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SPD fordert von VW Rückrufaktion im Abgas-Skandal

26. September 2015

Im VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte fordert die SPD vom neuen Konzernchef Müller eine großangelegte Rückrufaktion. Die Schweiz verbietet den Verkauf von möglicherweise betroffenen VW-Dieselmodellen.

Der Auspuff eines VW Tiguan TDI; aufgenommen vor dem Rad eines anderen VW-Dieselautos (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/K.-J. Hildenbrand

"VW muss die manipulierten Fahrzeuge in Deutschland sofort und freiwillig in die Werkstätten rufen und die Manipulation beheben", forderte SPD-Fraktionsvize Sören Bartol in der "Bild"-Zeitung. Nach Angaben von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sind hierzulande mindestens 2,8 Millionen Autos aus dem VW-Konzern mit manipulierten Abgassystemen unterwegs.

Betrug bei Tests

Die US-Umweltbehörde EPA hatte in der vergangenen Woche aufgedeckt, dass bei VW-Dieselfahrzeugen in den Vereinigten Staaten die Abgastests manipuliert worden waren. Mit Hilfe einer speziellen Software wurden im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen als im regulären Betrieb. Die Software ist laut VW in insgesamt elf Millionen Fahrzeugen des Konzerns weltweit verbaut. Von der Kernmarke Volkswagen sind insgesamt fünf Millionen Fahrzeuge betroffen.

Dies habe eine interne Prüfung ergeben, teilte das Unternehmen in Wolfsburg mit. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer technischen Lösung, die wir so rasch wie möglich dem Handel, unseren Kunden und der Öffentlichkeit präsentieren werden", sagte VW-Markenchef Herbert Diess. Es gehe unter anderem um den Golf sechs, den Passat in siebter Generation und die erste Generation des Geländewagens Tiguan mit einem bestimmten Dieselmotor (Typ EA 189).

Milliardenstrafen drohen

Die Aufdeckung der Betrügereien hat den größten deutschen Industriekonzern schwer getroffen, die Konsequenzen sind noch nicht absehbar. Allein in den USA kommen auf Volkswagen eine Milliardenstrafe sowie eine teure Rückrufaktion und Schadenersatzklagen zu. Nach Ansicht der Grünen-Politikerin Renate Künast haben auch Käufer von betroffenen VW-Autos in Deutschland ein Recht auf Schadenersatz. "Tatsache ist, dass Kunden ein Auto gekauft haben, das die zugesicherten Eigenschaften nicht hat", sagte die Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Schweiz stoppt Verkauf

Als Konsequenz aus dem Abgas-Skandal verbietet die Schweiz vorerst den Verkauf von möglicherweise betroffenen VW-Dieselmodellen. Dies teilte das Schweizer Bundesamt für Straßen (Astra) mit. Nicht betroffen von der Verfügung sind demnach "bereits in Verkehr gesetzte Fahrzeuge". Diese dürften weiterhin fahren. Laut Astra könnten in der Schweiz rund 180.000 Fahrzeuge mit potenziell manipulierter Software auf den Straßen unterwegs sein.

Der neue VW-Chef Matthias MüllerBild: picture-alliance/AP Photo/M. Sohn

Die Aufarbeitung des Skandals soll jetzt der frühere Porsche-Chef Matthias Müller stemmen. Der Volkswagen-Aufsichtsrat bestellte den 62-jährigen Manager erwartungsgemäß zum Nachfolger von Martin Winterkorn, der am Mittwoch zurückgetreten war. Müller betonte, dass der Konzern zu seiner Verantwortung stehen werde. "Entscheidend ist, dass so etwas bei VW nie wieder passiert." Das Unternehmen stehe vor "nie dagewesenen Herausforderungen", so Müller. Vor diesen habe er Respekt, er stelle sich dieser Aufgabe "aber auch mit Zuversicht", sagte Müller und hob hervor: "Zu keinem Zeitpunkt war die Sicherheit unserer Fahrzeuge oder unserer Kunden gefährdet."

Der Übergangsvorsitzende des VW-Aufsichtsrats, Berthold Huber, erklärte, die "Testmanipulationen bedeuten für Volkswagen ein moralisches und politisches Desaster". Es habe ein "rechtswidriges" Verhalten von Erfindern und Technikern gegeben. "Dafür entschuldige ich mich in aller Form bei unseren Kunden und der Öffentlichkeit", erklärte Huber.

Der Aufsichtsrat habe in Folge des Skandals empfohlen, "einige Mitarbeiter umgehend zu beurlauben", teilte der frühere Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall zudem mit. Dies sei teilweise bereits erfolgt. Außerdem beschloss der Aufsichtsrat, "deutsche und US-Rechtsanwälte zu verpflichten, "die die Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren objektiv ermitteln und vollständig aufklären sollen".

wl/se (dpa, afp,rtr)

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