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KonflikteNahost

Sorge vor Flächenbrand nach Israels Attacke auf Huthi-Ziele

21. Juli 2024

Die Angriffe auf die jemenitische Hafenstadt Hudaida betrachtet Israel als Antwort auf die zahlreichen Attacken der Huthi-Miliz. Diese ist mit dem Iran verbündet. Aus Teheran kommen prompt unmissverständliche Warnungen.

Das von den Huthi zur Verfügung gestellte Foto zeigt gewaltige Brände und Rauch im Feuerschein über einer Stadt
Das von den Huthi zur Verfügung gestellte Foto zeigt das Ausmaß der Brände in der von der Miliz gehaltenen Stadt HudaidaBild: ANSARULLAH MEDIA CENTRE/AFP

Nach dem israelischen Luftangriff im Jemen in Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der proiranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv wächst die Sorge vor einem Flächenbrand. Der Iran und Israel sprachen gegenseitig Warnungen aus. Israels "gefährliches Abenteurertum" könne einen regionalen Krieg auslösen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Israel und seine Unterstützer wie die USA würden für "unvorhersehbare und gefährliche Folgen" des Israel-Hamas-Kriegs und Angriffe auf den Jemen "direkt verantwortlich sein".

Brennende Öltanks im Hafen von Hudaid, die Stadt liegt im Westen des Jemens Bild: AP/picture alliance

Israels Regierung sprach ihrerseits vom Abwehrkampf gegen Irans "Terrorachse". Nun sei es an der Zeit, dass "die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen den Iran maximiert", forderte der israelische Außenminister Israel Katz auf der Plattform X. Der Iran unterstütze, trainiere und finanziere die Huthi als "Teil seines regionalen Netzwerks von Terrororganisationen, die Israel angreifen wollen".

Israels Außenminister Israel Katz: "Die internationale Gemeinschaft muss die Sanktionen gegen den Iran maximieren"Bild: Lev Radin/Pacific Press/picture alliance

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "zutiefst besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region". Er rief in New York "zur äußersten Zurückhaltung "auf.

Sechs Tote, 80 Verletzte in Hudaida

Israels Militär hatte zuvor nach eigenen Angaben militärische Ziele der Huthi-Miliz im Hafen der westjemenitischen Stadt Hudaida angegriffen. Wie der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masirah in der Nacht unter Berufung auf Behördenangaben berichtete, gab es dabei mindestens sechs Tote und rund 80 Verletzte. Auf Bildern waren gewaltige Brände zu sehen. Huthi-Sprecher hatten einen israelischen Angriff gegen "zivile Einrichtungen" im Jemen bestätigt. Ziele seien Öl- und Stromanlagen gewesen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (l.) und Generalstabschef Herzi Halevi verfolgen Berichte über die Militäraktion im Jemen Bild: Israeli Prime Minister's Office/Anadolu/picture alliance

"Von Beginn des Krieges an habe ich deutlich gemacht, dass Israel gegen alle vorgehen wird, die uns angreifen", sagte dazu Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der Gegenschlag im Jemen "macht unseren Feinden klar, dass es keinen Ort gibt, den der lange Arm Israels nicht erreichen wird". Über den Hafen von Hudaida seien Waffen aus dem Iran in das Land gelangt. Wie die Hamas im palästinensischen Gazastreifen und die Hisbollah-Miliz im Libanon sei die Huthi-Miliz im Jemen ein integraler Bestandteil der iranischen "Achse des Bösen", konstatierte Netanjahu. Viele westliche Staaten, darunter die USA und Deutschland, und einige arabische Länder stufen sowohl die Hamas als auch die schiitische Hisbollah-Miliz als Terrororganisation ein. 

Ein Toter, acht Verletzte in Tel Aviv

Die Militäraktion im Jemen sei die Antwort "auf Hunderte Attacken der letzten Monate auf Israel" gewesen, erklärte ergänzend die israelische Armee. Erst am Freitag waren beim Einschlag einer aus dem Jemen kommenden Kampfdrohne in Tel Aviv ein Mann getötet und mindestens acht weitere Menschen verletzt worden. Die mit Sprengstoff beladene Langstreckendrohne hatte ein Wohnhaus im Zentrum der israelischen Küstenmetropole getroffen.

Israelische Sicherheitskräfte bewachen das Areal nahe dem Wohnhaus in Tel Aviv, in das die Drohne der Huthi-Miliz eingeschlagen war Bild: Sharon Aronowicz/AFP/Getty Images

Am frühen Sonntagmorgen fing Israels Raketenabwehr nach Militärangaben eine Boden-Boden-Rakete ab, die sich vom Jemen aus Israel genähert habe. Im Raum der südisraelischen Hafenstadt Eilat sei  Raketenalarm ausgelöst worden, hieß es. Berichte über Opfer gab es nicht. 

"Eisernes Bekenntnis der Vereinigten Staaten"

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach derweil mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant über Israels Antwort auf den Drohnenangriff der Huthi-Miliz in Tel Aviv, wie ein Sprecher des Pentagons in der Nacht mitteilte. Israels Schlag sei auf monatelange Angriffe der Huthi gegen den Staat Israel hin erfolgt. Austin bekräftigte "das eiserne Bekenntnis der Vereinigten Staaten zur Sicherheit Israels und zum Recht Israels auf Selbstverteidigung".

Die Verteidigungsminister Israels und der USA, Joav Galant und Lloyd Austin - hier bei einem Treffen Mitte Oktober 2023 in Tel AvivBild: Lolita Baldor/AP Photo/picture alliance

Erneut Demonstrationen gegen Netanjahu

Unterdessen demonstrierten in Israel erneut Tausende von Menschen gegen die Regierung von Netanjahu und für ein sofortiges Abkommen im Gaza-Krieg zur Freilassung der Geiseln. Kurz vor dem Abflug Netanjahus in die USA hielten Demonstranten in Jerusalem Transparente mit der Aufschrift hoch: "Kein Flug ohne Abkommen". Am kommenden Mittwoch will Israels Regierungschef vor den beiden Kammern des US-Kongresses eine Rede zu Israels militärischem Vorgehen im Gazastreifen halten.

Seit Beginn des Krieges nach dem Terrorüberfall der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat sich der jahrzehntealte Konflikt zwischen Israel und dem Iran dramatisch zugespitzt. Israel sieht sich nach Angriffen von Milizen, die mit dem Iran verbündet sind, an gleich mehreren Fronten unter Beschuss. 

Seit Monaten laufen indes indirekte Gespräche zwischen Israel und der Hamas, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln. Sie kreisen um einen dreistufigen Plan, der den Austausch der noch rund 120 im Gazastreifen von der terroristischen Hamas festgehaltenen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie Wege hin zu einer dauerhaften Waffenruhe vorsieht. Teilnehmer der Gespräche hatten kürzlich noch vorsichtigen Optimismus gezeigt.

sti/se/ack/ch (afp, dpa, rtr)