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SpaceX: Privatcrew auf dem Weg zum Weltraumspaziergang

10. September 2024

Auf eine so weite Reise haben sich Astronauten seit einem halben Jahrhundert nicht mehr aufgemacht: "Polaris Dawn" heißt die privat finanzierte Raummission zu einer fernen Umlaufbahn samt Ausstieg im All.

Feuerschweif der Falcon-9-Rakete beim Nachtstart Polaris-Dawn-Mission in Florida (10.09.2024)
Abflug der Falcon-9-Rakete in Florida mit der Polaris-Dawn-Crew: Zwischenzeitliches StartverbotBild: Chandan Khanna/AFP

Zwei Frauen und zwei Männer sind zu einer riskanten Reise ins All gestartet. Beim Projekt "Polaris Dawn" sollen sie sich bis zu 1400 Kilometer weit von der Erde entfernen. Damit handelt es sich dem US-Raumfahrtunternehmen SpaceX zufolge um die größte Entfernung von Menschen zur Erde seit den letzten Apollo-Missionen zum Mond in den frühen 1970er-Jahren. Zum Vergleich: Die Raumstation ISS umkreist unseren Heimatplaneten in etwa 400 Kilometern Höhe.

Mit an Bord des Crew-Dragon-Raumschiffs: der milliardenschwere Unternehmer Jared Isaacman. Er führt die bis zu fünf Tage dauernde Mission in Abstimmung mit SpaceX-Gründer Elon Musk, der am Boden bleibt. Mit Isaacman hoben als Privat-Astronauten Scott "Kidd" Poteet, Sarah Gillis und Anna Menon mit einer Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral an der Westküste Floridas im Süden der USA ab.

Raumfahrer Menon, Poteet, Isaacman und Gillis (Mitte August): Ausstieg im eiskalten AllBild: John Raoux/AP Photo/picture alliance

Ursprünglich war der Start von "Polaris Dawn" für den 27. August geplant gewesen. Er wurde aber mehrmals verschoben, unter anderem wegen eines Heliums-Lecks und ungünstiger Wetterbedingungen für den Zeitpunkt der geplanten Landung. Zuletzt hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA der Falcon-9-Rakete zudem wegen eines Vorfalls bei einem früheren Start zeitweise die Starterlaubnis entzogen.

Die etwa acht mal vier Meter große Dragon-Kapsel kann bis zu sieben Menschen bis zu zehn Tage lang versorgen. Geschlafen wird in den Sitzen, die Toilette befindet sich hinter einem Vorhang.

Außeneinsatz in 700 Kilometern Höhe

Während der Mission soll es in etwa 700 Kilometern Höhe einen Außeneinsatz der Astronauten geben, bei dem ein neuer Raumanzug getestet werden soll. Beim "ersten kommerziellen Weltraumspaziergang" - wie es auf der Website des Projekts heißt - soll der Anzug größere Mobilität ermöglichen als die bisherigen, oftmals klobigen Modelle. Zudem bietet er ein im Helm eingebautes Display, eine Kamera sowie neue Materialien zur besseren Wärmeregulierung im eiskalten All.

Neuartiger SpaceX-Raumanzug: Weniger klobig als bisherige ModelleBild: John Kraus/Polaris Program

Auch wenn nur zwei Crew-Mitglieder auf der Reise durch den erdnahen Weltraum kurz die Kapsel verlassen werden, müssen alle vier die speziellen Anzüge für den Weltraumspaziergang anziehen. Denn das Dragon-Raumschiff hat keine Druckschleuse: Die gesamte Kabine wird dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt sein, sobald die Außentür geöffnet wird.

Isaacman und Gillis werden abwechselnd kurz aus der Luke gleiten. Sie werden ihre weißen und schwarzen Spezialanzüge testen, indem sie ihre Körper verdrehen. Beide werden immer mit einer Hand oder einem Fuß die Kapsel oder die angebrachte Stützstruktur berühren, die dem oberen Teil einer Poolleiter ähnelt.

Pilot Poteet und Astronautin Menon werden den Weltraumspaziergang vom Inneren der Kapsel aus überwachen. Zwei Stunden wird das Manöver insgesamt dauern.

Bei Außeneinsätzen sind Astronauten einer höheren Gefahr als in Raumschiffen ausgesetzt. Die Orientierung in der Schwerelosigkeit ist anspruchsvoll, zudem muss die Ausrüstung extreme Temperaturschwankungen ausgleichen, Sauerstoff bereitstellen und vor Strahlung im All schützen. Lebensbedrohlich kann es werden, wenn die Sauerstoffversorgung gestört ist oder ein Astronaut vom Raumschiff getrennt wird

Das neue Wettrennen zum Mond

03:18

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Normalerweise werden bei Außeneinsätzen zum Beispiel an der ISS Wartungsarbeiten oder Experimente durchgeführt. Für den Erfolg von Missionen zum Mond und Mars gelten sie als entscheidend. SpaceX will die Anzüge für spätere Missionen zum Mond und zum Mars testen.

Von den Privat-Astronauten sollen zudem Experimente etwa zu den Auswirkungen von Raumflug und Weltraumstrahlung auf die menschliche Gesundheit durchgeführt werden. Auch eine laserbasierte Kommunikationstechnik des satellitengestützten Internetprogramms Starlink soll getestet werden.

Vorbereitung auf den Mars

Bei der Mission geht es offenbar nicht nur um das Privatvergnügen eines weltraumbegeisterten Milliardärs, sondern auch um ein mögliches milliardenschweres Geschäft. "Für den Bau einer Basis auf dem Mond und einer Stadt auf dem Mars werden Millionen Raumanzüge benötigt", hieß es von den Projektplanern. "Die Entwicklung dieses Anzugs und die Durchführung des Weltraumspaziergangs werden wichtige Schritte hin zu einem skalierbaren Design für Raumanzüge für zukünftige Langzeitmissionen sein, da das Leben multiplanetarisch wird."

Eine Kolonie auf dem Mars - das ist das langfristige Ziel der US-Weltraumbehörde NASA. Mit dem "Artemis"-Programm will sie dafür aber zuerst - und zum ersten Mal seit mehr als einem halben Jahrhundert - wieder Menschen auf den Mond bringen. Eine Basis auf dem Erdtrabanten soll die Grundlage für Missionen zum Mars bilden.

Die eigentlich für November 2024 geplante bemannte Mondumrundung im Zuge von "Artemis 2" musste die NASA allerdings gerade wegen Problemen mit Rakete und Raumschiff auf September 2025 verschieben, die geplante bemannte Mondlandung "Artemis 3" auf September 2026.

SpaceX-Chef Elon Musk will die lange Reise zum Mars aber trotzdem schon im übernächsten Jahr in Angriff nehmen - wenn auch erst einmal ohne Astronauten. "Die ersten Raumschiffe zum Mars werden in zwei Jahren starten, wenn das nächste Transferfenster Erde-Mars geöffnet wird", ließ der Milliardär am Wochenende verlauten. Damit solle die Zuverlässigkeit von Landungen auf dem Planeten getestet werden.

"Wenn diese Landungen gut verlaufen, werden die ersten bemannten Flüge zum Mars in vier Jahren stattfinden", so Musk. Der Unternehmer geht davon aus, dass eine sich selbst versorgende Stadt auf dem Mars in 20 Jahren möglich ist.

AR/fab (dpa, ap, afp)

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