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KatastropheLibyen

Sorge vor Cholera nach Überschwemmungen in Libyen

16. September 2023

Internationale Hilfskräfte warnen eindringlich vor der wachsenden Gefahr sich ausbreitender Krankheiten nach der Flutkatastrophe. Sie sprechen von chaotischen Zuständen in der teils zerstörten Stadt Darna.

Ein Mann sitzt neben den Gräbern der Opfer der Sturzflut
Ein Mann sitzt neben den Gräbern der Opfer der Sturzflut - die Behörden befürchten zehntausende ToteBild: Yousef Murad/AP/picture alliance

Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen geht in dem Bürgerkriegsland die Sorge vor einem möglichen Ausbruch der Magen-Darm-Krankheit Cholera um. Internationale Helfer sprechen von einer "katastrophalen humanitären Lage" und chaotischen Zuständen in der teils zerstörten Stadt Darna im Osten des nordafrikanischen Landes. "Es ist dringend eine Koordination der Hilfe nötig", berichtete die Organisation Ärzte ohne Grenzen. 

Überlebende brauchen sauberes Wasser

Die Überlebenden benötigten jetzt vorrangig Unterkünfte, Nahrung und medizinische Grundversorgung wegen der Sorge vor Cholera und Mangel an sauberem Wasser, erklärte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in Genf. Das Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Tripolis im Westen des Landes warnte laut der Zeitung "Arab News", in Darna gebe es Grundwasser, das mit Leichen, Tierkadavern, Müll und chemischen Substanzen verschmutzt sei. "Wir bitten die Menschen dringend, sich den Brunnen in Darna nicht zu nähern", wurde Gesundheitsminister Ibrahim Al-Arabi zitiert.

Behörden warnen vor der Nutzung öffentlicher Brunnen in LibyenBild: Libya Almasar TV/AP/picture alliance

Das Bürgerkriegsland ist faktisch gespalten, neben der Regierung in Tripolis gibt es eine zweite im Osten des Landes. Die beiden Lager sind verfeindet und geben teils widersprüchliche Informationen zur Katastrophenlage in Libyen heraus. Die Rivalität erschwert auch die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen. In Darna seien bereits Dutzende Kinder durch verschmutztes Wasser erkrankt, sagte der Leiter des Nationalen Zentrums für Krankheitsbekämpfung der Nachrichtenseite "Al-Wasat" am Freitag. In der Küstenstadt habe sich Trinkwasser mit Abwasser gemischt.

Hilfsgüter stehen stundenlang im Stau

"Nach einer solchen Katastrophe machen wir uns wirklich Sorgen über Krankheiten, die sich über kontaminiertes Trinkwasser ausbreiten", sagte die Koordinatorin für medizinische Einsätze bei Ärzte ohne Grenzen, Manoelle Carton. Das Ausmaß des Problems sei noch schwer abzuschätzen. Überhaupt bleibt die Lage in dem Katastrophengebiet unübersichtlich. "Es gibt jede Menge Freiwillige aus dem In- und Ausland", berichtete Carton. "Jeder will helfen, aber es ist zu viel, es wird chaotisch." Es seien jede Menge Hilfsmittel vor Ort, aber um die verschiedenen Stadtteile aufzusuchen und zu sehen, was wo nötig sei, stehe man stundenlang im Stau.

Die zerstörte Autobahn zwischen Darna und Sousse im Osten Libyens - die Brücke wurde weggespültBild: Ibrahim Hadia al-Majbri/XinHua/picture alliance

Es fehle an Absprachen, sagte auch der Einsatzleiter der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften. "Die humanitäre Lage in Libyen ist katastrophal. Die Bedürfnisse sind größer als die Fähigkeiten aller internationalen, in Libyen arbeitenden Organisationen und örtlichen Behörden", sagte der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Libyen, Baschir Omar, der Deutschen Presse-Agentur. 

Rotes Kreuz und WHO: Leichen sind kein Gesundheitsrisiko

Das Rote Kreuz und die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärten, dass die Leichen von Todesopfern bei Naturkatastrophen entgegen der weit verbreiteten Ansicht kein Gesundheitsrisiko darstellten. 

nob/fab (dpa, afp)

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