1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Gesellschaft

Späte Gerechtigkeit für Claudette Colvin

17. Dezember 2021

66 Jahre lang stand Claudette Colvin im Strafregister. Das Vergehen der schwarzen US-Bürgerin: Sie hatte sich geweigert, die angeordnete "Rassentrennung" zu befolgen. Nun hat sich die Justiz dafür entschuldigt.

Claudette Colvin (26.10.2021)
Justizopfer Colvin (auf einer Pressekonferenz im Oktober): "Überlebende des Kampfs für Bürgerrechte"Bild: Vasha Hunt/AP Photo/picture alliance

1955 wurde Rosa Parks bekannt - mit ihrer Weigerung, sich im Bus nach Hinten zu setzen, in den Bereich der für Schwarze vorgeschrieben war. Weniger bekannt ist, dass sich bereits Monate zuvor eine andere schwarze Frau gegen die rassistische Regel aufgelehnt hatte. Ihr Name: Claudette Colvin. Die damals 15-Jährige bekam es daraufhin mit der US-Justiz zu tun - ein Verfahren, das ihr bisheriges Leben geprägt hat.

Nun hat die heute 82-Jährige späte Gerechtigkeit erfahren: Ihr Eintrag ins Strafregister wurde nach 66 Jahren von der Justiz gelöscht. "In meinem Namen und in dem aller Richter in Montgomery entschuldige ich mich für die Ungerechtigkeit, die Ihnen widerfahren ist", sagte Richter Calvin Williams in einem gemeinsamen Fernsehinterview mit Colvin.

Beginn der modernen Bürgerrechtsbewegung

Während der Zeit der gesetzlich verankerten Diskriminierung Schwarzer durften diese in Bussen nur auf bestimmten Plätzen sitzen. Als 15-Jährige weigerte sich Colvin in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama, ihren Platz für einen weißen Fahrgast zu räumen. Daraufhin wurde sie festgenommen. Colvins Fall und der von Rosa Parks führten zu dem einjährigen Montgomery-Busboykott, der den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King in den USA bekannt machte und oft als Beginn der modernen Bürgerrechtsbewegung angesehen wird.

Bürgerrechtsikone Parks (etwa 1956): Vorkämpferin für die Rechte der SchwarzenBild: UIG/IMAGO

Sie habe den Einsatzkräften damals gesagt, dass sie dort sitze, weil sie den Fahrpreis bezahlt habe und es ihr verfassungsmäßiges Recht sei, schilderte Colvin in dem Interview die Ereignisse von 1955. Dafür sei sie das einzige Mal in ihrem Leben ins Gefängnis gekommen. "Ich halte mich für eine Überlebende des Kampfs für Bürgerrechte."

Richter Williams, der ebenfalls schwarz ist, sagte in dem Fernsehinterview: "Sie hat sich für das Recht eingesetzt. Und jetzt bin ich Nutznießer und korrigiere das Unrecht, das ihr angetan wurde", so der Richter. Colvin ist weit weniger bekannt als Rosa Parks (1913-2005). Parks gilt als Vorkämpferin für die Rechte der Schwarzen in den USA.

AR/nob (dpa, ap)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen