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Spanische Marine nimmt Piraten fest

6. Mai 2009

Spaniens Marine hat vor der somalischen Küste sieben mutmaßliche Piraten gefangengenommen. Aktuell sind mindestens 20 Schiffe in der Gewalt von Piraten. Unter ihnen sind drei deutsche Schiffe.

Das von Piraten entführte Hamburger Containerschiff MV Victoria (Foto: Intersee)
In der Hand von Piraten: Die MV VictoriaBild: Intersee

Ein spanisches Kriegsschiff vereitelte einen Angriff auf das unter der Flagge Panamas fahrende Schiff "Anny Petrakis". Ein Hubschrauber hatte die Piraten vertrieben, danach stoppten spanische Soldaten das Boot der Piraten und nahmen sieben Männer fest. Schon am Mittwoch hatte die Mannschaft sieben Piraten gefangengenommen. Das Boot der Piraten war gekentert, als sie versuchten, den unter maltesischer Flagge fahrenden Frachter "Nepheli" zu kapern.

Wieder deutsches Schiff gekapert

Erst am Dienstag hatten somalische Piraten vor der Küste des Jemen die deutsche "MV Victoria" gekapert. Der 146 Meter lange Frachter fährt unter der Flagge des Karibikstaates Antigua und Barbuda. Er hat 10.000 Tonnen Reis geladen und war auf dem Weg nach Dschidda.

Die "MV Victoria" war nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Berlin in einem Konvoi von mehreren Schiffen unterwegs gewesen. Sie wurden allerdings nicht von einem Kriegsschiff begleitet. Rund 75 Kilometer südlich des Hafens El Mukalla wurde das deutsche Frachtschiff plötzlich angegriffen, teilte die US-Marine am Mittwoch mit. An Bord der "MV Victoria" sind elf rumänische Seeleute. Deutsche Seeleute waren nach Angaben der EU-Mission "Atalanta" nicht auf dem Schiff.

Piraten nutzten Überraschungsmoment

Ein Helikopter vom nächst gelegenen Marineschiff habe den Überfall trotzdem nicht verhindern können, teilte die EU-Operation für Maritime Sicherheit am Mittwoch in Northwood bei London mit. Der Überfall sei innerhalb weniger Minuten vonstatten gegangen und "bei hellem Tageslicht am Nachmittag" erfolgt, "so dass jede Hilfe zu spät kam", sagte ein Sprecher. Das "Überraschungsmoment war auf Seiten der Piraten".

Eine türkische Fregatte sei zum Zeitpunkt des Angriffs 80 bis 100 Seemeilen entfernt gewesen, sagte ein Sprecher der Verteidigungsministeriums in Berlin. Als die Soldaten eintrafen, hätten die Piraten die "MV Victoria" aber schon gekapert. Der Frachter habe eine niedrige Reeling - und sei deshalb leicht einzunehmen. Die Mission "Atalanta" könne das Gebiet nicht lückenlos abdecken, sagte der Sprecher.

Seeleute sollen wohlauf sein

Mission geglückt: Spanische Soldaten konnten ein Kreuzfahrtschiff schützenBild: picture-alliance / dpa

Nach Angaben der rumänischen Firma, die die Besatzung angeheuert hatte, sind die elf Männer im Alter von 22 bis 64 Jahren wohlauf. Die Piraten hätten dem Kommandanten des Schiffes erlaubt, die deutsche Reederei zu kontaktieren, sagte ein Vertreter der Firma "Kru Maritime". Laut der in Nairobi ansässigen Nichtregierungsorganisation "Ecoterra international", die die Piraterie in der Region beobachtet, steuern die Piraten den Frachter zum Hafen von Eyl. Das ist eine Piratenbasis in der halbautonomen Region Puntland.

Die "MV Victoria" ist das dritte Schiff einer deutschen
Reederei, das sich derzeit in der Gewalt von somalischen Piraten befindet. Anfang April wurde die "MV Hansa Stavanger" der Reederei "Leonhardt und Blumberg" 400 Seemeilen vor Somalia entführt.

Befreiungoperation der "Hansa Stavanger" abgesagt

Erst in der vergangenen Woche war eine Anti-Terroreinheit der GSG-9 in der Region unterwegs, um den deutschen Frachter "Hansa Stavanger" zu befreien. In letzter Sekunde sagte die Bundesregierung die Geheimoperation der 200 Mann starken Spezialeinheit allerdings ab - zu hoch schienen die Risiken für das Leben der 24 Geiseln und der Polizisten.

In den Gewässern vor Somalia kommt es immer wieder zu Angriffen schwer bewaffneter somalischer Piraten. Die Seeräuber haben bereits Millionen Dollar Lösegeld erpresst. Derzeit halten die somalischen Seeräuber mindestens 20 Schiffe mit hunderten Seeleuten in ihrer Gewalt.

Russland fordert Strafgerichtshof für Piraten

Zum Schutz der Schifffahrtswege in den betroffenen Gewässern sind die EU, die NATO sowie die USA, Russland, China, Japan und Indien mit Kriegsschiffen in der Region präsent. Auch die Deutsche Marine beteiligt sich im Rahmen des EU-Einsatzes "Atalanta" am Kampf gegen die Seeräuber. Problematisch ist jedoch nach wie vor, dass die Regierungen in Somalia oder andere Herkunftsländer der Piraten nicht strafrechtlich gegen die Täter vorgehen.

Daher hatte sich der russische Präsident Dmitri Medwedew am Dienstag für die Schaffung eines Internationalen Strafgerichtshofs für Piraten ausgesprochen. "Wir nehmen diese Piraten fest, müssen aber wissen, was wir mit ihnen machen sollen", sagte Medwedew nach Angaben der Moskauer Zeitung "Komsomolskaja Prawda".

Ein internationales Tribunal könne auch Fragen der Auslieferung von mutmaßlichen Piraten behandeln. In russischem Gewahrsam befinden sich an Bord eines Kriegsschiffes etwa 30 mutmaßliche Piraten, die bei dem Versuch festgenommen worden waren, einen Tanker zu kapern. (heb/ina/as/chr/afp/ap/dpa/rtr)

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