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Lieber später schwanger? Vier Fakten zu Social Freezing

Veröffentlicht 19. Oktober 2023Zuletzt aktualisiert 25. Oktober 2023

Immer mehr Frauen lassen ihre Eizellen einfrieren - vor allem, weil ihnen ein passender Partner fehlt. Social Freezing ist eine Chance für späteres Mutterglück, aber das Prozedere kommt ohne Garantien, dafür mit Risiken.

3-D- Bild der künstlichen Befruchtung einer menschlichen Eizelle durch ein Spermium.
Viele Frauen, die sich für Social Freezing entscheiden, lassen die Eizellen später doch nicht befruchten.Bild: Maksym Yemelyanov/Zoonar/picture alliance

Irgendwann zwischen Anfang und Mitte 30 nehmen viele Frauen das Ticken ihrer biologischen Uhr wahr. Wäre es jetzt nicht Zeit für mich, eine Familie zu gründen?

Andererseits, was passiert dann mit meiner Karriere? Hab ich dann überhaupt noch ein eigenes Leben, mit Freunden und Hobbys? Und wo ist eigentlich der Kerl, den ich mir tatsächlich als Vater meines Kindes vorstellen kann? Also, vielleicht doch lieber später...?

Die biologische Uhr tickt währenddessen ungerührt weiter.

1. Eizellen altern mit

Ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit von Frauen aufgrund des natürlichen Alterungsprozesses ab. Das heißt nicht, dass eine spontane Schwangerschaft in den kommenden Jahren nicht auch noch problemlos möglich ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass nicht mehr jede Eizelle fruchtbar ist, steigt allerdings.

Das liegt daran, dass Frauen bereits mit ihrem gesamten Eizell-Vorrat auf die Welt gekommen sind. Bei der Geburt hat jedes kleine Mädchen ein bis zwei Millionen Eizellen. Bis zur Pubertät sind noch etwa 300.000 davon übrig - viele davon reifen nie heran und bilden sich zurück. 

Nur rund 400 Eizellen werden im Laufe der fruchtbaren Jahre reif. Normalerweise ist es eine Eizelle pro Zyklus, die befruchtet werden kann. Je älter eine Frau allerdings wird, desto fehleranfälliger wird auch der Reifungsprozess, genauer gesagt die sogenannte Meiose.

Die Meiose ist eine spezielle Art der Zellteilung, die dafür sorgt, dass jede Eizelle genau 23 Chromosomen enthält, die die Erbinformation der Mutter tragen. Bei dieser Teilung können Fehler passieren, sodass eine Eizelle zu viele oder zu wenige Chromosomen enthält. Das erschwert die Zeugung eines Kindes und auch die Rate der Fehlgeburten steigt.

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2. Social Freezing verschafft mehr Zeit

Der Alterungsprozess der Eizellen lässt sich aufhalten, wenn sie der Frau entnommen und eingefroren werden. Ursprünglich war diese sogenannte Kryokonservierung unbefruchteter Eizellen für Frauen mit schweren Erkrankungen wie beispielsweise Krebs gedacht.

Social Freezing bezeichnet die Kryokonservierung von Eizellen ohne medizinische Notwendigkeit. So erhoffen sich viele Frauen, die biologische Uhr auszutricksen und zu einem späteren - einem beruflich, privat oder finanziell passenderen - Zeitpunkt schwanger zu werden.

Der Hauptgrund, weshalb sich Frauen für das Social Freezing entscheiden, sei der nicht vorhandene Partner, schreiben die Gynäkologinnen Janna Pape und Sibil Tschudin in einem Artikel des Fachblatts "Gynäkologische Endokrinologie".

3. Eizellen einzufrieren ist teuer

Bevor die Eizellen entnommen und eingefroren werden können, wird eine sogenannte Stimulationsbehandlung durchgeführt, bei der sich Frauen über einen bestimmten Zeitraum selbst Hormonspritzen verabreichen, um die Reifung möglichst vieler Eizellen in den Eierstöcken anzuregen. 

Diese Behandlung mit Hormonen kann mit einigen Nebenwirkungen wie Schwindel, Hitzewallungen und Sehstörungen einhergehen. Notwendig sind meist zwei bis vier Stimulationen. Im besten Fall können danach etwa 25 reife Eizellen entnommen werden, meist seien es jedoch 10-15 Eizellen, schreiben Pape und Tschudin.

Die Entnahme der Eizellen erfolgt durch die sogenannte vaginale Follikelpunktion. Dabei werden die Follikel, in denen sich die Eizellen befinden, mit einer dünnen Nadel punktiert und die Eizelle abgesaugt. Dieser Eingriff gilt als risikoarm und dauert nur 10-15 Minuten.

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Sofort nach der Entnahme werden die Eizellen mit Stickstoff schockgefroren, ein Vorgang, der als Vitrifikation bezeichnet wird. Bei Temperaturen von -197 Grad Celsius können die Eizellen mehrere Jahre lang aufbewahrt werden.

Die Kosten für Stimulation, Entnahme und Vitrifikation belaufen sich in Deutschland auf 2000 bis 4000 Euro. Dazu kommt eine jährliche "Parkgebühr" für die Aufbewahrung der eingefrorenen Eizellen von 200 bis 300 Euro im Jahr. 

Die zu einem späteren Zeitpunkt stattfindende In-vitro-Fertilisation, also künstlicher Befruchtung, mit einem Spermium wird auf etwa 2000 Euro beziffert. Weil Social Freezing keine medizinische Notwendigkeit hat, übernehmen Krankenkassen diese Kosten nicht.

4. Social Freezing ist keine Garantie für eine spätere Schwangerschaft

Trotz der aufwendigen Behandlung und der hohen Kosten - eine Garantie für späteres Mutterglück ist auch das Social Freezing nicht.

Nach Befruchtung von kryokonservierten Eizellen werde in rund 10 % der Fälle eine Mutterschaft erreicht, schreiben die Gynäkologinnen Pape und Tschudin. Auch hier gilt: Je früher sich eine Frau die Eizellen entnehmen und kryokonservieren lässt, desto höher sind die Chancen einer späteren Schwangerschaft.

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Die Effizienz des Social Freezing leidet allerdings noch an anderer Stelle: Viele Frauen verwenden ihre eingefrorenen Eizellen am Ende gar nicht. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 liegt das vor allem daran, dass der richtige Partner noch immer nicht aufgetaucht war und die Frauen davor zurückschreckten, alleinerziehende Mütter zu sein.

Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.
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