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KonflikteNahost

Spannungen nach Katar-Angriff: Rubio besucht Israel

14. September 2025

US-Außenminister Marco Rubio ist zu Gesprächen nach Israel gereist - inmitten scharfer Kritik an dessen Luftangriffen in Katar. Im Zentrum: der Krieg im Gazastreifen, Geiseln und mögliche Annexionen im Westjordanland.

Aufnahme von US-Außenminister Marco Rubio an Flughafen
US-Außenminister Marco Rubio vor seinem Abflug nach IsraelBild: Nathan Howard/REUTERS

Ein Angriff Israels auf Hamas-Anführer in Katar hatte international Kritik ausgelöst - auch aus Washington. US-Präsident Donald Trump zeigte sich "äußerst betrübt" über den Ort des Angriffs, nannte Katar einen "starken Verbündeten und Freund der Vereinigten Staaten". Doch zugleich machten die Vereinigten Staaten deutlich: Am engen Verhältnis zu Israel ändert sich nichts.

US-Außenminister Marco Rubio, der an diesem Sonntag zu einem Besuch in Israel eintraf, betonte: "Das wird die Art unserer Beziehung zu den Israelis nicht ändern." Gleichwohl müsse man über die Auswirkungen auf die diplomatischen Bemühungen zur Kriegsbeendigung sprechen. "Natürlich waren wir darüber nicht glücklich, der Präsident war darüber nicht glücklich", sagte Rubio.

Israels Premierminister Netanjahu: Tötung der Hamas Führungsriege als Bedingung für KriegsendeBild: Amos Ben Gershom/Israel Gpo/ZUMA/picture alliance

Die israelische Luftwaffe hatte am Dienstag versucht, in Katars Hauptstadt Doha die Führungsspitze der radikalislamischen Hamas zu töten. Nach Hamas-Angaben schlug die Attacke jedoch fehl, es sei kein Mitglied der Verhandlungsdelegation der Hamas getötet worden. Gleichwohl seien sechs Menschen ums Leben gekommen. Die Hamas wird von Israel und zahlreichen anderen Ländern, darunter die USA und auch Deutschland, als Terrororganisation eingestuft.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnete die Tötung der Hamas-Führungsriege als Voraussetzung für ein Ende des Kriegs im Gazastreifen. "Sie loszuwerden, würde das Haupthindernis für die Freilassung all unserer Geiseln und die Beendigung des Krieges beseitigen", erklärte Netanjahu.

Kritik an Katar-Angriff aus dem In- und Ausland

Rubio will während seines Aufenthalts auch Familien der in Gaza festgehaltenen Geiseln treffen und gemeinsam mit Netanjahu die Klagemauer in Jerusalem besuchen. Trump, so Rubio, wolle, dass die Hamas besiegt werde und der Krieg ende: "Er will, dass alle 48 Geiseln nach Hause kommen, einschließlich derjenigen, die verstorben sind, und er will das alles auf einmal."

Rauchschwaden steigen auf nach dem Angriff Israels in Katars Hauptstadt DohaBild: Jacqueline Penney/AFPTV/AFP

Unterdessen verurteilten auch US-Partner wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien den Angriff in Katar. In dem Golfstaat beraten heute und am Montag fast 60 arabische und islamische Staaten über eine gemeinsame Haltung zu Israel.

Auch in Israel selbst wächst die Kritik: Das Forum der Geisel-Familien warf Netanjahu vor, Einigungen bewusst zu verhindern. "Jedes Mal, wenn sich eine Einigung abzeichnet, wird sie von Netanjahu sabotiert", heißt es in einer Erklärung.

Israelische Regierung lehnt Zweistaatenlösung ab

Ein weiteres heikles Thema bei Rubios Besuch in Israel dürfte die mögliche israelische Annexion von Teilen des Westjordanlands sein. Hintergrund ist die geplante Anerkennung eines palästinensischen Staates durch Länder wie Frankreich, Belgien und Kanada bei der UN-Vollversammlung in New York. 

Premier Netanjahu hatte am Donnerstag eine Vereinbarung zur Bebauung eines strategisch wichtigen Gebiets im Westjordanland unterzeichnet und erklärt, es werde keinen palästinensischen Staat geben. Rubio warnte schon vor seiner Abreise, die Anerkennung Palästinas durch verschiedene Länder könnte zu weiteren israelischen Siedlungsbauten im Westjordanland führen.

Die israelische Regierung lehnt eine Zweistaatenlösung ab und betrachtet internationale Vorstöße zur Anerkennung Palästinas als "Belohnung für die Hamas". Rechtsextreme Minister in Netanjahus Kabinett fordern eine vollständige Annexion des Westjordanlands. Finanzminister Bezalel Smotrich drohte, Israel werde sich das Gebiet einverleiben, sollte die Anerkennung eines palästinensischen Staates erfolgen.

Zehntausende flüchten aus Gaza-Stadt

Israel hatte in den vergangenen Tagen seine Offensive zur Einnahme der Stadt Gaza ausgeweitet. Nach Armee-Angaben flohen seitdem mehr als 250.000 Menschen in andere Teile des Gazastreifens. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz erklärte hingegen, nur rund 68.000 Einwohnern sei es gelungen, die Stadt zu verlassen.

Nach UN-Schätzungen hatten sich in der Stadt Gaza und Umgebung zuletzt noch rund eine Million Menschen aufgehalten. Die Stadt ist eine der letzten Hochburgen der Hamas im Gazastreifen.

International wird die Ausweitung der israelischen Offensive in Gaza scharf kritisiert. Die Vereinten Nationen, die in Teilen des Gazastreifens eine Hungersnot festgestellt haben, befürchten eine Verschlimmerung der katastrophalen humanitären Lage.

Noch immer zahlreiche Geiseln in Hamas-Händen

Die Hamas und ihre Verbündeten hatten mit ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 den Israel-Hamas-Krieg ausgelöst. Bei dem terroristischen Großangriff wurden rund 1200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden fast 50 Menschen von der Hamas festgehalten, 25 von ihnen sind nach israelischen Informationen bereits tot.

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Darstellung der Hamas-Behörden bislang mehr als 64.700 Menschen getötet. Die Zahl lässt sich unabhängig nicht überprüfen.

pgr/wa/ack (afp, dpa)