Die "Bild"-Zeitung berichtet, Uli Hoeneß wolle als Präsident des FC Bayern München aufhören. Der 67-Jährige werde sich im November nicht mehr zur Wahl beim deutschen Fußball-Rekordmeister stellen, heißt es.
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Auch seinen Posten als Aufsichtsratschef will Hoeneß angeblich aufgeben. Er selbst wolle eine Entscheidung erst am 29. August verkünden und davor keine offizielle Erklärung abgeben, sagte Hoeneß dem Fußballmagazin "Kicker".
"Von unserer Seite gibt es dazu keinen Kommentar", sagte auch Bayerns Mediendirektor Stefan Mennerich in Kansas City, wo der Club mit einem Testspiel gegen den AC Mailand seine USA-Reise beendete.
Die Nachricht aus Deutschland kam offenbar überraschend. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen. Nur wenige Stunden zuvor hatte der 63-Jährige bei einer Pressekonferenz die USA-Reise noch als "rundeste, interessanteste und erfolgreichste Tour" im Sommer gelobt. Kurz danach war es im Teamhotel in Nordamerika mit der Ruhe vorbei.
Hainer als Nachfolger?
Hoeneß hatte bereits angedeutet, dass der Zeitpunkt für ein neues Kapitel "bald passen wird". Einen Nachfolger hat er angeblich auch schon im Sinn: Herbert Hainer, derzeit Stellvertreter im Aufsichtsrat und ehemaliger adidas-Boss, soll ihn als neuer Präsident und Aufsichtsratschef folgen, heißt es bei der "Bild".
Hoeneß hat die Bayern zu einer Weltmarke aufgebaut. "Die Erfolgsgeschichte, die er als Manager und anschließender Präsident geschrieben hat, ist außergewöhnlich und einzigartig im Weltfußball. Diese Leistung wird niemand toppen", sagte einmal sein Freund Jupp Heynckes, lange erfolgreich auf der Trainerbank der Bayern.
Als der ehemalige Bayern-Profi Hoeneß am 1. Mai 1979 sein Amt antrat, war dieses Märchen nicht abzusehen. Der damalige Präsident Willi O. Hoffmann wollte lieber Rudi Assauer aus Bremen holen, doch Hoeneß ließ die Zweifler schnell verstummen. Über die 40 Jahre seines Wirkens, unterbrochen durch die Haftzeit wegen Steuerhinterziehung (2014 bis 2016), wuchs das Unternehmen FC Bayern von 20 auf über 1000 Mitarbeiter.
Aus zwölf Millionen Mark Umsatz wurden rund 657 Millionen Euro, die Zahl der Mitglieder stieg von 6616 auf über 290.000, die Allianz Arena und der Klub-Campus entstanden, die Basketballer führte Hoeneß vom Nischendasein an die nationale Spitze.
"Raubritter"
Als Manager wurde Hoeneß einst als "Raubritter" und "Pferdehändler" beschimpft, er lieferte sich legendäre Kämpfe mit Christoph Daum oder Willi Lemke. "Ich wollte den FC Bayern nach oben bringen, um jeden Preis", sagte er, bis auf "meine Steuergeschichte" habe er dabei "nicht so viele gravierende Fehler gemacht".
Der größte, das gab Hoeneß wiederholt zu, sei die Entlassung von Heynckes 1991 gewesen, der ihm später mit dem Triple 2013 den Höhepunkt schenkte.
Knapp sechs Jahre später prägt Aufsichtsratschef Hoeneß den FC Bayern weiter wie kein Zweiter. Ob Trainer Kovac, Sportdirektor Hasan Salihamidzic oder der künftige Vorstandschef Oliver Kahn - alle sind sie Hoeneß-Männer. Er holte sie teilweise trotz massiver Zweifel seines Freundes Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef wird die Bayern Ende 2021 verlassen, Hoeneß geht wohl vorher.
"In zwei, drei Jahren, vielleicht noch früher", werde er die Geschäfte übergeben, sagte er vor einigen Wochen. Nun geht es offenbar deutlich schneller. Hoeneß will ein bestelltes Feld hinterlassen, mit dem Begriff "Lebenswerk" kann er aber "nichts anfangen", auf eine Statue lege er "keinen Wert".
cgn/rb (dpa, sid)
Uli Hoeneß: Abgang des Patriarchen
Nach 40 Jahren als Manager und Präsident tritt Uli Hoeneß aus der ersten Reihe des FC Bayern München zurück. Damit endet beim deutschen Fußball-Rekordmeister eine Ära.
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein
Jüngster Manager
Weil sein Knie kaputt ist, muss der Weltmeister von 1974 seine Karriere als Spieler 1979 im Alter von nur 27 Jahren beenden. Bayern-Präsident Willi Hoffmann macht Uli Hoeneß zum jüngsten Vereinsmanager der Bundesliga-Geschichte. Eigentlich wollten die Verantwortlichen des deutschen Fußball-Rekordmeisters Rudi Assauer nach München holen, doch der sagte ab.
Bild: picture-alliance/S. Simon
Den WG-Spezi zurückgeholt
Noch als Spieler beweist Hoeneß sein Managertalent. 1978 vermittelt er den Bayern einen Sponsorenvertrag mit einem Unternehmen aus seiner Heimatstadt Ulm. Einziger Verwendungszweck für das Geld: die Rückkehr seines Spezis Paul Breitner (r.) von Eintracht Braunschweig an die Isar. Mit Breitner teilte sich Hoeneß in seinen Anfangstagen in München eine WG.
