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Spekulationen über Selbstmordattentäter in London

8. Juli 2005

Der Terror in London trägt die Handschrift des El-Kaida-Netzwerks. Die Sicherheitsbehörden gehen Hinweisen über einen Selbstmordattentäter nach. Die Zahl der Toten steigt.

Bild: AP

Einen Tag nach den Bombenanschlägen auf drei U-Bahnen und einen Linienbus in London läuft die Suche nach den Tätern weiter auf Hochtouren. Nach Angaben des britischen Außenministers Jack Straw trägt die Anschlagsserie die Handschrift des Terrornetzwerks El Kaida. Auch Premierminister Tony Blair hatte islamistische Extremisten für die Bluttat verantwortlich gemacht.

Unklarheit über Opferzahl

Bei dem folgenschwersten Terroranschlag in Großbritannien seit dem Attentat auf einen PanAm-Jumbo über dem schottischen Lockerbie vor 17 Jahren waren am Donnerstagmorgen mindesten 37 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben des australischen Ministerpräsidenten John Howard gibt es sogar 52 Tote zu beklagen. 700 Menschen wurden verletzt. Mit weiteren Todesopfern wird gerechnet, weil viele Verletzte in Lebensgefahr schweben.

Die Echtheit eines im Internet veröffentlichten Bekennerschreibens, in dem eine bis dato unbekannte Gruppe aus dem El-Kaida-Netzwerk die Verantwortung für die Anschläge übernommen hatte, wird von den Sicherheitsbehörden weiter angezweifelt. Das Bekennerschreiben werde weiter geprüft, man gehe jedoch allen Hinweisen nach, sagte ein Polizeisprecher der britischen BBC. In dem Schreiben hieß es, die Anschläge sollten die britische "Kreuzfahrer-Regierung" wegen ihres Truppeneinsatzes in Afghanistan und im Irak

treffen.

Das erste Selbstmordattentat in Europa?

Unklar ist noch, ob die Anschläge von Selbstmordattentätern verübt wurden, hieß es aus Polizeikreisen. Noch sei es zu früh, dazu etwas zu sagen.

Viele britische Tageszeitungen spekulieren über einen möglichen Selbstmordanschlag und stützten sich dabei vor allem auf den schottischen Informatiker Richard Jones. Der 61-Jährige hatte tags zuvor in dem Doppeldeckerbus gestanden, in dem ein Sprengsatz explodierte. "Ich stand neben einem jungen Herrn, der immer wieder in seine Tasche schaute", berichtete Jones über die Explosion am Tavistock Square. "Er sah fremdländisch aus. Er ist mir aufgefallen, weil er nervös aussah." Er selbst sei wenige Sekunden, bevor die Bombe explodierte und das obere Deck des Busses zerfetzte, ausgestiegen.

Ein Krankenpfleger namens Terence Mutasa sagte der Presse, er habe zwei junge Frauen behandelt, die zum Zeitpunkt der Explosion mit dem Bus gefahren seien und von einem Selbstmordattentäter berichtet hätten. "Sie haben gesagt, dass sich ein Mann hingesetzt hat und explodiert ist."

Unter Berufung auf Polizeikreise hieß es, dass die Ermittler vor allem zwei Möglichkeiten untersuchten: Einen Selbstmordanschlag oder die versehentliche Explosion einer Bombe, die ein Attentäter eigentlich in einem weiteren U-Bahnhof zünden wollte. Es wäre das erste Mal, dass sich in Europa ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengt.

Reaktionen

Die Welt reagierte mit Entsetzen. Der Weltsicherheitsrat forderte die internationale Gemeinschaft am Donnerstag in einer einstimmig verabschiedeten Resolution dazu auf, sich an der Suche nach den Tätern, Drahtziehern und Sponsoren zu beteiligen. Der NATO-Rat will am heutigen Freitag in Brüssel über die Lage beraten. (kas)

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