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PolitikAsien

Spannungen zwischen USA und China überschatten APEC-Gipfel

Wesley Rahn
30. Oktober 2025

Seit Jahrzehnten fördert die APEC die Integration der Volkswirtschaften im pazifischen Raum. Doch die Eskalation in der Zollpolitik zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt unterläuft dieses Anliegen.

Südkorea Gyeongju 2025 | Donald Trump und weitere Staatschefs beim APEC-Dinner
Gruppenfoto in Südkorea: Staatenlenker beim APEC-DinnerBild: Mark Schiefelbein/AP Photo/dpa/picture alliance

Die Begegnung war mit Spannung erwartet worden, doch große Überraschungen bot sie nicht. Als Höhepunkt seiner Blitzreise durch Asien traf US-Präsident Donald Trump den chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Die beiden begegneten sich am Donnerstag am Rande des jährlichen Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC), der in diesem Jahr von Südkorea ausgerichtet wird.

Die bislang bekannt gewordenen Details des Treffens entsprechen den Erwartungen. Die USA werden die Zölle senken, im Gegenzug geht China gegen den Handel mit dem Schmerzmittel Fentanyl vor, das in den USA als Droge missbraucht wird. Zudem werde China "enorme Mengen" Sojabohnen von den USA kaufen, erklärte Trump. Peking hatte die Käufe inmitten des eskalierenden Handelskriegs eingestellt.

Zentrale Fragen blieben nach dem Treffen allerdings offen. So etwa, ob die nun erzielte Einigung von Dauer sein wird: "Die Beziehungen zwischen den USA und China werden weiterhin von starkem Wettbewerb geprägt sein", sagt die Politologin Bonnie Glaser vom German Marshall Fund im DW-Interview. "Selbst wenn einige kleinere Abkommen erzielt und die Spannungen vorübergehend abgebaut werden, müssen die Länder auf erneute Reibereien vorbereitet sein."

Vor dem Handelsstreit exportierten die USA die Hälfte ihrer Sojabohnen nach ChinaBild: Roberto Schmidt/AFP

Ruhe zwischen den USA und China - vorerst

Trump begann seine zweite Amtszeit mit der Einführung sogenannter "reziproker" Zölle auf fast alle Länder der Welt - Verbündete wie Konkurrenten gleichermaßen. Seitdem sind viele der Zölle entweder relativiert, zurückgenommen oder verschoben worden. Der Wettbewerb mit China stand schon seit Trumps erster Amtszeit allerdings weiter im Mittelpunkt der aggressiven US-Handelspolitik.

Seit Trumps erster Amtszeit hat Peking jedoch gelernt, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Bevor sie sich einigten, hatten beide Seiten einander mit Zöllen von weit über 100 Prozent gedroht. Beim jüngsten Konflikt Anfang Oktober drohte Trump erneut mit Zöllen in dieser Höhe. Peking seinerseits hatte zuvor gedroht, den Export Seltener Erden einzuschränken. Diese sind wichtig für die Herstellung zahlreicher High-Tech-Produkte.

Zwar hat sich das Verhältnis zwischen beiden Ländern nun entspannt. Dennoch bleibt die allgemeine Wirtschaftslage instabil. "Washingtons turbulente Handelsverhandlungen - von China über Indien bis Korea - haben viele seiner asiatischen Verbündeten dazu veranlasst, sich zu fragen, ob die Vereinigten Staaten wirtschaftliche Integration weiterhin als strategischen Vorteil oder als Verhandlungsmasse betrachten", sagt Alison Szalwinski, Vizepräsidentin und China-Beraterin bei The Asia Group, einer Beratungsfirma für öffentliche Politik und Strategie, im Gespräch mit der DW.

Angesichts dieser angespannten geopolitischen Lage dürften Institutionen wie die APEC es künftig schwerer haben, im gegenwärtigen geopolitischen Klima multilaterale Ergebnisse zu erzielen, schrieb Andrew Yeo von der Brookings Institution im Vorfeld von Trumps Asienreise. Diese Entwicklung habe "zur stetigen Marginalisierung von Gipfeltreffen beigetragen. Stattdessen gewinnen große Versammlungen wie der APEC an Bedeutung, an deren Rand kleinere Treffen vereinbart werden".

