Spanien in großer Not
23. Juli 2012
Spanien ist in der Rezessionsfalle gefangen: Am Montag teilte die spanische Zentralbank mit, dass die Wirtschaft noch tiefer in den Abschwung gerutscht ist. Zum dritten Mal hintereinander schrumpfte die viertgrößte Volkswirtschaft im Euroraum. Die beiden letzten Quartalsberichte hatten ein Minus von jeweils 0,3 Prozent ausgewiesen, der aktuelle Wirtschaftsrückgang beträgt 0,4 Prozent. Für das Gesamtjahr 2012 erwartet die Regierung in Madrid ein Minus von 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Die Finanzmärkte reagierten umgehend auf diese schlechten Nachrichten: Der Risikoaufschlag für spanische Papiere mit zehnjähriger Laufzeit stieg um ein Viertelprozentpunkt auf 7,46 Prozent. Das ist der höchste Zins seit 1999. Sieben Prozent Risikoaufschlag gelten als kritische Grenze. Ökonomen wiesen darauf hin, dass Irland, Portugal und Griechenland bei Erreichen dieser Marke Hilfen aus den Rettungstöpfen der EU in Anspruch nehmen mussten.
Beschwichtigungen aus Brüssel und Madrid
Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos hat indes kategotisch ausgeschlossen, dass sich sein Land unter einen europäischen Rettungsschirm flüchten wird. Auf die Frage, ob es dazu kommen werde, sagte er am Montag: "Absolut nicht." Die EU-Kommission wandte sich unterdessen entschieden gegen Spekulationen, Griechenland werde den Euro-Raum verlassen.
Ein Kommissionssprecher sagte dazu am Montag: "Griechenland muss und wird in der Euro-Zone bleiben." Damit reagierte er auf Äußerungen des deutschen Wirtschaftsministers Philipp Rösler, der am Wochenende in einem Zeitungsinterview ein Ausstiegsszenario gemalt hatte.
Auch der Öl-Markt schlingert im Kielwasser der Euro-Krise
Den Beschwichtigungen spanischer und europäischer Politiker zum Trotz hinterließen die Spekulationen über die südeuropäischen Schuldenstaaten tiefe Spuren an den Märkten. Der Börsenindex in Athen rutschte um sechs Prozent ab, der spanische Handelsindex gab um fünf Prozent nach. Auch in Deutschland und Italien gingen die Börsenindizes deutlich ins Minus. Das hochverschuldete Italien gilt als möglicher neuer Kandidat für Leistungen aus den Rettungstöpfen der EU.
Die Verschärfung der Euro-Krise hat sich auch am Erdölmarkt niedergeschlagen: Der Preis für Nordseeerdöl sank um mehr als drei Dollar pro Barrel, die US-Sorte WTI verlor fast drei Prozent ihres Wertes. Durch den aktuell schwächeren Euro-Kurs im Vergleich zum Dollar ist der Rohstoff für Anleger aus dem Euroraum teurer geworden. Das führt zu sinkender Nachfrage und letztlich auch zu fallenden Preisen.
dk/wen (dpa/rtr/afp/dapd)