Spanischer Rapper auf Uni-Campus verhaftet
16. Februar 2021Der wegen Majestätsbeleidigung zu einer Haftstrafe verurteilte spanische Rapper Pablo Hasél ist in Katalonien festgesetzt worden. Zuvor hatte er sich mit zahlreichen Unterstützern in der Universität von Lleida verbarrikadiert.
Hasél soll nach einem Urteil wegen Terrorpropaganda sowie Verleumdung und Beleidigung der spanischen Krone und staatlicher Institutionen für neun Monate ins Gefängnis. Hintergrund ist eine Serie von Twitter-Beiträgen, in denen er die Monarchie und die Polizei angriff.
Alt-König Juan Carlos I., der sich nach Korruptionsvorwürfen und angesichts von Justizermittlungen nach Abu Dhabi abgesetzt hat, titulierte er als "Dieb". Er nannte Polizisten "beschissene Söldner" und warf ihnen die Tötung von Demonstranten und Migranten vor. Hasél selbst sieht seine Aussagen durch die Meinungsfreiheit gedeckt.
"Sie müssen hier einbrechen"
Die Behörden hatten dem Rapper bis Freitag Zeit gegeben, sich zu stellen. Stattdessen verschanzte er sich seit Montag im Universitätsgebäude der Stadt, die knapp 140.000 Einwohner hat und im Westen der Autonomen Region Katalonien liegt. Auf Twitter schrieb Hasél: "Ich bin zusammen mit einigen Unterstützern in der Universität Lleida eingeschlossen. Sie müssen also hier einbrechen, falls sie mich verhaften und ins Gefängnis stecken wollen."
Die Verurteilung des Musikers hatte in Spanien Proteste ausgelöst. Eine Petition, in der die Freilassung des Rappers gefordert wird, wurde von mehr als 200 Künstlern unterschrieben, darunter dem Regisseur Pedro Almodóvar und Hollywood-Star Javier Bardem.
Gewaltsame Proteste in mehreren Städten
Auch nach der Festnahme zeigten sich Tausende Spanier solidarisch. In mehreren Städten gingen sie am Dienstagabend auf die Straße. Bei Kundgebungen in Barcelona, Valencia, Palma de Mallorca und Girona kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Im Zentrum der katalanischen Hauptstadt Barcelona setzten Demonstranten unter anderem Müllcontainer in Brand. Sie errichteten Straßenbarrikaden und bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen, Flaschen oder Böllern und skandierten Slogans wie "Freiheit für Pablo Hasél" oder "Tod dem spanischen Regime".
"Wer fortschrittlich ist, muss sich schämen"
In der vergangenen Woche hatte Spaniens Regierung eine Rechtsreform angekündigt: "Verbale Exzesse im Rahmen künstlerischer, kultureller oder intellektueller" Aktionen sollen nicht mehr unter das Strafrecht fallen. Für den Rapper, der mit bürgerlichem Namen Pablo Rivadulla Duró heißt, kommt die Initiative freilich zu spät. Die an der Regierung beteiligte Links-Partei Podemos kritisierte Haséls Festnahme. Wer sich für fortschrittlich halte, müsse sich schämen, hieß es in einer Twitter-Nachricht.
Bei vielen Spaniern weckt der Fall Erinnerungen an den des Rappers Valtonyc, der 2018 wegen ähnlicher Vorwürfe verurteilt wurde und anschließend nach Belgien floh. Die von Madrid beantragte Auslieferung Valtonyc' lehnt Brüssel mit der Begründung ab, die Vorwürfe gegen ihn stellten in Belgien keinen Straftatbestand dar.
jj/uh/se (dpa, afp)