Sonnige Aussichten?
24. Juni 2009Die Bundeskanzlerin freue sich, dass sich deutsche Unternehmen an der Initiative beteiligen wollen. Das sagte sie am Mittwoch (24.06.2009) auf dem Jahreskongress des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft in Berlin. Das Projekt passe gut in die Mittelmeerstrategie der EU. Es sei denkbar Gelder der Europäischen Union zum Ausbau der Solarenergie in Nordafrika zu nutzen. Der Strom aus der Wüste könnte für eine Energiewende sorgen: schon in zehn Jahren sollen riesige Solaranlagen grüne Energie liefern können. Um dieses ehrgeizige Ziel zu verwirklichen, wollen sich rund 20 große internationale Unternehmen zusammentun und in das Projekt "Desertec" investieren. Für den Bau von Solarkraftwerken in Nordafrika sind etwa 400 Milliarden Euro veranschlagt. Bei dem sogenannten "Desertec-Konzept" geht es um Strom aus solarthermischen Anlagen aus Nordafrika, der dann über Gleichstrom-Hochspannungsnetze nach Europa transportiert werden könnte.
Keine Vision mehr
Auch einige deutsche Energie- und Finanzkonzerne wollen sich an "Desertec" beteiligen. Darunter sind die Energieversorger RWE und E.ON sowie Siemens und die Münchener Rück. Der Versicherungskonzern versteht sich als Sprachrohr der Initiative, die Mitte Juli offiziell gegründet werden soll. Mit der Initiative gebe es die Möglichkeit, langfristig einen beträchtlichen Teil des Strombedarfs aus einer emissionsfreien und damit klimafreundlichen Quelle zu beziehen, erklärte die Münchener Rück das Vorhaben. "Das Projekt ist ist technisch realisierbar", sagte der Sprecher des Konzerns, Alexander Mohanty, in einem Interview der Deutschen Welle. Allerdings seien noch große politische und wirtschaftliche Hürden zu überwinden.
Kluge Antwort auf Umweltprobleme
Denkbar seien Solarkraftwerke an mehreren Standorten in Nordafrika. Wichtige Voraussetzung: Die Anlage müsse in politisch stabilen Ländern stehen, so Mohanty. Nach Einschätzung von Siemens würde eine Fläche von 300 mal 300 Kilometern mit Parabolspiegeln ausreichen, um den gesamten Strombedarf der Erde zu decken. Umweltexperten begrüßen die Initiative. "Sie ist eine der klügsten Antworten auf die globalen Umwelt- und Wirtschaftsprobleme dieser Zeit", sagte Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling.
Es gibt allerdings auch kritische Stimmen: Jürgen Trittin, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, warf der Industrie Tatenlosigkeit beim Projekt "Desertec" in den vergangenen Jahren vor. Möglichkeiten zur Energiegewinnung im Mittelmeerraum hätten schon vor langer Zeit stärker genutzt werden können.
Grünes Potential
Hinter der Initiative "Desertec" steht ein Projekt namens "Trec", das von der Hamburg Climate Protection Foundation, dem Club of Rome und Fachleuten aus Afrika und dem Nahen Osten verfolgt wird. Solar- und Windkraftenergie sollen in einem Kontinente umspannenden Netz gebündelt und an Haushalte in Europa, Nord-Afrika und dem Nahen Osten geliefert werden. Bislang haben Entwicklungsländer das "grüne Potential" kaum ausgeschöpft. Zum einen ist der Ausbau nationaler Stromnetze sehr teuer, zum anderen fehlt oft der politische Wille für die Schaffung grenzübergreifender Angebote.
(og/pa/dpa/rtr/afp)