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Southgate weckt Englands Spielfreude

7. Juli 2018

England und sein Trainer Gareth Southgate überraschen bei der WM in Russland. Der Coach hat eine bisher nicht gekannte Lockerheit ins Team der "Three Lions" gebracht - die sich jetzt voll und ganz auszahlt.

Russland, Zelenogorsk: WM, vor dem Viertelfinale Schweden - England
Bild: picture-alliance/dpa/D. Lovetsky

Es wirkt alles so entspannt: Das Lächeln von Gareth Southgatenach dem 2:0 gegen Schweden, das den Halbfinaleinzug für die Engländer bedeutete, war natürlich nicht zu übersehen. Aber der Trainer der "Three Lions" lief nicht voll von überschäumenden Emotionen auf das Feld und riss seine Spieler freudetrunken zu Boden. Im Gegenteil: Southgate ging fast schlendernd über den Rasen und gratulierte seinen Spielern sichtlich glücklich, aber auch mit dem nötigen Abstand, den ein Trainer wahren sollte. 

Seine Spieler scheinen diese eher zurückhaltende aber doch freundschaftliche Art des 47-Jährigen zu mögen. Southgate ist anders, als es seine vielen meist konservativen Trainervorgänger waren. Er hat eine neue Lockerheit in die Mannschaft gebracht. Es wird jetzt sogar viel gelacht im Team, die Spieler bestreiten im Hotel-Pool ein Wettrennen auf aufblasbaren Einhörnern für Kinder und schicken die Bilder via Social Media in die Welt. Es herrscht eine herzliche Atmosphäre, in denen nicht mehr derjenige ein Außenseiter ist, der sich bei früheren nächtlichen Trinkgelagen womöglich zurückhält. 

Kleine Fußballwelt

Southgate ist aber vor allem auch dafür beliebt, dass er über den (Fußball-) Tellerrand hinausschaut. Der Coach holte sich vor der WM Inspirationen beim Millitär und schickte seine völlig überraschten Spieler ohne Mobiltelefon und in Uniform in ein zweitägiges Bootcamp, angeleitet von Marine-Soldaten mussten sie mit 21 Kilogramm schweren Rucksäcken marschieren und im Wald im Schlafsack übernachten.

"Wir denken immer nur an unsere kleine Fußballwelt", sagte Southgate über diese Maßnahme. Er und seine Spieler sollten mal diese Fußball-Blase verlassen und sehen, dass ein Leben ohne Handy möglich ist, sogar für Fußballprofis. Als sein Mobiltelefon wieder in Reichweite war, schrieb Torhüter Jack Butland nach der Rückkehr auf Instagram: "Das war für mich eine der lohnendsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe."

Inspirationen aus anderen Sportarten

Englands Coach geht andere Wege. Vor allem, wenn es um leicht einübbare taktische Mittel geht. Dass die Engländer bislang acht ihrer elf WM-Tore aus Standards erzielt haben, ist keinesfalls ein Zufall. Southgate hat sich in den USA in der NFL beim American Football Anregungen geholt. Spielzüge wie der beim Freistoßtor zum 4:0 gegen Panama über vier Stationen hat sich der Trainer beim Basketball, in der NBA, abgeschaut.

"Jedes Mal, wenn ich meine Sportart mit anderen aus anderen Ländern mit ähnlichen Problemen vergleiche, nehme ich so viele Erkenntnisse mit, die mir zeigen, wie wir arbeiten können", sagt Southgate. "Die technischen Details unterscheiden sich von Sport zu Sport, aber die Herausforderungen im Bereich Führungsqualitäten, Team Building und Umgang mit den Medien findest du in jedem Sport."

Sein Motto lautet: "Own the process", bestimme das Geschehen selbst. Diesen Weg hat er für sich aber auch für seine Mannschaft gefunden. Und bisher fährt er ganz gut damit, die konservativen Teile des Fußballs in Großbritanniens auf seinen neuen Weg mitzunehmen.  

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