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Gesellschaft

Spaniens Ex-Diktator Franco wird exhumiert

24. August 2018

Spaniens sozialistische Regierung hat per Dekret die Umbettung des früheren Diktators Francisco Franco verfügt. Die Angehörigen Francos und die Konservativen und Liberalen im Parlament sind jedoch strikt dagegen.

Spanien Valle de los Caidos
Das Tal "Valle de los Caidos" soll zur Gedenkstätte werdenBild: Getty Images/AFP/O. del Pozo

Das Kabinett von Ministerpräsident Pedro Sánchez stimmte für die Entfernung der sterblichen Überreste des Diktators aus einer Kirche im Valle de los Caídos, dem Tal der Gefallenen. Dort soll eine Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus entstehen. Sánchez hatte das Vorhaben gleich nach seinem Amtsantritt im Juni angekündigt.

Das Dekret muss nun noch durch das Parlament. Dort können Sanchez' Sozialisten jedoch mit der Unterstützung der Linkspartei Podemos, der baskischen Nationalisten und der Vertreter der katalanischen Befürworter der Unabhängigheit rechnen und damit die Mehrheit bilden. Sowohl die konservative Volkspartei (PP) als auch die liberalen Ciudadanos haben angekündigt, das Dekret im Parlament nicht zu unterstützen. PP-Chef Pablo Casado nannte es "unverantwortlich, bereits geheilte Wunden wieder aufzureißen".

Kein Mausoleum für die Diktatur

Sánchez hatte die Umwidmung der Gedenkstätte vor allem damit begründet, dass Spanien als "gefestigte und europäische Demokratie" sich keine Symbole leisten könne, welche die Bevölkerung spalteten. Ein Mausoleum für einen Diktator sei etwa "in Deutschland oder Italien undenkbar". Der Fraktionschef von Sánchez' Sozialisten im Senat, Ander Gil, sprach von einer "demokratischen Anomalie". Es sei "an der Zeit, mit Dingen solcher Art Schluss zu machen".

Vize-Regierungschefin Carmen Calvo sagte nach der Kabinettssitzung mit Blick auf das Dekret: "Wir tun dies, weil wir an die Zukunft denken und an die jüngeren Menschen, damit diese bessere ethische und moralische Bedingungen vorfinden und so etwas nie wieder passiert." Das Dekret solle für ein Jahr gelten, was genügend Zeit sei, um die Umbettung durchzuführen. Das Vorhaben war bisher an juristischen Fragen und dem Widerstand der Familie gescheitert.

Rechte Pilgerstätte

Francos sterbliche Überreste sollen seiner Familie übergeben werden, um sie in deren Familiengrab auf dem Pardo-Friedhof bei Madrid beizusetzen.

Spaniens Diktator Francisco Franco spaltet bis heute die Gesellschaft des LandesBild: picture-alliance/Photoshot

Nach dem Sieg der rechten Putschisten im spanischen Bürgerkrieg (1936 bis 1939) hatte Franco bis zu seinem Tod 1975 in Spanien geherrscht. Nach seinem Tod wurde er in der Basilika des sogenannten "Tals der Gefallenen" bestattet. Sie war zwischen 1940 und 1959 von Zwangsarbeitern erbaut worden. Sein Grab ist eine Pilgerstätte für Rechtsextremisten. Alljährlich an Francos Todestag versammeln sie sich an der Anlage mit ihrem 155 Meter hohen Kreuz. Der Umgang mit der Franco-Diktatur spaltet Spanien bis heute. Die Umbettungspläne sorgen nun jedenfalls für steigende Besucherzahlen. Wurden im Juni 23.135 Besucher gezählt, waren es im Juli 38.269.

cgn/hf (afp, dpa, epd)

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