Donald Trumps Budget für 2017 sieht drastische Kürzungen für staatliche Fördereinrichtungen vor. Wir stellen die bedrohten Stiftungen und Netzwerke auf, die die Kultur- und Medienlandschaft maßgeblich mitbestimmen.
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Diese US-Kultureinrichtungen sind bedroht
Trumps Budget für 2017 sieht die Abschaffung einiger staatlicher Fördereinrichtungen vor. Mehrere Stiftungen und Netzwerke, die die Kultur- und Medienlandschaft in den USA maßgeblich mitgeprägt haben, sind bedroht.
Bild: picture-alliance/Godong/C. Leblanc
National Endowment for the Arts (NEA)
Die staatliche Stiftung National Endowment for the Arts (NEA) fördert Einzelprojekte in allen 50 US-Bundesstaaten - insbesondere von Minderheiten und in ländlichen Regionen. Gefährdet ist nun die Finanzierung vieler dieser Projekte aus den Bereichen Kunst, Literatur, Theater, Musik und Design.
Musik, Tanz, Theater und Kunstausstellungen
Von 2007 bis 2016 unterstützte die NEA Opernaufführungen und Ballettkurse mit 10,4 Millionen Euro. Im Bereich bildende Kunst erhielten nicht nur Künstler, sondern auch Kriegsveteranen Stipendien, die eine Kunsttherapie machten. Die NEA finanziert außerdem Musikunterricht für Studierende ethnischer Minderheiten, Lyrikwettbewerbe und Jazzmusiker auf Tournee.
Bild: Fotolia/KABUGUI
National Endowment for the Humanities (NEH)
Die NEH, eine weitere staatliche Stiftung, fördert Museen, Archive, Bibliotheken, Universitäten, öffentliche Rundfunkanstalten sowie Studierende und Wissenschaftler. Schwerpunkte sind die Sprachen und Kulturen der Indianer, der Bürgerrechtsbewegung sowie die Digitalisierung. Inflationsbereinigt schrumpfte das Budget der NEH zwischen 1979 und 2014 bereits um 70 Prozent.
Bücher, Dokumentationen und wissenschaftliche Veröffentlichungen
Im Laufe von 52 Jahren wurden 7000 Bücher mit Hilfe der NEH veröffentlicht, von denen 16 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurden. Die Dokumentation "The Civil War" (Der Bürgerkrieg) von Ken Burns sahen 38 Millionen Amerikaner. Ganze 63,3 Millionen historische Zeitungsseiten wurden für die Nachwelt erhalten. Die NEH finanzierte auch die erste Autobiographie von Mark Twain.
Bild: PBS
Hinterlassenschaften amerikanischer Soldaten
Veteranen von US-Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak fällt es oft schwer, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Ein von der NEH gefördertes Programm bringt sie dazu, darüber zu schreiben. Neben dem therapeutischen Nutzen haben die 74 Aufsätze dieser Sammlung dazu beigetragen, ein Gemeinschaftsgefühl unter den Veteranen aufzubauen.
Bild: Getty Images
Wörterbuch für regionale Ausdrücke
Wissen Sie, was "garboon", "gardaloo" oder "garget" bedeuten? Selbst Amerikaner tun sich hier schwer. In diesem Wörterbuch kann man solcherlei Ausdrücke nachschlagen. Es basiert auf Forschungen, die seit 1971 von der NEH finanziert werden. Ziel ist es, die seltsamsten und exotischsten regionalen Ausprägungen des amerikanischen Englisch zu sammeln.
Bild: Belknap Press
Corporation for Public Broadcasting (CPB)
Die CPB ist die größte Finanzquelle für 1100 nicht-kommerzielle Radioanstalten, 365 Fernsehsender sowie dazugehörige Online- und Mobil-Anbieter. Dutzende von kleineren Rundfunkanstalten sind auf diese Unterstützung angewiesen. Durch Stipendien fördert die CPB auch die Erstellung eigener Inhalte und schützt dadurch die Anstalten vor politischer Einflussnahme und kommerziellen Zwängen.
Public Broadcasting Service (PBS)
Dieses Netzwerk liefert jährlich 1200 Stunden Programm - hauptsächlich im Bereich Kinder-, Bildungs- und Kultursendungen sowie Nachrichten. Außerdem überträgt PBS seit 40 Jahren Klassik- und Jazz-Konzerte aus dem Lincoln Center. Das Netzwerk ist seit vielen Jahren Partner der Deutschen Welle.
National Public Radio (NPR)
Die Programme "Morning Edition" und "All Things Considered" sind wohl die bekanntesten NPR-Programme. Doch der Sender bietet noch vieles mehr wie beispielsweise Nachrichten, Jazz und klassische Musik. NPR - wie auch PBS - erhalten nur wenige öffentliche Gelder und könnten ohne Unterstützung durch die CPB kaum existieren.
Bild: NPR
Öffentliche Radiosender
Etwa 40 Prozent des Inhalts von öffentlichen US-Radiostationen wird vor Ort produziert. Der Rest stammt von nationalen Quellen wie NPR sowie internationalen Rundfunkanstalten wie der Deutsche Welle. Deren Informationsprogramme "Inside Europe" und "World Link" sowie die klassischen Musikserien "DW Festival Concerts" werden von diesen Stationen überall in den USA ausgestrahlt.
Bild: Fotolia/Manuela Klopsch
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Bei einer Straßenumfrage in Deutschland sind die meisten der Überzeugung, in den USA gäbe es keinerlei staatliche Kulturförderung. Aber sie gibt es durchaus - zumindest bis jetzt. Wenn auch nicht mit europäischen Ländern vergleichbar, so existieren in den USA Förderprogramme auf nationaler, bundesstaatlicher und kommunaler Ebene.
Seit 1965 erhielten beispielsweise Projekte aus den Bereichen der bildenden Kunst, Literatur, Theater, Musik und Design sowie Bildungsprogramme Unterstützung von den staatlichen Stiftungen National Endowment for the Arts (NEA) und National Endowment for the Humanities (NEH). Zwei Jahre später wurde die nichtkommerzielle Gesellschaft Corporation for Public Broadcasting (CPB) gegründet - und ja, in den USA gibt es durchaus auch öffentliche Rundfunkanstalten.
Nun aber stehen diese drei US-Fördereinrichtungen vor dem Aus. Der Kongress wird in den kommenden Wochen darüber entscheiden.