts. 1996 wurde die Sommerzeit in den EU-Staaten vereinheitlicht.
69 Prozent gegen Sommerzeit
Den Bürgern ist das Hin und Her zu viel. Laut einer aktuellen Umfrage würden sich mehr als zwei Drittel der Menschen in Deutschland die Uhrumstellungen gerne sparen. 69 Prozent plädieren dafür, die Sommerzeit abzuschaffen und ganzjährig die Normalzeit beizubehalten. 28 Prozent halten eine Beibehaltung der Zeitumstellung für sinnvoll.
Die Sommerzeit-Muffel erhalten jetzt Unterstützung aus dem Bundestag. Laut "Rheinischer Post" heißt es in einem noch unveröffentlichten Gutachten für den Forschungsausschuss des Bundestages, die Sommerzeit sei für den Menschen schlechter als bisher vermutet. "Mittlerweile gibt es vermehrte wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür, dass sich die Anpassung der biologischen Rhythmen des Menschen insbesondere an die Zeitumstellung im Frühjahr nicht so einfach vollzieht, wie noch vor wenigen Jahren angenommen worden war", zitiert die Zeitung aus Düsseldorf aus der Studie.
Stresshormon folgt der Sonne
Die 200 Seiten starke "Bilanz der Sommerzeit" des Büros für Technikfolgenabschätzung des Bundestages ergab, dass der menschliche Anpassungsprozess selbst vier Wochen nach der Zeitumstellung "nur unvollständig beziehungsweise gar nicht" funktioniert. Auch die Wirkung des Stresshormons Cortisol folge nicht der veränderten Uhrzeit, sondern dem Sonnenaufgang, wie 27.000 Messungen über 13 Jahre hinweg gezeigt hätten.
Energie wird nicht eingespart
tinnz Für Energieeinspareffekte durch die Sommerzeit fanden die Forscher laut "Rheinischer Post" kaum Belege: Die Einsparung liege bei weniger als 0,03 Prozent des Endenergieverbrauchs eines Landes. Nach Angaben des Umweltbundesamtes knipsen die Bürger im Sommer abends später das Licht an - dafür wird im Frühjahr und Herbst in den Morgenstunden jedoch mehr geheizt.
wl/stu (dpa, epd)