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Sonderwirtschaftszone Kaesong

Rodion Ebbighausen3. April 2013

Seit 2003 besteht Nordkoreas Sonderwirtschaftszone Kaesong direkt an der Grenze zu Südkorea. Das ungewöhnliche Experiment ist umstritten.

Industriepark Kaesong (Foto: Chung Sung-Jun/Getty Images)
Industriepark KaesongBild: Getty Images

Die Sonderwirtschaftszone Kaesong ist das Ergebnis einer Initative der südkoreanischen Unternehmensgruppe Hyundai. Während der sogenannten "Sonnenscheinpolitik" des südkoreanischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Kim Dae Jung, die eine Annäherung zwischen Nord- und Südkorea zum Ziel hatte, wurde der Grundstein zur Sonderwirtschaftszone gelegt. Die Idee hinter der Initative war: einen Industriepark zu gründen, in dem südkoreanische Unternehmen mit Hilfe nordkoreanischer Arbeiter preisgünstig Produkte herstellen. Zugleich sollte langfristig eine Öffnung und Liberalisierung der nordkoreanischen Wirtschaft erzielt werden.

Die Zone liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Seoul und 170 Kilometer südlich von Pjöngjang. Sie grenzt unmittelbar an die demilitarisierte Zone, die das Land seit dem Waffenstillstandsabkommen teilt. Neben Industrie- und Produktionskomplexen gibt es Unterkünfte für Arbeiter, Hotels, Restaurants, sogar einen Friedenspark und einen Golfplatz.

Wirtschaftswunderland

Im Juni 2003 wurde das Projekt gestartet und seitdem von Hyundai Asan und Korea Land Kooperation, zwei südkoreanischen Unternehmen, erschlossen und verwaltet. Die notwendigen Investitionen etwa für die Infrastruktur wurden von der südkoreanischen Regierung bereitgestellt.

Das Sonderwirtschaftsgebiet ist eine zollfreie Zone, in der es, anders als im Rest Nordkoreas, keine Einschränkungen für ausländische Währungen oder Kreditkarten gibt. Für die Ein- und Ausreise wird kein Visum benötigt.

Insgesamt sind 123 südkoreanische Unternehmen in dem Industriegebiet vertreten. Die vor allem mittelständischen Firmen beschäftigen rund 50.000 Nordkroeaner. Die Arbeiter produzieren vor allem Autoteile, Textilien, Elektrogeräte und chemische Werkstoffe wie Gummi und Plastik. Ende 2009 wurden Waren im Wert von 200 Millionen Euro hergestellt.

In Kaesong werden Autoteile, Textilien, Elektrogeräte und chemische Werkstoffe produziertBild: AP

Dilemma für die Politik

Der größte Anreiz für südkoreanische Firmen sind die niedrigen Lohnkosten. Unter nordkoreanischen Arbeitern ist eine Beschäftigung im Industriepark Kaesong beliebt, da der Lohn mit zwei bis drei Euro pro Tag für ihre Verhältnisse hoch ist und die Arbeitsbedingungen vergleichsweise gut sind. Bezahlt wird in US-Dollar. Allerdings nicht direkt an die Arbeiter, sondern an eine nordkoreanische Regierungsbehörde. Diese Vorgehensweise beanstanden viele Kritiker der Sonderwirtschaftszone. Durch die Zahlung über die nordkoreanische Behörde werde das Regime in Pjöngjang direkt finanziert. 2,3 bis 3,1 Millionen Euro würden so monatlich in die Kassen des Regimes gespült.

Aufgrund dieser Tatsache sprechen Analysten wie Mark E. Manyin und Dick K. Nanto vom Wissenschaftsdienst des amerikanischen Kongresses von einem Dilemma: Einerseits werde das Regime im Norden mitfinanziert, andererseits stelle Kaesong die einzige funktionierende Kooperationen zwischen Nord- und Südkorea dar.

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