China verfügt über den weltweit größten Vorrat an Seltenen ErdenBild: Xinhua/imago images

Wichtige Abkommen am Rande

Auch mit anderen APEC-Staaten hat Trump bedeutende Abkommen erzielt. So stimmten die Staatschefs Südkoreas und Japans Investitionen in Höhe von insgesamt 900 Milliarden Dollar (777 Milliarden Euro) in die US-Wirtschaft zu. Im Gegenzug sollen die Zölle gesenkt werden. Die Abkommen umfassen die Bereiche Energie, künstliche Intelligenz und kritische Rohstoffe.

Asiatische Mittelmächte wie Südkorea seien zwischen den USA und China gefangen, schreibt Patricia Kim, Expertin für Asienfragen bei der Brookings Institution. "Sie konzentrieren sich darauf, Handelsabkommen mit Washington auszuhandeln und gleichzeitig ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von Peking zu begrenzen. In der gesamten Region sichern sich die Regierungen eher ab, statt in einem zunehmend transaktionalen Umfeld eine Führungsrolle zu übernehmen."

US-Verbündete in Asien kooperieren untereinander

Trotz der nun unterzeichneten Verträge scheint es, als vertieften Südkorea und Japan ihre Handels- und Sicherheitskooperation mit anderen Staaten in der Region, um damit einen Schutz gegen die unzuverlässige US-Politik aufzubauen. "Der Anteil der koreanischen und japanischen Exporte in die USA sinkt beispielsweise, und dies trotz der Handelsabkommen, die beide Länder im Juli mit Washington angekündigt haben", sagt Jeremy Chan, Senior Analyst für Nordostasien und China bei der Politikberatung Eurasia Group, gegenüber der DW. Und: "Keines der beiden Länder will seine Handelsverhandlungen mit den USA über multilaterale Institutionen wie die WTO oder die APEC absichern", so Chan.

Auch die diplomatischen Beziehungen zwischen Südkorea und Japan vertiefen sich. Vor seinem ersten Treffen mit Trump im August traf der südkoreanische Präsident Lee Jae-myung den damaligen japanischen Premierminister Ishiba Shigeru in Tokio. "Seoul konsultierte früher Washington, bevor es mit Tokio in Kontakt trat. Jetzt ist das Gegenteil der Fall, da sich die Beziehungen zwischen Südkorea und Japan verbessert haben. Beide Länder stehen - mit Blick auf umstrittene Handels- und Investitionsabkommen mit den USA - vor ähnlichen Herausforderungen. Beiden geht es darum, mit den USA über diese Abkommen zu verhandeln, ohne die Sicherheitsbeziehungen zu gefährden", so Chan.

Der bilaterale Handel zwischen den USA und China erreichte 2024 einen Gesamtwert von knapp 659 Milliarden US-Dollar (569 Milliarden Euro)Bild: Stephen B. Morton/AP Photo/dpa/picture alliance

So wird Lee am Rande des APEC-Gipfels erstmals die neue japanische Premierministerin Takaichi Sanae treffen. Die konservative Politikerin ist bereit, ihre ehemals aggressive außenpolitische Haltung gegenüber Südkorea zu mäßigen. "In einer Welt, in der die USA weniger verlässlich sind, werden Japan und Korea einander verstärkt brauchen. Die Pendeldiplomatie zwischen Seoul und Tokio dürfte sich darum fortsetzen", sagt Chan.

Generell sicherten sich die APEC-Staaten seit einiger Zeit ab, indem sie "verstärkt auf so genannte minilaterale Vereinbarungen setzen, sagt Szalwinski von der Asia Group. Diese sehr eingeschränkten Abkommen orientieren sich "oft an engeren oder konkreteren gemeinsamen Interessen".

Aus dem Englischen adaptiert von Kersten Knipp.

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