Musikerin Sophie Xeon tödlich verunglückt
31. Januar 2021
"Sie war getreu ihrer Spiritualität in die Höhe geklettert, um den Vollmond zu sehen, rutschte versehentlich aus und fiel", teilte ihr Plattenlabel Transgressive am Samstag auf seiner Internetseite mit. Der Unfall passierte laut "The Guardian" in Athen, wo die 34-Jährige seit einiger Zeit lebte. Für die britische Zeitung zählte Sophie Xeon zu den einflussreichsten Künstlerinnen des vergangenen Jahrzehnts.
Keine musikalischen Grenzen
Die meist nur als Sophie bekannte Musikproduzentin machte sich mit eindringlichen Elektro-Pop-Kreationen einen Namen. Ihre Karriere startete sie Anfang der Zehnerjahre in London - sie zerhackte Operngesang, kombinierte das mit Flötenspiel und Beats, verfremdete Stimmen und legte sich auch sonst keine musikalischen Grenzen auf. Ihre Musik war eine Hommage an das 21. Jahrhundert.
2015 trat Sophie als Co-Produzentin bei der Madonna-Single "Bitch I'm Madonna" in Erscheinung. Im gleichen Jahr erschien auch ihr erstes eigenes Album "Product". "Es handelt von den unendlichen Möglichkeiten, die uns die digitale Kultur bietet, um sich aus den Fesseln der realen Welt zu befreien. Doch es handelte auch von den Gefahren, sich in dieser Unendlichkeit zu verlieren", schrieb ein Musik-Kritiker der "Zeit".
Sophie verlor sich nicht, stattdessen spielte sie mit wechselnden Identitäten: Bei ihren Auftritten und DJ-Sets versteckte sie sich in der Dunkelheit. Statt ihrer selbst präsentierte sie dem Publikum immer neue digitale Avatare. In ihrem Lied "Immaterial" brachte sie dieses Lebensgefühl 2018 auf den Punkt: "Ich kann alles sein, was ich will."
Die wahre Identität
Erst bei ihrem zweiten Album "Oil of Every Pearl's Un-Insides" 2018 sollte sich das ändern. Erstmals sang Sophie mit ihrer eigenen unverzerrten Stimme und zeigte auch ihr reales Gesicht. Das Album wurde für einen Grammy-Award in der Kategorie "Best Electronic/Dance Album" nominiert.
Interviews hatte Sophie lange abgelehnt, jetzt trat sie aus der Anonymität heraus und stellte sich der Presse. Sie sprach nicht nur über Musik, sondern bekannte sich auch zu ihrer nicht binären sexuellen Identität. In Los Angeles, wohin sie zwischenzeitlich übergesiedelt war, lernte sie ihre große Liebe Tzef Montana kennen. Die Zeitschrift Vogue widmete den beiden ein großes Porträt mit dem Titel "The Future of Queer Love". Später zog das Paar nach Athen um.
Der Unfall hat die Sängerin, Künstlerin und Produzentin nun viel zu früh aus dem Leben gerissen. Die Fans können es nicht fassen. Eine Visionärin sei sie gewesen, schreibt dieser User des Kurznachrichtendienstes Twitter. Und sei einfach nur traurig.