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Politik

SPD triumphiert bei Forsa

24. August 2021

"Ach, Umfragen - schmeiß sie weg", soll Franz Müntefering, ein Urgestein der Sozialdemokraten, einmal gesagt haben. Aber diese hier wird den Genossen gefallen.

Bochum SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz
Hat sich hochgearbeitet - jedenfalls in den Umfragen: Olaf Scholz, Spitzenkandidat der SPD (Archivbild)Bild: LEON KUEGELER/REUTERS

Gut einen Monat vor der Bundestagswahl ist die SPD erstmals seit Jahren in einer Sonntagsfrage wieder stärkste politische Kraft in Deutschland. Im Trendbarometer des Forsa-Instituts für RTL und n-tv kommen die Sozialdemokraten auf 23 Prozent, die Union erreicht 22 Prozent. Die SPD gewinnt im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte hinzu, die Unionsparteien büßen einen Punkt ein. In der Datenreihe des Instituts landen die Sozialdemokraten damit erstmals seit fast 15 Jahren auf einem höheren Wert als die Union.

Die Grünen rutschen in der aktuellen Umfrage um einen Punkt auf 18 Prozent ab und liegen auf Rang 3. Die FDP kommt unverändert auf 12 Prozent, die AfD auf 10 und die Linke auf 6 Prozent. Die Zahl der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt mit 26 Prozent weiterhin über dem Anteil der Nichtwähler bei der vergangenen Bundestagswahl.

Viermal drei

Forsa zufolge hätten im Moment vier Dreier-Koalitionen eine regierungsfähige Mehrheit, darunter drei unter Führung von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Möglich wäre ein Bündnis von SPD, Union und FDP, eine Regierung von SPD, Grünen und FDP, eine Koalition mit Union, Grünen und FDP oder ein linkes Bündnis mit SPD, Grünen und Linken.

Parteikollegen sagen, Unions-Kandidat Armin Laschet - hier im Wahlkampfbus - müsse zeigen, wie Tore geschossen werdenBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak wertete die Umfrage als "Weckruf". Man müsse nun klar kommunizieren, worum es gehe, sagte er der Zeitung "Die Welt". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) riet der Union, sich von den Zahlen nicht irritieren zu lassen. "Wir kämpfen", sagte Merkel nach dem G7-Gipfel zu Afghanistan auf eine Reporterfrage zum Trendbarometer. "Wir werden uns jeden Tag dafür einsetzen, dass wir ein gutes Wahlergebnis einfahren und nicht jeden Tag auf die Umfragen schauen."

"In guten Händen"

Im Ranking der Spitzenpolitiker gewinnt bei Forsa einzig Scholz hinzu (plus 7 Punkte verglichen mit Juni). Größter Verlierer dagegen ist mit minus 11 Punkten der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet. Bei diesem Ranking geben die Befragten an, bei welchen Politikern sie das Land "in guten Händen" sehen. Laschet liegt laut Forsa nun auf Rang 11, hinter dem CDU-Politiker Friedrich Merz und knapp vor SPD-Vize Kevin Kühnert. Scholz rangiert auf Platz 3, knapp hinter CSU-Chef Markus Söder und deutlich hinter Kanzlerin Merkel.

Annalena Baerbock (hier mit dem früheren Außenminister Joschka Fischer) kämpft für die Grünen um WählerstimmenBild: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images

Die statistische Fehlertoleranz liegt laut Forsa bei 2,5 Prozentpunkten. Befragt wurden rund 2500 Menschen für die Wahlentscheidung und etwa 1500 für das Politikerranking. Auch in den Umfragen anderer Institute hatte die SPD zuletzt Boden gut gemacht und die Grünen teils deutlich überholt. Zuletzt hatte das Insa-Institut im Sonntagstrend für die "Bild am Sonntag" Union und SPD bereits gleichauf gesehen.

Bei der jüngsten Sonntagsfrage von infratest dimap liegt die Union dagegen mit 23 Prozent vor der SPD (21 Prozent) und den Grünen (17 Prozent). Grundsätzlich spiegeln Wahlumfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider; sie sind keine verlässlichen Prognosen für den Wahlausgang.

jj/fab (dpa, afp)