Spaniens Reisesaison startet erst im Juli
23. Mai 2020Mit fast 235.000 Infizierten und mehr als 28.600 Todesopfern ist Spanien eines der am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder der Welt. Hier galt eine der weltweit schärfsten Einschränkungen der Freiheitsrechte. Seit dem 11. Mai werden die Ausgangssperren schrittweise gelockert, doch vielen Spaniern geht das nicht schnell genug.
In einer Rede an die Nation hat Ministerpräsident Pedro Sánchez nun angekündigt, dass Spaniens Grenzen erst "ab Juli" wieder für ausländische Gäste geöffnet werden. Damit machte der sozialistische Politiker alle Hoffnungen auf eine frühere Wiederaufnahme des Tourismus zunichte - zumal mit Italien ein weiterer Corona-Brennpunkt schon am 3. Juni die Grenzen für ausländische Reisende wieder öffnen will.
Rechte und Ultrarechte trommeln gegen den Premier
"Ab Juli wird der Empfang ausländischer Touristen unter sicheren Bedingungen wiederaufgenommen werden", sagte Sánchez in seiner Rede. "Wir werden garantieren, dass die Touristen keine Risiken eingehen werden und auch, dass sie keine Risiken für uns verursachen." Es gebe keinen Konflikt zwischen Gesundheit und Geschäft. "Der spanische Tourismus wird von nun an zwei Gütesiegel haben: Ökologische Nachhaltigkeit und sanitäre Sicherheit."
Derweil wird der Druck von Unternehmern und der konservativen Opposition immer größer. Sie werfen Sánchez vor, mit seinen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone in den Ruin zu treiben. An diesem Samstag kam es landesweit zu Protestumzügen mit Autokarawanen, zu denen die rechtspopulistische Vox-Partei aufgerufen hatte. Viele Demonstranten kamen in Autokorsos zusammen. In Madrid waren Hunderte Autos und Motorräder unterwegs. An der Spitze fuhr Vox-Chef Santiago Abascal im offenen Bus. Dazu kamen sehr viele Demonstranten zu Fuß. Sie hielten die Abstandsregeln nicht ein und füllten im Zentrum mehrere Hauptverkehrsstraßen. Vox ist die drittstärkste Fraktion im spanischen Parlament.
Zehn Tage Staatstrauer
Am Mittwoch hatte das Parlament die fünfte Verlängerung des Alarmzustands bis zum 6. Juni verabschiedet. Die Regierung erwägt eine weitere Verlängerung, womit der vierstufige Lockerungsplan aus dem Lockdown Ende Juni enden würde. Erst dann werden die Spanier wieder ihre Provinz verlassen dürfen.
In seiner Rede hat Sánchez zudem eine zehntägige Staatstrauer um die Opfer der Corona-Pandemie angekündigt. Ab Dienstag sollen zehn Tage lang die Fahnen im gesamten Land auf halbmast hängen. Das sei die längste Staatstrauer, die es jemals in der demokratischen Geschichte Spaniens gegeben habe, sagte Sánchez. Sobald der Alarmzustand beendet sei, werde es zudem unter dem Vorsitz von König Felipe VI. einen großen Gedenkakt geben.
rb/se (afp, dpa, kna)