Spektakulärer frühkeltischer Fund reist nach Berlin
17. September 2018Es wird eine Ausstellung mit garantiertem Mega-Staun-Effekt. Eröffnet wird sie am 21. September im Berliner Martin-Gropius-Bau, unter dem Titel: "Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland". Wie grandios diese Schau (21.09.- 06.01.2019) mit weit über 1000 Exponaten sein wird, kann man bereits im Vorfeld ermessen. Dazu reicht der Blick auf wenige Exponate, die dort gezeigt werden. Sie entstammen einer einzigen archäologischen Ausgrabung, die ihrerseits für Furore sorgte: Das Grab der Keltenfürstin von Herbertingen.
In der Nähe der Heuneburg an der oberen Donau entdeckten Archäologen im Jahr 2010 das Grab einer keltischen Fürstin. Das vier mal fünf Meter große Kammerschachtgrab befand sich im Zentrum eines ehemals mächtigen Grabhügels und war unversehrt - hatte also noch keinen Besuch von Raubgräbern bekommen.
Schnell war den Archäologen vom Landesamt für Denkmalpflege in Baden-Württemberg klar, was für ein besonderer Schatz da vor ihnen lag. Und ihre Erwartungen sollten weit übertroffen werden.
Blockbergung
Nach den ersten Untersuchungen an der Grabkammer reifte die Erkenntnis, dass eine konventionelle Freilegung des Grabes nicht optimal sein würde – zu hoch die Qualität der Fundstücke, zu unterschiedlich deren Erhaltungszustand, zu komplex das Material. Also beschlossen die Archäologen die Ruhestätte mitsamt der Erde - als Block - aus der Umgebung herauszuschneiden und dann unter Laborbedingungen freizulegen und auszuwerten.
Mit spezieller Technik gelang dies. Auf einem Schwertransport verließ der 80-Tonnen-Block die angestammte Stelle bei Herbertingen. Es war die bisher größte archäologische Blockbergung in Deutschland.
Es folgten einige Jahre intensiver Laboruntersuchungen. Dabei kamen so viele unverhoffte Funde und wissenschaftliche Erkenntnisse heraus, dass die beteiligten Fachleute das, was mit dem Grab der ungewöhnlichen Frau zusammenhängt, als "Sternstunde" der Landesarchäologie bezeichnen.
Sensationelle Ergebnisse
Grundwasser und Staunässe hatten das Eichenholz des Bodens der Grabkammer erstaunlich gut erhalten. Deshalb konnte das Alter der Anlage exakt auf das Jahr 583 vor Christi Geburt datiert werden. Auch Beigaben aus organischen Materialien wurden aus diesem Grund konserviert. So lieferte das Grab einen einzigartigen Einblick in die frühkeltische Lebenswelt.
Noch mehr freuten sich die Wissenschaftler über die damals wie heute materiell wertvollsten Objekte: besondere Armreife aus Holz, filigran verzierter Goldschmuck, außergewöhnliche Arbeiten aus Bronze und kunstvolle Bernsteinprodukte. Kurzum: der Grabfund von der Heuneburg ist von weitreichender wissenschaftlicher Bedeutung. Archäologen und Restaurateure gaben ihr Bestes. Nicht umsonst, heißt es in einer Bewertung dieser und weiterer Funde in der näheren Umgebung durch das baden-württembergische Landesamt für Denkmalpflege, "dass sich hier zwischen ca. 620 und 480 v. Chr. eines der bedeutendsten Siedlungs-, Wirtschafts- und Machtzentren der älteren Eisenzeit befand, das weitreichende Beziehungen bis nach Etrurien und zu den griechischen Kolonien unterhielt."
Die "feine Dame" stammte zwar aus der Region in der Donauniederung – viele Objekte der Grabbeigaben aber nicht. Sie besaß bereits Schmuck von der italienischen Halbinsel und anderen entfernten Gegenden. Die Fundstücke sind eindrückliche Beweise für lebhaften Handel und Kontakte mit zahlreichen Regionen Europas in jener Zeit.
Schau zeigt Europa in Bewegung
Exakt diesen Aspekt der vielerlei motivierten Bewegungen auf dem europäischen Kontinent macht die Ausstellung "Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland" zum Thema. Aus diesem Grund sind einige der besten Funde aus dem Grab der Keltenfürstin von der Heuneburg bei der Schau im Berliner Martin-Gropius-Bau genau an der richtigen Stelle. Wir werden darüber in Kürze berichten, damit Sie noch mehr zum Staunen haben.