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Sparkultur in der Kulturförderung

Cornelia Rabitz9. März 2004

Die Bundesregierung will ihre Ausgaben in der auswärtigen Kulturpolitik massiv kürzen, wurde jüngst beschlossen. Doch zurecht regt sich Widerstand. Kritische Betrachtungen von Cornelia Rabitz.

Weniger Geld für die Pflege der guten alten Traditionen


Die Kritik an den angekündigten Sparmaßnahmen des Auswärtigen Amtes bei der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik reißt nicht ab. Die Umsetzung der geplanten Kürzungen wäre für die erfolgreiche auswärtige Kulturpolitik der letzten Jahrzehnte ein "schwerer Rückschlag", betonte der Deutsche Bühnenverein am Montag (8.3.2004). Seit der Nachkriegszeit leisteten Goethe-Institute und andere deutsche Bildungsinstitutionen einen wichtigen Beitrag für das Ansehen Deutschlands im Ausland.

Wünschenswert, aber nicht länger im gegenwärtigen Umfang bezahlbar seien die Aktivitäten der entsprechenden Einrichtungen, hieß es dagegen am vergangenen Wochenende aus dem Außenministerium. Die auswärtigen Kultureinrichtungen sind von einem regelrechten finanziellen Aderlass bedroht, wenn wahr wird, was angekündigt wurde: Würden demnächst im Zusammenhang mit dem Subventionsabbau überall Ausgaben reduziert, bleibe auch die Kultur nicht verschont.

45 Millionen Euro Kürzungen in drei Jahren

Papiere kursieren, Zahlen werden genannt. Die betroffenen Mittlerorganisationen rechneten im ersten Schreck bevorstehende Budgetkürzungen von insgesamt 45 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren aus. Das klingt nicht so furchtbar, wenn man es mit den Summen vergleicht, um die es in der Sozial- oder Gesundheitspolitik geht. Für die längst vom Sparzwang gebeutelten Kultureinrichtungen freilich bedeutet es einen schwerwiegenden, ja existenzbedrohenden Verlust. Goethe-Institute, Stipendien und der Austausch von Spitzenwissenschaftlern sind in Gefahr.

Gefragt ist jetzt freilich nicht Depression oder Klage, gefragt sind kreative Lösungen. Die Idee, auch private Geldgeber für die Auswärtige Kultur zu gewinnen, ist nicht schlecht. Möglich, dass sich durch Kooperationen zusätzliche Ressourcen auftun. Und natürlich müssen regionale Schwerpunkte gesetzt werden, wenn die Unterstützung nicht mehr für alle gleichermaßen sprudeln kann.

Neue Schwerpunkte setzen

Vor dem Hintergrund der sich wandelnden Weltlage ist es vernünftig, sich auf Aufgaben in bestimmten Bereichen zu konzentrieren: Schwerpunkte der auswärtigen Kulturpolitik sollen die Länder Mittel- und Osteuropas werden, dies steht im engen Zusammenhang mit der Osterweiterung der Europäischen Union. Und auch die deutschen Kulturinstitute im Nahen und Mittleren Osten, generell in den islamischen Staaten, kommt im allseits geforderten Dialog der Kulturen natürlich eine zentrale Bedeutung zu.

Es geht aber auch um etwas anderes: Der drohende Verlust, wie groß er letztlich sei, beziffert sich nicht nur nach Millionen - er zeigt auch etwas von dem Stellenwert, den die auswärtige Kultur als bescheidene Tochter der Außenpolitik in der Regierung genießt. Wird es für das Ganze knapp, so sind kulturelle Belange schnell eine zu vernachlässigende Größe. Was in anderen Ländern längst eine Selbstverständlichkeit ist, hat sich bei der Bundesregierung noch nicht sehr weit herumgesprochen: Gelder für Kultur und Bildung sind Zukunftsinvestitionen.

Goethe-Institute, Deutscher Akademischer Auslandsdienst und andere Institutionen - nicht zuletzt die Deutsche Welle - sichern das Ansehen Deutschlands in der Welt, sie knüpfen Netze, gewinnen Partner und tragen bei zum Dialog der Kulturen. Gerade letzteres ist ja politisch gewollt, spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001.