Polizei: Größerer Anschlag in Spanien geplant
18. August 2017Das Wichtigste in Kürze:
- Die Zahl der Toten der Anschläge von Barcelona und Cambrils ist Rettungsdiensten zufolge auf 14 gestiegen, über 100 weitere Menschen wurden verletzt, darunter 13 deutsche Staatsbürger
- Am Donnerstagnachmittag war ein Transporter auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona in eine Menschenmenge gerast
- Stunden später erschoss die Polizei in Cambrils rund 100 Kilometer südlich von Barcelona fünf Verdächtige, darunter soll sich Medienberichten zufolge auch der Fahrer des Wagens aus Barcelona befinden
- Inzwischen sind bei der Fahndung nach den Tätern vier Verdächtige festgenommen worden, drei stammen nach Polizeiangaben aus Marokko, einer aus Spanien
- Das Onlineportal Amak, Propaganda-Sprachrohr der Terrormiliz "Islamischer Staat", erklärte den IS zum Drahtzieher der Attentate
Trauer am Tag danach: Auf der Placa Catalunya in Barcelona haben sich mehrere tausend Menschen versammelt, um der Opfer des Terroranschlags in der spanischen Metropole zu gedenken. König Felipe und Ministerpräsident Manuel Rajoy reihten sich in die Trauergemeinde ein. Von dem Platz geht die Flaniermeile Las Ramblas ab, auf der am Donnerstagabend das Attentat verübt worden war.
Ein Mann war auf dem Boulevard mit einem Transporter in eine Menge gerast. Mindestens 13 Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt. Nur Stunden später fuhren Attentäter über die Strandpromenade des katalonischen Küstenort Cambrils und verletzten sechs Menschen. Ein siebtes Opfer erlag den Verletzungen am Vormittag.
Einzelheiten zu den Verdächtigen
Polizeichef Josep Lluis Trapero teilte am Nachmittag Einzelheiten zu den Festnahmen mit. Danach handelt es sich bei drei der Männer um Marokkaner, die vierte Person ist ein Spanier. Der Haupttäter, der Fahrer des Kleintransporters von Barcelona, soll Medienberichten zufolge ein Mann namens Moussa O. sein, der in der katalanischen Kleinstadt Ripoll wohnte. Sein Bruder Driss gehört zu den in Ripoll Festgenommenen. In Medienberichten ist unter Berufung auf Sicherheitskreise von einer bis zu zwölfköpfigen Terrorzelle die Rede. Möglicherweise habe die Gruppe einen "noch größeren Anschlag" geplant.
Der Polizeichef erklärte vor Journalisten, möglicherweise sei der Haupttäter von Barcelona bei dem Polizeieinsatz in Cambrils erschossen worden. "Die Untersuchung geht in diese Richtung, es gibt mehrere Indizien, aber wir haben noch keinen konkreten Beweis", so Trapero. Spanische Medien hingegen melden bereits den Tod des Fahrers des Kleintransporters. Die Sicherheitskräfte hatten in Cambrils insgesamt fünf mutmaßliche Terroristen erschossen. Die von den Angreifern in Cambrils getragenen Sprengstoffgürtel waren nach Aussage des Chefs der Regionalregierung Kataloniens, Carles Puigdemont, Attrappen. Dies hätten Bombenexperten bestätigt. Sie haben nach Behördenangaben versucht, mit ihrem Wagen Touristen zu überfahren. Daraufhin habe sich das Fahrzeug überschlagen, einige der Insassen hätten schließlich auf Menschen eingestochen.
Zuvor hatten sich auf der belebten Touristenstraße Las Ramblas in Barcelona dramatische Szenen abgespielt: Fernsehbilder zeigen Menschen, die in Panik umher rannten und Verletzte, die blutend am Boden liegen. Passanten berichten, der Attentäter sei absichtlich im Zickzack-Kurs gefahren, um möglichst viele Menschen zu treffen.
Verbindungen zum IS?
Das Attentat stand vermutlich in Zusammenhang mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Nach Angaben des IS-Propaganda-Sprachrohrs Amak seien der Fahrer und mehrere Verbindungsmänner "Soldaten des Islamischen Staates". Sie hätten mit der Operation auf Aufrufe reagiert, die Staaten der "internationalen Koalition" anzugreifen.
Ein dritter Vorfall soll ebenfalls in Verbindung mit den Attentaten von Barcelona und Cambrils stehen. So hatte es am Mittwoch eine Explosion in einem Wohnhaus in Alcanar gegeben, einer Stadt rund 200 Kilometer von Barcelona entfernt. Dabei wurde ein Mensch getötet. Nach Informationen der Zeitung "El Pais" sollen in dem Wohnhaus etwa 20 Gasflaschen gelagert worden sein. Der Polizeisprecher Trapero sieht "deutliche" Verbindungen zu dem Anschlag in Barcelona.
"Spanien ist Barcelona"
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy sagte nach dem Attentat: "Wir sind vereint im Schmerz. Aber wir sind vor allem vereint im Willen, diesem Wahnsinn und dieser Barbarei ein Ende zu bereiten." König Felipe VI. erklärte: "Sie werden uns nicht terrorisieren. Ganz Spanien ist Barcelona."
Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, dass 13 Deutsche verletzt wurden, einige von ihnen lebensgefährlich. Ob auch Deutsche unter den Getöteten sind, ist weiterhin unklar. Wie das französische Außenministerium mitteilte, wurden 26 Franzosen verletzt, mindestens 11 von ihnen schwer. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel und sein französischer Kollege Jean-Yves Le Drian brachen in die katalonische Metropole auf, um die Opfer zu besuchen und Spanien die Unterstützung ihrer Regierungen zu versichern.
ml/nin/myk/haz (dpa, afp, ape, rtr)