Spaniens Königstochter weiß von nichts
8. Februar 2014Sinnigerweise musste die 48-jährige Cristina ihre Aussage in Palma de Mallorca im Gerichtssaal unter einem Bild ihres Vaters, König Juan Carlos, machen. Die Vernehmung fand hinter verschlossenen Türen statt.
Ein Anwalt, der eine linke Gruppe vertritt, berichtete in einer Verhandlungspause, die Prinzessin habe auf die Fragen von Ermittlungsrichter José Castro "zu 95 Prozent mit Ausflüchten" geantwortet. "Sie weiß von nichts, sie kennt niemanden", sagte Anwalt Manuel Delgado vor dem Gerichtsgebäude zu Journalisten. Die Infantin sei aber "ruhig und sehr gut vorbereitet". Nach Angaben Delgados beteuerte Cristina, sie habe ihrem "Mann vertraut".
Ehemann im Focus der Ermittlungen
Cristinas Ehemann, der frühere Handballstar Iñaki Urdangarin, steht im Verdacht, zwischen 2003 und 2006 als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos mehr als fünf Millionen Euro staatlicher Mittel in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Als Teilhaberin eines mit ihrem Mann gemeinsam betriebenen Zweig-Unternehmens von Nóos, das als Tarnfirma fungiert haben soll, soll Cristina echte und fiktive Privatausgaben als Firmenkosten deklariert haben. Ermittlungsrichter José Castro wirft ihr Steuerbetrug und Geldwäsche vor.
Bisher sind aber weder Cristina noch ihr Mann angeklagt. Erst nach Abschluss des derzeit laufenden Ermittlungsverfahrens wird über eine Anklage entschieden.
Keine Privilegien für Königskinder
Es ist das erste Mal, dass eine direkte Verwandte des spanischen Königs als Verdächtige vor einem Richter steht. Cristina Federica Victoria Antonia de la Santísima Trinidad de Borbón y Grecia ist die jüngere der beiden Königstöchter. Sie steht in der spanischen Thronfolge auf Platz sieben. Nach der spanischen Verfassung sind die Nachkommen des Monarchen vor dem Gesetz allen anderen Bürgern gleichgestellt. Nur der König selbst kann nach Artikel 56 vor Gerichten nicht belangt werden.
Ansehen der Monarchie gesunken
Der Skandal um Urdangarin hat in Spanien große Empörung ausgelöst und das ohnehin angeschlagene Ansehen der Monarchie erheblich beschädigt. Eine luxuriöse Elefantenjagd von Juan Carlos in Afrika 2012 während der schweren Rezession in Spanien produzierte Negativschlagzeilen. Inzwischen sind Umfragen zufolge 62 Prozent der Spanier dafür, dass der König abdankt. Nur noch knapp die Hälfte der Bürger steht hinter der Monarchie. Vor dem Gerichtsgebäude in Palma hatten sich zahlreiche Monarchie-Gegner versammelt. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Gerechtigkeit!" und "Weg mit der Krone".
wl/nem (dpa, afp)