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Politik

SPD-Spitze will Sarrazins Parteiaustritt

30. August 2018

Mit offen rassistischen Thesen hat Thilo Sarrazin (SPD) in Berlin sein neues Buch "Feindliche Übernahme" vorgestellt. In der Partei wächst der Unmut über den ehemaligen Berliner Finanzsenator.

Buchvorstellung Thilo Sarrazin
Rechte Thesen: in seinem neuen Buch fordert Thilo Sarrazin ein Einwanderungsverbot für MuslimeBild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

In 75 Jahren würden deutsche Muslime die Mehrheit der Bevölkerung bilden und Deutsche wären dann in der Minderheit, so eine der Thesen in Sarrazins neuem Buch "Feindliche Übernahme", das heute im Münchener Finanzbuch-Verlag erscheint und in Berlin vorgestellt wurde.

Mit rassistischen Thesen und teilweise völkischem Gedankengut warnt der ehemalige Berliner Finanzsenator darin erneut vor der Islamisierung der deutschen Gesellschaft.

Die "überdurchschnittliche Fruchtbarkeit" muslimischer Frauen

Von "unterschiedlichem Fortpflanzungsverhalten" der Muslime ist bei der Buchvorstellung die Rede und davon, dass sich jede Generation in Deutschland lebender Muslime verdoppeln werde. Den hier lebenden Moslems wirft Sarrazin zudem eine "geringe Bildungsleistung" bei "geringer geistiger Neugier" vor, welche zusammen mit dem Geschlechterverhältnis im Islam zu einer "überdurchschnittlichen Fruchtbarkeit" muslimischer Frauen führe - soweit die Ausführungen des Buchautors, die bei der Buchvorstellung für Raunen im Publikum sorgten.

Thesen, die eigentlich dem rechten politischen Spektrum zugeordnet werden, vorgetragen von einem Mitglied der SPD. Das sorgt für Ärger und lässt den alten Streit um Sarrazins Parteimitgliedschaft wieder hochkochen. 

Nichts zu tun mit sozialdemokratischen Positionen

Klingbeil: "Wer die Mitgliedschaft in der SPD nur noch fürpersönliches Gewinnstreben benutzt, sollte gehen."Bild: imago/R. Zensen

Sarrazin sei ein verbitterter Mann, der nur noch in der Partei sei, um "seine absurden Thesen zu vermarkten", sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Donnerstag der DPA und befeuert damit auch eine neue Debatte über ein Ausschlussverfahren aus der Partei. Genau das hatte zuvor Juso-Chef Kevin Kühnert gefordert. "Die Jusos sind klar für einen neuen Versuch, Sarrazin rauszuwerfen", sagte Kühnert der "Rhein-Neckar-Zeitung". "Was er schreibt, hat mit sozialdemokratischen Positionen nichts zu tun", befindet Lars Klingbeil über Sarrazins Werk.

An die eigene Partei gerichtet, ätzt Sarrazin zurück: Hätte man die Analysen seines Buches "Deutschland schafft sich ab" genauer studiert, dann würde es der SPD heute nicht nur besser gehen; auch wäre die AfD dann nicht im Bundestag. "Die SPD steht da, wo sie steht, weil sie meine Analysen verdrängt", sagt Sarrazin.

Thilo Sarrazin wird in der SPD seit längerer Zeit als islamfeindlich kritisiert, ein Parteiausschluss scheiterte jedoch zuletzt 2011. Damals zog die SPD entsprechende Anträge zurück, als Sarrazin versicherte, sich zukünftig an die Richtlinien der Partei zu halten.

Mit seinem neuen Buch dürfte Sarrazin dieses Versprechen gebrochen haben: Der ehemalige Bürgermeister von Berlins Einwandererviertel Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), kündigte bei der Vorstellung einige "steile Thesen" an, etwa Sarrazins Forderung nach einem neuen Asylrecht.

"Der Islam wird die westliche Gesellschaft auffressen"

DW-Analyse: die meistgenannten Wörter in Sarrazins "Feindliche Übernahme"

Demnach solle man das Grundrecht auf Asyl und die Genfer Flüchtlingskonvention auf europäische Herkunftsländer beschränken, so die Idee Sarrazins, mit dem Ziel, Einwanderung von Muslimen grundsätzlich zu unterbinden. Außerdem müssten Entscheidungen über Asylanträge in Zukunft innerhalb von 30 Tagen gefällt werden. Asylbewerber sollten so lange in Transferzentren isoliert werden. Andernfalls werde der "Islam die westliche Gesellschaft auffressen", so die düstere Prognose.

Scharfe Kritik kommt von der SPD-Bundestagsabgeordneten Aydan Özoguz, die Sarrazin vorwirft, nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes zu argumentieren. Dem Nachrichtenmagazin "Focus" sagte sie: "Zuwanderung abhängig von Religionszugehörigkeit zu verbieten ist nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar."

Thilo Sarrazin will von all der Aufregung über ihn und sein Buch nichts wissen. Aus der Partei auszutreten lehnt er weiterhin ab. Bei der Buchvorstellung in Berlin sagte Sarrazin, er fühle sich in der SPD auch nach 45 Jahren Mitgliedschaft "nach wie vor gut aufgehoben".

Auch mit dieser These steht Thilo Sarrazin zusehends alleine da.

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