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Politik

Spanien lockert Corona-"Hausarrest"

2. Mai 2020

Sieben Wochen lang durften die Spanier ihre Häuser nur in Ausnahmefällen verlassen. Nun sind Sport im Freien und Spaziergänge wieder erlaubt. Allerdings gelten zur weiteren Eindämmung des Coronavirus strenge Auflagen.

Spanien Coronavirus Lockerung Ausgangssperre
Bild: Getty Images/C. Alvarez

Viele Spanier dürften bei dieser Nachricht aufgeatmet haben: Die Regierung in Madrid hat die strenge Ausgangssperre zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Spanien nach knapp sieben Wochen erstmals für Freizeitaktivitäten gelockert. Sport im Freien und Spaziergänge mit einem im gleichen Haushalt lebenden Begleiter sind seit diesem Samstag wieder erlaubt. Allerdings unter strikten Auflagen. In Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohnern gelten genaue Zeitvorgaben für die verschiedenen Altersgruppen.

Stretching am Sandstrand unter Einhaltung der Abstandsregeln Bild: Reuters/V. West

So sind die Vormittage zwischen 10.00 und 12.00 Uhr und die frühen Abendstunden zwischen 19.00 und 20.00 Uhr für über 70-Jährige sowie hilfe- oder pflegebedürftige Menschen reserviert. Jugendliche über 14 Jahre und Erwachsene dürfen zwischen 6.00 und 10.00 Uhr sowie zwischen 20.00 und 23.00 Uhr aus dem Haus. Die Nachmittage zwischen 12.00 und 19.00 Uhr sind Kindern und ihren Begleitern vorbehalten.

Spaziergänge nur in engem Radius erlaubt

Mit der Reglementierung soll unter anderem vermieden werden, dass Senioren und Kinder sich gleichzeitig im öffentlichen Raum bewegen, um Ansteckungen mit dem COVID-19 Virus zu vermeiden.

Die Strandpromenade in Barcelona war schon am Morgen gut gefülltBild: picture-alliance/AP Photo/E. Morenatti

Neben den zeitlichen Beschränkungen gelten aber noch weitere. So dürfen sich Spaziergänger nur bis zu einem Kilometer von ihrem Wohnsitz entfernen. Beim Sporttreiben darf die Wohngemeinde nicht verlassen werden, außerdem darf man Sport nur alleine treiben. Ein Spaziergang zu zweit ist erlaubt, aber nur in Begleitung einer Mitbewohnerin oder eines Mitbewohners.

Trotz aller Reglementierung strömten vielen Menschen in Spanien nach draußen. In Barcelona füllten sich die Strandpromenaden schon am frühen Morgen mit Radfahrern, Joggern und Spaziergängern. Viele Madrider nutzten die kleine Freiheit am Samstagmorgen, um in der Nähe des abgesperrten Retiro-Parks zu joggen. Über Lautsprecher bat die Polizei die Menschen höflich, auf dem Bürgersteig zu bleiben und nicht auf die fast autoleeren Boulevards auszuweichen.

Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln

Um eine neue Infektionswelle zu vermeiden, müssen alle ab Montag in Bussen und Bahnen Atemschutzmasken tragen, wie Regierungschef Pedro Sánchez  im Fernsehen mitteilte. Bisher wurde das Tragen von Schutzmasken in Bussen und Bahnen nur eindringlich empfohlen. Um sicherzustellen, dass die Spanier dafür auch ausgerüstet sind, sollen landesweit sechs Millionen Masken vor großen Bahnhöfen und Stationen verteilt werden. Sieben Millionen weitere Masken würden an örtliche Behörden sowie 1,5 Millionen an Organisationen wie dem Roten Kreuz gehen, damit diese sie weiterverteilen könnten, so Sánchez.

Mehr als 25.000 Tote

Seit dem 14. März gilt in Spanien die europaweit schärfste Ausgangssperre. Sie wurde vorerst bis zum 9. Mai verlängert. Allerdings ist es seit rund einer Woche Kindern unter 14 Jahren erlaubt, mit einem Erwachsenen eine Stunde am Tag das Haus zu verlassen. Bisher durften die Menschen ihr Zuhause nur verlassen, um Lebensmittel einzukaufen, einen Arzt oder eine Apotheke aufzusuchen, ihre Hunde kurz Gassi zu führen oder zur Arbeit zu gehen, falls keine Heimarbeit möglich ist.

Spanien ist eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder weltweit. Bisher starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 25.000 Menschen. Allerdings ging die Zahl der neuen Todesfälle in den vergangenen Tagen kontinuierlich zurück: Mit insgesamt 276 neuen Opfern binnen 24 Stunden lag sie an diesem Samstag zum dritten Mal in Folge unter der Marke von 300. Die Zahl der Infektionen kletterte um fast 1150 oder gut 0,5 Prozent auf etwas über 216.000 Menschen.

uh/cw (dpa, afp)

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