Bild: picture-alliance/dpa/I. Bajzat
Der erste große Deal
Verbindlichkeiten in Höhe von sieben Millionen D-Mark drücken den deutschen Fußballrekordmeister, als Hoeneß seinen Job als Klubmanager antritt. "Das Wichtigste war, den FC Bayern schuldenfrei zu machen", erinnert sich Hoeneß. "Da habe ich den Karl-Heinz Rummenigge verkauft." Elf Millionen Mark spült der Transfer in die Kasse - und der Verein ist auf einen Schlag schuldenfrei.
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Erzfeind Lemke
Hier stoßen sie noch mit Bier an, doch wenig später fliegen die Fetzen zwischen Hoeneß (l.) und Willi Lemke (r.). Der Manager des SV Werder Bremen - Mitte der 1980er-Jahre zweimal Vizemeister, einmal Meister - stichelt gegen die Bayern und gegen Hoeneß, dem er eine "Arroganz, die nicht zu überbieten ist" vorwirft. Hoeneß nennt Lemke einen "Volksverhetzer", durch den er "hassen gelernt" habe.
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Schlagabtausch mit Daum
Legendär ist auch der Streit zwischen Hoeneß (r.) und dem Kölner Trainer Christoph Daum (2.v.l.) 1989 im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. "Du überschätzt dich maßlos. Du musst mal nach oben schauen. Das ist ein Ball, kein Heiligenschein", sagt Hoeneß mit Blick auf die Studiodekoration. "Um dein Maß an Überschätzung zu erreichen, muss ich hundert Jahre alt werden", kontert Daum.
Bild: picture-alliance/Alfred Harder
Eine spezielle Verbindung: Hoeneß und Heynckes
"Die vorzeitige Trennung von Heynckes 1991 war mein schwerster Fehler", sagt Hoeneß später. "Ich bin sicher, dass er uns noch weit gebracht hätte." Hoeneß macht seinen Fehler später wieder gut. Dreimal holt er Heynckes, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet, später noch als Trainer nach München. Mit großem Erfolg ...
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Triple 2013
... Unter Trainer Heynckes gewinnen die Bayern 2013 das Triple aus deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Als sich Hoeneß mit den Trophäen des erfolgreichen Jahres (links von ihm auch noch der UEFA-Supercup) präsentiert, liegt der Wechsel vom Managerposten auf den Präsidentenstuhl des FC Bayern bereits vier Jahre zurück (2009).
Bild: picture-alliance/dpa
Er kann auch herzlich
Auch dafür steht Uli Hoeneß: Er hilft, wo er kann. Vereine wie der FC St. Pauli und sogar Liga-Konkurrent Borussia Dortmund profitieren von seiner Großzügigkeit. Auch ehemalige Teamgefährten wie der ehemalige alkoholkranke Gerd Müller und Spieler wie Sebastian Deisler (Burnout-Syndrom) oder Dietmar Hamann (Alkohol- und Spielsucht) können in der Not auf seine Hilfe zählen.
Bild: picture-alliance/dpa
Zwischen Volksnähe und Wutrede
Hoeneß' Verhältnis zu den Fans ist ambivalent. Mal gibt er sich volksnah, wie hier, als er Würstchen an die Bayern-Anhänger verteilt. Mal lässt er sich zu Wutreden hinreißen, wenn ihn Fans aus seiner Sicht zu kritisch angehen - wie bei der Jahreshauptversammlung der Bayern 2007, als er mit hochrotem Kopf ins Mikro brüllt: "Das ist populistische Scheiße. Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?"
Bild: picture-alliance/Sven Simon/F. Hoermann
Tränen in Zeiten der Steueraffäre
Man mag Uli Hoeneß vieles vorwerfen können, aber nicht, dass er aus seinem Herzen eine Mördergrube macht. Wenn er emotional berührt ist, wie bei der Jahreshauptversammlung 2013, schämt er sich auch seiner Tränen nicht. Zu dieser Zeit wird gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Im Zuge der Affäre gibt er alle Ämter beim FC Bayern auf.
Bild: Reuters
Gut anderthalb Jahre im Gefängnis
Im März 2014 verurteilt das Landgericht München II den Fußballfunktionär wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Hoeneß akzeptiert das Urteil. Nach gut anderthalb Jahren im Gefängnis kommt er Ende Februar 2016 wieder auf freien Fuß, der Rest seiner Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Im selben Jahr wird Hoeneß wieder Bayern-Präsident.
Bild: Reuters
Doppelspitze - nicht immer einer Meinung
Mit Vorstandschef Rummenigge (l.) - dem Spieler, den er einst als Manager verkaufte - bildet der Klubpräsident seit Jahren eine Doppelspitze. Nicht immer sprechen sie mit einer Stimme. So stellte sich Hoeneß in der vergangenen Saison demonstrativ hinter Trainer Niko Kovac, während sich Rummenigge deutlich kritischer äußerte.
Bild: picture-alliance/dpa/Revierfoto
Mehr Zeit für Susanne
Die "Bild"-Zeitung hatte als Erste berichtet, Hoeneß werde sich im November nicht mehr als Bayern-Präsident zur Wiederwahl stellen. Er selbst bestätigte das zunächst nicht, sondern teilte seinen Entschluss Wochen später zunächst den Kollegen vom Aufsichtsrat mit. Im November tritt er ab und hat damit wieder mehr Zeit für seine Ehefrau Susanne (l.), mit der er seit 1973 verheiratet ist, und ...
Bild: picture-alliance/nordphoto/Straubmeier
Gefühl auch für den kleinen Ball
... dafür, sein Handicap (23) beim Golfen zu verbessern. "Ich glaube, dass Fußballspieler prädestiniert sind, gute Golfspieler zu sein", sagt Hoeneß über sein Hobby. "Erstens sind sie alle sehr sportlich. Zweitens haben sie ein gewisses Ballgefühl. Das heißt, sie haben den Vorteil, ohne große Übung einen Ball schlagen zu können."